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DC4FS  > WX-INFO  22.11.95 14:18l 55 Lines 2955 Bytes #-10405 (0) @ DB0TNC
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Subj: Extrem kalter Winter?
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 de DC4FS @ DC4FS.#NDS.DEU.EU (Rüdiger, @DB0CL)
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Die derzeitig ueber Mitteleuropa herrschende Witterung wird von
vielen Mitbuergern bereits als Vorzeichen fuer einen bevorstehenden
kalten Winter gedeutet. Argumentiert wird dabei haeufig mit der
Vorstellung, auf einen langen warmen Sommer folge in der Regel
ein extrem kalter Winter. Aber man sollte mit derartigen Vorstel-
lungen vorsichtig sein, denn die Statistik belegt das nicht.

Betrachtet man einmal den Zeitraum der immer regelmaeßigeren
Wetteraufzeichnungen der vergangenen 230 Jahre, so gelten als
extrem kalte Winter dieser Epoche Winter mit einer Temperatur-
abweichung von etwa 2øC vom Mittelwert dieses Zeitraums.

Die Natur hat in ihrem Klimahaushalt in einem laengeren Zeitraum
fuer Ausgleich gesorgt und uns genau so viele sehr milde wie sehr
kalte Winter, aber auch ebenso viele sehr warme wie sehr kuehle
Sommer beschert. Dabei ist die Aufeinanderfolge von extrem tem-
perierten Wintern und Sommern eine Ausnahme. Vielmehr gilt das
Auftreten extrem temperierter Winter und Sommer als Sonderfaelle
nahezu als Regel. In der Statistik dieses Jahrhunderts ist
eine Zunahme sehr milder Winter und sehr kuehler Sommer bemerkens-
wert.
Daß in Mitteleuropa in einem Jahrzehnt gleich vier extrem kalte
Winter auftraten - es waren die Winter 1940, 41, 42 und 47, muß
als "Jahrhundertereignis" gelten. So etwas gab es auch im vorigen
Jahrhundert in den Jahren 1841, 1845, 1847 und 1848.

Sollte der bevorstehende Winter extrem kalt werden, waere er soz.
ein Einzelgaenger. Statistisch ließe sich der vorausgegangene
lange heiße Sommer dafuer nicht verantwortlich macnen. Vor mir
liegt naemlich eine Statistik der Haeufigkeit extrem temperierter
Winter und Sommer in Mitteleuropa seit 1761, die das einwandfrei
belegt.
In diesem Zusammenhang ist vielleicht noch interessant, daß
Untersuchungen der Schneehaeufigkeit und andauernden Schneedecke
belegt haben, daß sehr kalte Winter damit eindeutig synchron ver-
laufen. Eine lang andauernde Schneedecke gilt naemlich als
Kaelteproduzent, da die Waermeisolierung der Schneeschicht
gegenueber dem Waermeenergiereservoire des Erdbodens dazu fuehrt,
daß der Waermeentzug im Winter zum groeßten Teil nur aus der Luft
selbst gedeckt werden kann, die sich infolgedessen sehr stark
in Bodennaehe abkuehlt. 
Bekannt sind ja Ihnen allen die tiefen Temperaturen in klaren 
Winternaechten ueber einer Schneedecke. Die kaeltesten Winter sind 
demnach im Normalfall auch zugleich die scnneedeckenreichsten. 
Dieser Zusammenhang wurde z.B. fuer den sehr kalten Winter 1939/40
in unseren Breiten nachgewiesen, ebenfalls fuer die Winter 1962/63,
1941/42 und auch 1928/29, die alle extrem kalt waren. 
Hingegen hatte der Winter 1974/75 nur eine sehr geringe
Schneedeckenhoehensumme und verlief sehr mild.


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