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DC4FS  > WX-INFO  22.11.95 11:40l 81 Lines 4723 Bytes #-10405 (0) @ DB0TNC
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Subj: Treibhauseffekt
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 de DC4FS @ DC4FS.#NDS.DEU.EU (Rüdiger, @DB0CL)
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Immer wieder lebt die Diskussion darueber auf, ob die in den vergangenen Jahren
bei uns aufgetretenen milden Winter nicht doch schon etwas mit dem prophezeiten
Treibhauseffekt zu tun haben, der ja eine globale Erwaermung zur Folge haben
soll.
Wir sollten mit unseren Vermutungen jedoch streng haushalten, denn bis zur
Stunde wissen wir eigentlich nichts einigermassen Zuverlaessiges zu diesem
Themenkomplex.

Vor einiger Zeit konnte man in einem Nachrichtenmagazin nachlesen, dass die
Folgen einer globalen Erwaermung, also einer Erhoehung der weltweiten
Durchschnittstemperatur fuer Europa der Beginn einer neuen Eiszeit bedeuten
koennten.
Also ganz im Gegenteil, nicht Erwaermung, sondern Abkuehlung. Und diese kleine
europaeische Eiszeit koennte bereits in 50 - 100 Jahren einsetzen.

Ursache dafuer waere ein Versiegen des Golfstromes, der nahezu alleine fuer
unser gemaessigtes mitteleuropaeisches und vor allem nordeuropaeisches Wetter
verantwortlich gemacht wird.
Wer ist sich schon darueber bewusst, dass die Insel Sylt auf derselben
geographischen Breite liegt wie die Suedgrenze Alaskas. Und nun vergleichen Sie
mal die Klimate beider Regionen. Ein Stillstand des Golfstromes haette in der
Tat verheerende Folgen fuer unser europaeisches Klima. Das Fliessen und damit
der Waermetransport des Golfstroms wird aber nur dadurch gewaehrleistet, dass
im Nordmeer Oberflaechenwasser absinkt und in den Tiefen des Atlantiks in
entgegengesetzter Richtung zurueckverfrachtet wird.

Verstaerkte Eisbildung im Nordmeer, vor allem in seinen suedlichen Teilen,
wuerde jene Absinkvorgaenge des Wassers und damit den Golfstrom zum Erliegen
bringen. Man befuerchtet durch einen Anstieg der Durchschnittstemperatur im
hohen arktischen Norden die Vermehrung von Schmelzwasser.

Dadurch sinkt der Salzgehalt prozentual ab, und schon wenige Zentelprozente
weniger Salzgehalt koennten bewirken, dass grosse Areale bisher eisfreier
Nordpolarmeergebiete soz. schlagartig zufrieren und somit die Absinkvorgaenge
stoppen, die bisher unseren Golfstrom durch eine entsprechende Gegenstroemung
am Leben erhalten haben. Das Klima wuerde sich ohne Golfstrom in einer relativ
kurzen Zeit schlagartig aendern.

Der Beginn einer Eiszeit fuer Europa waere unausweichlich und somit fuer uns
alle eine Klimakatastrophe. 

Da sehen Sie mal, was in den Koepfen der Wissenschaftler alles zum Thema
Treibhauseffekt rumgeistert.
Wird es (bei uns) nun kaelter oder waermer. Betrachten wir einmal eine
geschichtliche Tatsache. Es ist bekannt, dass die letzte Eiszeit vor rund
10 000 Jahren zu Ende ging. Das war die Zeit, in der die Menschen aus den
Hoehlen hervorkrochen und in den milden Klimabedingungen der nun angebrochenen
Zwischeneiszeit  - in der wir noch heute leben - die Kulturgeschichte
einlaeuteten. Kaum einer von uns macht sich klar, dass die Menschheit 99%
ihrer Lebensdauer in primitiven Hoehlen und in kleinen Gruppen lebend verbracht
hat.

Trotzdem ging alles gut. Unsere ganze Kulturgeschichte, auf die wir modernen
Menschen mit Recht stolz sein koennen, ist also knapp 10 000 Jahre alt.
In dieser Zeit gab es keine globalen Klimakatastrophen.
Heute aber ist es beunruhigend zu wissen, dass wir durch unsere Umweltbelastung
unser Weltklima in relativ kurzer Zeit zum Umkippen bringen koennten.
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Das waere in der Erdgeschichte nichts Neues, jedoch von den Ursachen her und
von der zeitlichen Beschleunigung her betrachtet einmalig.
Unsere Erde wuerde dies ueberleben. Denn sie hat viel Zeit, wir wohl nicht.
Zur Bevoelkerungsexplosion wuerde sich dann die explosionsartige Aenderung
des Weltklimas gesellen.
Aldous Huxley praegte die Worte: Ungeloest wir dieses Problem, also das der
Bevoelkerungsexplosion, alle unsere anderen Probleme unloesbar machen".
Das Problem der Klimaentwicklung gehoert ebenfalls dazu.
Bis zum Jahre 2000 vor Christus lebten weniger als 100 Millionen Menschen
auf dieser Erde. Zur Zeit Christi Geburt waren es 250 Millionen. Bis zum Jahre
1650 verdoppelte sich die Erdbevoelkerung, also auf 500 Millionen.
Vor 150 Jahren wurde die erste Milliarde ueberschritten. 1928 waren es dann
zwei Milliarden, also 200 Millionen und im Sommer 1987 5 Milliarden.
Die Zeit, die wichtigste Zutat im Rezept des Lebens, wie es Prof. Haber einmal
formulierte, laeuft uns nun davon. Sie liefert demnaechst eine dramatische
Story, die unsere Eintagsfliegen-Existenz erschuetternd wiedergibt.
Das Weltklima wird in dieser Geschichte sicher auch seine Rolle spielen.


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 19.05.2024 04:41:05lGo back Go up