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DC4FS  > WX-INFO  22.11.95 11:49l 74 Lines 4335 Bytes #-10405 (0) @ DB0TNC
BID : 15350EDC4FS
Read: GUEST DG9NBR DF5NK DK3EL
Subj: Wetterabhaengige UKW-Ueberreichweiten
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Sent: 950315/2205z @:DC4FS.#NDS.DEU.EU [Wittmund JO33VN WinGT-1.53]

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Schon in den Anfaengen der Erforschung der UKW-Ausbreitung wurden
Ueberreichweiten fast immer in Verbindung mit Hochdruckgebieten registriert.
Schon damals nahm man eine reflektierende Schicht innerhalb der Troposphaere
an. Die Troposphaere ist der Teil der Erdatmosphaere, in dem sich die wetter-
bestimmenden Vorgaenge abspielen.

Sie reicht in unseren Breiten bis in eine Hoehe von etwa 11 km.
Man machte sich nun Gedanken darueber, wie es zu einer Brechung der
UKW-Strahlung in dieser Zone kommen koennte. Normalerweise nimmt die
Temperatur mit der Hoehe um durchschnittlich 0,6ø/100 m linear ab.
Sie erreicht an der Obergrenze der Troposphaere, der Tropopause,
Werte um - 60 Grad.(C)

In gleicher Weise nimmt auch die relative Luftfeuchte mit der Hoehe ab.
Verlagern sich nun warme Luftmassen ueber die kalten, dann kommt es zu einer
Temperaturumkehr oder Ausbildung einer Inversion. Mit der Temperatur aendert
sich im Gebiet der Inversion auch die Luftdichte, die im wesentlichen von den
Faktoren Temperatur und Dampfdruck bestimmt wird.

Setzt man nun fuer die warme Luft ein duennes und fuer die Kaltluft ein dichtes Medium an, so wird nach den Gesetzen der Optik ein UKW-Strahl, der vom dichterenMedium kommend, in das duennere eintritt, vom Einfallslot weg gebrochen.
Der Strahl erfaehrt also eine Richtungsaenderung in der Inversionsschicht und
kann bei guenstigen Bedingungen wieder zur Erde zurueckkehren. Der Grad der
Berechnung ist abhaengig vom Wert der Luftdichte bzw. dem Brechungsindex der
Luft. Liegt eine Inversionsschicht in geringem Abstand von der Erdoberflaeche,
so spricht man von einer Bodeninversion. Ein Funkstrahl wird zwischen Erdober-
flaeche und Inversionsschicht mehrfach reflektiert. So sind deshalb auch keine
empfangstoten Zonen zu beobachten. 
Wenn zwei Inversionsschichten im Bereich der Troposphaere mit Abstand
uebereinander liegen, spricht man von einer Doppelinversion.

Ein zwischen diese Schichten eintretender Funkstrahl wird wie in einer
Roehre (eng. "ducting") mehrfach reflektiert und tritt unter Umstaenden
erst an "Loechern" der unteren Inversion wieder aus, die Hunderte von
Kilometern vom Sendeort entfernt liegen koennen.
In diesem Fall treten also haeufig empfangstote Zonen auf.

Fuer die Beurteilung der UKW-Ausbreitungsbedingungen ist die Wetterkarte ein
wichtiges Hilfsmittel. Wetterbestimmend sind u.a. die Hoch- und Tiefdruck-
gebiete, die mit temperaturabhaengigen Hebungs- und Senkungsprozessoren
in der Atmosphaere in Verbindung stehen.

Wetterbedingte UKW-Ueberreichweiten entstehen oft bei langsam abwandernden
oder sich allmaehlich abbauenden Hochdruckgebieten, kurzfristig aber auch
bei kleinen schnell vorbeiziehenden Antizyklonen. Auch der Luftdruck selbst
hat bisweilen Einfluss auf die UKW-Ausbreitung. Beguenstigend wirken sich
z.B. langsam und stetiger Anstieg, aber auch Luftdruckkonstanz aus.

Auch der sprungartige Luftdruckanstieg hinter einer Kaltfront mit Niederschlag
kann kurzzeitig zu guten Bedingungen fuehren.
Auch die Windverhaeltnisse spielen eine wichtige Rolle.
Hier sind es schwache Luftbewegung oder Windstille, die man als Voraussetzung
einer guten UKW-Ausbreitung anfuehren muss.

Beobachtet hat man auch gute Verbindungsmoeglichkeiten von Amateuren, die auf
der gleichen Isobare ueber einer Hoeheninversion liegen.
Ueberhaupt sind die UKW-Reichweiten etwa in Richtung der Isobaren im allgemeinenweitreichender als diejenigen, die quer zu den Isobaren verlaufen.
Zur Erinnerung:
Unter Isobaren versteht man die Linien gleichen Luftdrucks.

Nicht unerwaehnt lassen moechte ich zum Schluss die troposphaerischen
Scatterverbindungen. Im Uebergangsgebiet zwischen Troposphaere und
Stratosphaere, also in 11 km Hoehe, finden oft Ausgleichsvorgaenge der Luft
statt, die sich in der Form von vertikalen Luftstroemungen, Wirbeln oder
Schlieren auswirken und eine diffuse Reflexion der gerichteten UKW-Strahlung
ermoeglichen.
Aber auch in tieferen Luftschichten treten manchmal bei grosser Instabilitaet
wabenartige oder blasenfoermige Luftpakete auf, die solche diffusen Reflexionen
hervorrufen koennen.


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