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DF9JD  > LEXIKON  26.03.05 11:43l 89 Lines 4419 Bytes #999 (0) @ DL
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Read: GUEST DG5YMS
Subj: Wetterkunde Wetterlage
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de DF9JD @ DB0IZ.#NRW.DEU.EU   (Alfred)

to LEXIKON @ ALLE

Folgender Beitrag ist von Klaus, DL5EJ

V b - Wetterlage (gesprochen FÜNF b)
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Die meteorologischen Ereignisse im mittleren und südwestlichen
Deutschland, der sintflutartige Regen in Sachsen, Thüringen, Hes-
sen und Teilen von Baden-Württemberg,haben  vielen Menschen in
diesen Gebieten Leid und Tränen gebracht. Wir haben das alles in
den Medien mit verfolgen können. Wenn das Wetter so verrückt
spielt, fragt man sich natürlich sogleich: Bewegen sich derartige
Wetterkapriolen heute eigentlich noch in einem akzeptablen stati-
stischen Rahmen? Hat es soetwas früher an Dynamik und Häufigkeit
auch gegeben? Oder liegt es nahe anzunehmen, daß sich unser Klima
ändert?

Ich möchte aus aktuellem Anlaß heute daran erinnern, daß bereits
im vorigen Jahrhundert der Meteorologe van BEBBER, der von 1841
bis 1909 lebte, sich der Mühe unterzog, die Zugstraßen der atlan-
tischen Tiefdruckgebiete über viele Jahre hinweg zu beobachten
und statistisch zu klassifizieren. Er entdeckte dabei besondere,
häufig wiederkehrende Zugbahnen atlantischer Tiefdruckgebiete.
Bis heute bevorzugen die unser Wetter bestimmenden Zyklonen jene
Straßen, die van BEBBER damals entdeckt hat. Er numerierte diese
Bahnen von I a bis VI b.

In den Wetterberichten finden die Zugstraßen kaum noch Erwähnung
mit Ausnahme der Zugstraße Fünf-b, die im Wettergeschehen für
Süddeutschland zuweilen eine äußerst wichtige Rolle spielt. Die
Zugstraße V b nimmt ihren Verlauf vom Nordatlantik über Südfran-
kreich nach Norditalien. Tiefs auf dieser Zugstraße zeigen häufig
die Neigung, von der Adria aus plötzlich nach Norden zu schwen-
ken, aber nur noch langsam weiter zu ziehen, oft auch stationär
zu werden. Im Bereich eines V b- Tiefs trifft warme Mittelmeer-
luft mit kalter Luft aus Norden zusammen. Diese Luftmassengegen-
sätze führen meist zu sehr ergiebigen und langandauernden Auf-
gleitniederschlägen und damit zu Hochwasser von Donau, Elbe und
Oder.

Die von mir geschilderte Fünf-B-Wetterlage war für das katastro-
phale Wetter im mittleren Deutschland verantwortlich. Gerade im
Frühjahr ist diese Großwetterlage relativ häufig. Wir haben es
hier also mit einem durchaus normalen Witterungsereignis zu tun.
Neu sind diese Phänomene also nicht, wie ich versuchte zu erklä-
ren.

Diese Großwetterlage kann nun noch zusätzlich eine verstärkende
Variante erfahren, so, wie das auch in den vergangenen Tagen über
Deutschland geschah. Es bildet sich in der höheren Troposphäre
ein sog. Kaltlufttropfen aus. Was ist darunter zu verstehen?

Es handelt sich dabei um ein abgeschlossenes, abgenabeltes Gebiet
von Kaltluft in der mittleren und oberen Troposphäre. Ein altern-
des Tief z.B. wird von seinem Kaltluftnachschub abgeschnitten und
wird damit fast stationär, bewegt sich meist nur mit dem Boden-
wind weiter, wird demnach also sehr langsam. Die Luftschichtung
in einem solchen Kaltluftropfen ist labil, d.h. wärmere Luft
liegt unter der kalten Höhenluft. Dabei kommt es zu langanhalten,
relativ ortsfesten Dauerniederschlägen, sog. Labilitätsnieder-
schlägen. Sommerliche Kaltluftropfen können bei geringen Luft-
drukkgegensätzen sehr langlebig und die Ursache für länger anhal-
tende Schlechtwetterperioden sein. Im Winter verursachen jene
Kaltlufttropfen auf ihrer Rückseite, auf der wärmere Luft vor-
dringt, starke Schneefälle.

Es ist schon in etwa beruhigend, wenn wir bei heutzutage auftre-
tenden Wetterunbilden sagen können, daß derartiges- statistisch
gesehen- keine Abnormität ist. So hat ja auch der Wetterkundler
van BEBBER im vorigen Jahrhundert bereits jene Zugstraße V b ent-
deckt, die für die gerade hinter uns liegenden Wetterereignisse
an der Saale und Umgebung verantwortlich gemacht werden kann.
Soetwas haben also auch die Menschen im vorigen Jahrhundert mehr
oder weniger regelmäßig in diesen Landstrichen erlebt.

Das Thema der Wetterbeeinflussung durch den Menschen bleibt davon
jedoch unberührt. Inwieweit sich diese Eingriffe inzwischen be-
reits mit den jahrhundertealten natürlichen Witterungsphänomenen
überlagert haben, kann zur Zeit noch nicht befriedigend dargelegt
werden. Auf jeden Fall ist es dringend erforderlich, die dünne
Haut unserer Erde, Atmosphäre genannt, möglichst sauber zu hal-
ten.
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eingeschrieben in PR von Alfred - DF9JD @ DB0IZ -



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