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DL4AI  > IMKER    12.01.98 01:38l 109 Lines 4885 Bytes #999 (999) @ DL
BID : B18DB0MAK04P
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Read: GUEST
Subj: Faulbrut
Path: DB0MAK
Sent: 980111/2236z @:DB0MAK.#BAY.DEU.EU [Marktredwitz, JO60BA] Bcm1.39w29c
From: DL4AI @ DB0MAK.#BAY.DEU.EU  (Günter)
To:   IMKER @ DL
Reply-To: DL4AI @ DB0VER.#NDS.DEU.EU
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Liebe Imker- und Funkfreunde!

Im vergangenen Jahr hatten wir in dieser Gegend mit
der "Faulbrut zu kämpfen". Ein Neuimker hatte bei seinen
Bienen Unregelmäßigkeiten bemerkt und einen befreundeteten
Imker eingeschaltet. Es war die Faulbrut. Klinischer
Befund. Sofort gab es im Umkreis von 3 Km einen
Sperrbezirk, den wir (vom Verein) auf 5 km ausdehnten.
In diesem Umkreis haben wir in Verbindung mit dem
Veterinäramt eine Liste mit allen Völkern aufgestellt und
diese dann untersucht. Von allen Völkern wurden Proben aus
den Futterkränzen entnommen und dem Bieneninstitut in
Celle zur Untersuchung eingeschickt. Selbst das
Veterinäramt war überfordert und hat gern unsere Hilfe für
die Untersuchung angenommen. Das Sperrgebiet wurde bei den
Untersuchungen schnell größer und größer.

Faulbrut ist im Anfangsstadium nur schwer zu erkennen.
Oftmals sind nur zwei bis drei Zellen auf der Wabe
auszumachen. Erst im weiter fortgeschrittenen Stadium
erkennt man eingefallene und stehengebliebene Zellen in
einer Brutfläche. Typisch ist dann das Fadenziehen der
faulenden Made.

Je, nach Beurteilung des Bienenstandes haben wir eine
"Vollsanierung" (aufbrennen aller Beuten und allen
Wabenmaterials) oder eine Sanierung über Ablegerbildung
angeordnet. Das Wachs muß als Seuchenwachs gekennzeichnet 
werden. Die Beuten mußten dann je nach Material 
ausgeflämmt oder mit Natronlauge gereinigt werden. Das war 
eine immense Arbeit für die betreffenden Imker.
Besonders unangenehm war die Situation der Wanderimker, da
diese nach Beendigung der Tracht, das Gebiet nicht
verlassen durften. Ich habe die Völker eines Wanderimkers,
der mit 73 Völkern im Raps stand untersuchen müssen. In
den Futterproben wurden auch Sporen gefunden. Äußerlich 
waren die Völker einwandfrei und in einem hervorragenden
Zustand.

In unserem Vereinsgebiet wurden ca. 30 Fälle entdeckt.
Dazu muß ich sagen, daß die meisten Fälle auch nur bei den
Untersuchungen der Futterproben festgestellt wurden.
Diese Untersuchungen werden nur von ganz wenigen
Instituten vorgenommen. Wenn man sich die Zahlen ansieht,
werden auch in der Nähe dieser Institute die meisten
Faulbrutfälle entdeckt. Daraus könnte man schließen, daß
die Dunkelziffer noch viel höher liegt.

Es gibt Theorien, daß Faulbrutsporen in vielen Völkern
vorhanden sind und die Seuche nur unter bestimmten
Bedingungen ausbricht. Sicherlich ist auch die Sauberkeit
(also ständige Reinigung der Beuten, ständige
Bauerneuerung und der Zustand des Bienenvolkes) von großer
Bedeutung. Bei Untersuchungen wurde auch schon
festgestellt, daß im Kot von Wachsmottenmaden ein hoher
Anteil an Sporen enthalten ist.

Natürlich gibt es keine Sicherheit und man sollte bei der
Durchsicht der Völker immer genau hinsehen.

In diesem Jahr müssen bei den betreffenden Imkern
Nachuntersuchungen gemacht werden. Die Arbeit geht also
weiter.

Wie sicherlich bekannt ist, sind die Sporen resistent
gegen große Hitze bis über 250 Grad (allerdings je nach
Dauer der Hitze. Bei länger andauernder Hitze sind die
Sporen auch schon bei geringerer Hitze nicht mehr
keimfähig)und sie sind sehr langlebig. Vorhandene
lebensfähige Sporen können noch nach Jahren auskeimen.

Ich bin natürlich immer mit gemischten Gefühlen von den
Untersuchungen nach Hause gekommen. Alle äußerliche
Kleidung wurde immer nach jeder Untersuchung  ausgekocht.
Von meiner Tankstelle habe ich mir Einweghandschuhe
besorgt. Meistens habe ich die Imker, bei denen ich
untersuchen mußte, gebeten, mir ihre Kleidung
zur Verfügung zu stellen, um eine Ansteckung von Stand zu
Stand zu vermeiden. Obwohl ich auch im Sperrgebiet lag,
waren meine Völker sporenfrei. Bei dieser Gelegenheit habe
ich auch Honig aus Uruguay (ich bin dort im Dezember
gewesen und habe auf meinen Rundfahrten Imkereien
besichtigt) untersuchen lassen. Ich erhielt die
Mitteilung, daß dieser Honig so viele Keime enthielt, daß
man speziell auf Faulbrut gar nicht untersuchen könne!!!

Faulbrut kann jeder Imker haben, und es ist keinesfalls
eine Schande. Ein Imkerkollege, dem ich mitteilen mußte,
daß seine Völker befallen sind, spricht allerdings seitdem
nicht mehr mit mir. Das kann auch dabei herauskommen, wenn
man so ein Amt übernimmt.

Also, liebe Imkerfreunde, achtet also bei Durchsicht Eurer
Völker genau auf stehengebliebene Zellen. Besonders, wenn
diese eingefallen sind (Deckel nach innen gewölbt und 
teilweise mit kleinen Löchern im Deckel). Dann sollte man 
mit einem Streichholz eine Fadenprobe machen. Wie ja 
bekannt sein dürfte ist diese Seuche anzeigepflichtig und 
wie gesagt, es ist keine Schande, wenn man selber davon 
betroffen wird.

Heute war hier in Verden bei Bremen herrliches Wetter. Die
Bienen flogen. Gestern waren die Temperaturen bei ca. 12
Grad.

Allen Lesern wünsche ich noch ein erfolgreiches neues Jahr
und viel Spaß bei unserem Hobby.

Mit den besten Grüßen von                               Günter DL4AI


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