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DC4FS  > WX-INFO  22.11.95 11:34l 53 Lines 3172 Bytes #-10405 (0) @ DB0TNC
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Read: GUEST DG9NBR DK3EL
Subj: Siebenschlaefertag (27. Juni)
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Sent: 950315/2200z @:DC4FS.#NDS.DEU.EU [Wittmund JO33VN WinGT-1.53]

 de DC4FS @ DC4FS.#NDS.DEU.EU (Rüdiger, @DB0CL)
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Am 27. Juni eines jeden Jahres sind die "Siebenschlaefer" immer wieder
Gespraechsthema fuer die Wetterprognose.
So sagt der Volksmund z.B.: "Wenn die Siebenschlaefer Regen kochen, so regnet
es vier ganze Wochen" oder sogar "Wenn es an Siebenschlaefer regnet, so ist man
sieben Wochen mit Regen gesegnet."
Betrachten wir einmal einen 25jaehrigen Zeitraum, von 1946-1970.
Dabei ergab sich; dass es 13mal am Siebenschlaefertag regnete und dass nur
sechsmal der folgende Juli mehr Niederschlag als ueblich aufwies.

Diese Beobachtungen beziehen sich auf die Stadt Regensburg.
Die Geschichte vom Siebenschlaefer und den nachfolgenden verregneten Wochen
ist demnach ebenfalls eine Legende, wie die von den sieben frommen Juenglingen,
die sich vor den Christenverfolgungen durch Kaiser Decius in einer Hoehle bei
Ephesus versteckten und nach fast 200 Jahren Schlaf im Jahre 446 n. Chr.
entdeckt wurden, ihre Geschichte berichteten und sich dann erst zum
eigentlichen Sterben niederlegten.

Die Wetterbeobachtungen haben allerdings bei trockenen Siebenschlaefern
etwas anderes ergeben. In einem Zeitraum von 30 Jahren, an denen es 14mal
am Siebenschlaefertag nicht regnete, blieben die Juliniederschlaege 10 mal
unter der Norm, also ueber 70% Trefferquote.
Bei nassen Siebenschlaefern hingegen nur 46% Treffer. Die Wahrscheinlichkeit,
dass einem trockenen 27. Juni auch ein insgesamt zu trockener Juli folgt,
ist demnach etwa doppelt zu hoch wie fuer einen zu nassen Julimonat.

Man darf die Siebenschlaeferregel auf keinen Fall so interpretieren, dass man
gerade den 27. Juni als Lostag fuer eine 7-woechige Wetterprognose heranzieht,
zumal es sowieso zwischendurch eine Kalenderreform gab, so dass der Lostag
inzwischen haette auch korrigiert werden muessen.
Er laege eigentlich ueber eine Woche spaeter. Der Wetterregel vom Sieben-
schlaefertag liegt vielmehr eine jahrhundertealte und ebenso lange
Witterungsbeobachtung zu Grunde, dass naemlich der Witterungscharakter
des Juni in der Regel, etwa zu 70%, sich auf die Witterung von Juli und
August auswirkt.

Je haeufiger es z.B. vom 26. - 30. Juni regnet, umso regenreicher wird der Juli.Es gibt noch eine auf statistischen Ergebnissen basierende Regel:
Steht die erste Junihaelfte ueberwiegend im Zeichen grosser Waerme, so folgt
mit hoher Wahrscheinlichkeit ein nasser Hochsommer.
Diese Trendbeobachtung laesst sich erklaeren. Grosse Hitze ueber dem mittel-
europaeischem Kontinent zu einer Zeit, zu der die Wassertemperaturen ueber
dem Atlantik noch relativ niedrig sind, wie eben im Juni, fuehrt zu einer
monsunaehnlichen Entwicklung, sozusagen zum Einatmen des Kontinents, eben zur
Einleitung eines grossraeumigen Seewindes, der, wenn er einmal eingesetzt hat,
mehrere Wochen lang - eben gerade zur schoenen Sommerzeit - unser Wetter kuehl
und nass gestaltet. Diesbezueglich haben wir also in diesem Jahr doch noch
einige Chancen fuer gutes Sommerwetter, zumindest fuer ein paar Schoenwetter-
perioden.


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