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DL4AI  > IMKER    01.03.98 18:37l 109 Lines 4844 Bytes #999 (999) @ DL
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Subj: Schwarmverhinderung?
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From: DL4AI @ DB0MAK.#BAY.DEU.EU  (Günter)
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Liebe Imker- und Funkfreunde!


Angeregt durch den letzten Bericht von Walter (DK3CZ), 
möchte ich hier meine Methode der Schwarmverhinderung 
beschreiben.

Im Mai kommen häufig Völker auf Schwarmgedanken. Dieses 
ist die natürlichste Form der Vermehrung der Bienenvölker 
und in der freien Natur lebensnotwendig für die Bienen. 
Jedoch ist es u. a. ein Zuchtziel, eine schwarmträge Biene 
zu züchten. Dieses sind wirtschaftliche Gründe. Völker, 
die schwärmen, machen Arbeit. Sie bringen weniger Honig. 
Völker die zum Schwärmen neigen, müssen intensiver 
beobachtet werden, wenn man den Schwarm selber wieder 
einfangen will. Für einen Berufstätigen ist das oft nicht 
möglich. Völker die sich zum Schwärmen vorbereiten, 
stellen einige Zeit vorher ihre Sammeltätigkeit ein. Die 
Königin erhält Schmalkost, stellt ihre Legeaktivität ein 
und kann dann wieder fliegen. Die Sammelbienen werden 
träge und das Volk wartet auf einen günstigen Zeitpunkt 
zum Abflug. Der Schwarm nimmt einen Teil der Sammelvorräte 
mit, um die ersten drei Tage von diesen Vorräten überleben 
zu können.
Ein wesentlicher Auslöser des Schwarmtriebes ist der 
Futtersaftstau bei den Ammenbienen. Die Brutwaben sind 
alle verdeckelt, und die Königin hat keinen Platz mehr zum 
Legen. Dann werden Schwarmzellen gebaut und anschließend 
bestiftet. Werden diese Schwarmzellen verdeckelt, so ist 
ein Schwarm kaum noch aufzuhalten.

Es gibt viele Methoden das zu verhindern. Eines ist 
sicher, keine Methode ist zuverlässig und die beste. Jeder 
Imker muß die beste Lösung für sich finden.

Eine erfolgreiche Methode der Schwarmlust zu begegnen, ist 
das vorherige Schröpfen der Völker. Man nimmt vorwiegend 
gedeckelte Brutwaben aus dem Brutraum. Für diese 
entnommenen Brutwaben hängt man Leerwaben und Mittelwände 
in das Brutnest. Dabei muß man darauf achten, daß die 
Königin im Hauptvolk bleibt. Mit diesen Brutwaben, einer 
Pollenwabe und Futterwaben bildet man einen Ableger. Der 
Ableger braucht eine Königin, die man durch Umlarven von 
einem nachzuchtwürdigem Volk gewinnt. Mit dieser Methode 
gewinnen wir Ableger für das nächste Jahr, und es braucht 
nicht eine eigenständige Königinnenzucht betrieben zu 
werden.

Es gibt natürlich noch eine Reihe von anderen 
Möglichkeiten, wie Königinnenableger, Zellenflugling oder 
Zwischenableger.

Will man jedoch ein Volk nicht teilen oder hat seine 
Völker auf einem Außenstand stehen, dann gibt es die 
wirksame Methode der Brutdistanzierung. Sobald sich die 
ersten Anzeichen einer Schwarmstimmung bemerkbar machen, 
kann man lenkend eingreifen. Ich imkere in Magazinen und 
werde das entsprechend beschreiben. Man kann diese Methode 
jedoch auf andere Beutentypen sinngemäß anwenden. Aus 
beiden Bruträumen nehme ich die verdeckelten oder kurz vor 
der Verdeckelung stehenden Brutwaben mit den ansitzenden 
Bienen und hänge diese in eine leere Zarge. Die noch 
verbleibenden Brutwaben rücke ich zusammen und fülle die 
Seiten mit leeren Waben und einigen Mittelwänden wieder 
auf. Bei dieser Gelegenheit kontrolliere ich auf 
angesetzte Weiselzellen. Die Königin muß unten bleiben. 
Ich lege das Absperrgitter wieder auf die beiden Bruträume 
und setze den Honigraum wieder auf. Über den Honigraum 
setzte ich dann die entnommenen Brutwaben und fülle mit 
Leerwaben auf.

Jetzt hat die Königin wieder Platz zum Legen. Die 
Eischläuche werden wieder aktiviert, die Ammenbienen 
werden ihren Futtersaft wieder los, die Baubienen haben 
was zu tun und es gibt wieder Platz für Honig. Den oberen 
Raum sollte man nach 9 Tagen nochmals kurz nach 
Nachschaffungszellen kontrollieren, da sich die Bienen 
dort durch den Honigraum abgetrennt weisellos fühlen.

Bei Hinterbehandlungsbeuten, kann man Honigwaben entnehmen 
und Brut in den Honigraum hängen. Je weiter die Brut bei 
Warmbau vom Flugloch entfernt gehängt wird - oder bei 
Blätterbeuten mehr in den Randbereich - umso stärker ist 
die Wirkung.


Dieses Verfahren muß man je nach Tracht nach einiger Zeit 
wiederholen. So kann man ein Volk ungeschröpft durch die 
Saison führen. Wie bei allen "sicheren Verfahren" gelingt 
diese Schwarmtrieblenkung, die von Demaree schon gegen 
Ende des vorigen Jahrhunderts beschrieben wurde, zu 90 
Prozent.

In meinen vorherigen Berichten habe ich sicherlich schon 
erwähnt, daß ich Bienen in einem Reihenhausgarten gehalten 
habe. Da meine Nachbarn nichts von meiner Bienenhaltung 
wissen sollten, konnte ich mir keinen Schwarm erlauben. 
Vier Jahre konnte ich an dem Platz mit der 
Brutdistanzierung Schwärme verhindern. Jetzt habe ich mehr 
Platz. Jedoch habe ich in zehn Jahren erst drei Schwärme 
gehabt. Davon einen gewollt.

Allen Lesern wünsche ich noch einen vergnügten Tag.
Viel Spaß beim Hören von Summen, Brummen, Piepen und 
anderen Tönen an Beuten und im Äther.

                                Günter DL4AI



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