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DC4FS  > WX-INFO  22.11.95 14:18l 87 Lines 5068 Bytes #-10405 (0) @ DB0TNC
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Subj: Wetterbeeinflussung durch den Menschen ?
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Trotz eines sehr konstanten Klimas von mehreren Jahrtausenden koennte durch
einen Anstieg des CO 2-Gehaltes in der Luft, durch den sog. Treibhauseffekt,
die Gefahr in nicht allzu ferner Zukunft bestehen, dass sich die Atmosphaere
erwaermt und somit das Antarktiseis abschmilzt.

Das Abschmelzen des Eises der Westantarktis wuerde einen weltweiten Anstieg
des Meeresspiegels um 5 m zur Folge haben. Noetig sind dazu nur Temperatur-
erhoehung auf der Erde um einige Grade.
Hervorgerufen wird diese Erwaermung, dass das Kohlendioxyd die Waerme der
Sonne zwar hereinlaesst, aber nicht mehr heraus. Der Anstieg des Kohlen-
dioxydgehaltes der Luft waere also ein Alarmzeichen.

Wie gross ist die Gefahr aber nun wirklich ?
Durch Eisbohrungen in der Antarktis stellten Wissenschaftler fest, dass der
CO 2-Gehalt in den letzten 1000 Jahren recht konstant war.
In den letzten hundert Jahren ist jedoch infolge der Industrialisierung
ein Anstieg um 0,5% ermittelt worden.
In juengster Zeit nimmt dieser Wert aber auf dramatische Weise zu.
Professor Hans Oeschger, einer der fuehrenden Eis- und Klimaforscher der Welt,
rechnet mit einer Verdopplung des C-Gehaltes in der Atmosphaere schon in den
naechsten 50 Jahren.

Andere Gase wie Methan und die Flourkohlenwasserstoffe, die Freone, tragen
zur Verstaerkung des Treibhauseffektes bei.
Eine Verdopplung des Treibhauseffektes, so Prof. Oeschger, koennte nach dem
jetzigen Erkenntnisstand bereits im Jahre 2030 erreicht sein, weil eben diese
Stoffe den CO2-Effekt verstaerken.
Das Ganze wird dadurch auch gefoerdert, dass vor allem der Methangehalt
als Folge der wachsenden Erdbevoelkerung und damit des wachsenden Viehbestandes
zunimmt.
Prof. Oeschger sagt eine Temperatur-Erhoehung von einigen Graden fuer die
naechsten Jahrzehnte voraus. Die Prognosen liegen zwischen 1,5 und 4,5 Grad
fuer eine CO2-Verdopplung. Das hoert sich nicht nach sehr viel an, aber etwa
4 Grad C entspricht bereits dem Temperaturunterschied zwischen einer Eiszeit
und einer Nacheiszeit. Die Waermeverteilung der Ozeane bei einer Temperatur-
erhoehung der Luft spielt dabei eine wesentliche Rolle und kann zum teilweisen
Abschmelzen von Eismassen, z.B. des Groenlandeises oder des Antarktisschelf-
eises fuehren. Das innerhalb von 10 000 Jahren ziemlich stabil gebliebene
Klimasystem wird sich in nur 50 Jahren erheblich veraendern, wenn nicht gegen-
gesteuert wird. Die Folgen waeren: Die Wuesten wuerden sich nach Norden ver-
schieben, Duerren zunehmen, in der BRD waeren die Sommer wahrscheinlich noch
verregneter und die Winter milder.

Die Gefahr hoher Ueberschwemmungen droht.
Wie gesagt: Wuerde nur das Eis der Westantarktis ins Meer gleiten, so ist mit
einer Meeresspiegelerhoehung von 5 m zu rechnen. Kuestennahe Staedte,
z.B. Hamburg und Kopenhagen wuerden praktisch unter Wasser stehen.

Prof. Oeschger betont, dass die Wasserstaende schon in der Vergangenheit
permanent gestiegen sind.
Jedoch weist er Panikmache zurueck. Er sagt, dass in den naechsten 100 Jahren
sich die Wasserspiegelerhoehung wahrscheinlich im Bereich einiger Dezimeter
befinden wird. Die Gletscher werden sich weiter zurueckziehen, was auch einen
leichten Meeresspiegelanstieg um 10 - 20 cm zur Folge haben wird.
Im Ganzen kann man sagen: die anhand von Klimamodellen von den Computern
gemachten Hochrechnungen ergeben einen Anstieg des Meeresspiegels bis zum Jahre
2100 von 40 cm bis 1 m. Fuer diese Prognosen gibt es zur Zeit noch keine
ausreichenden Beweise. Es wird weitergeforscht.
Eine neue Methode ist das Untersuchen von Eisbohrkernen bis in grosse Tiefen.
Wie die Jahresringe bei den Baeumen, so geben auch die Schichtungen der Eis-
bohrkerne wichtige Hinweise auf das Klima der juengeren und aelteren
Erdgeschichte. 

Mit diesen Erkenntnissen laesst sich eine genauere Aussage ueber die kuenftige
Klimaentwicklung auf der Erde machen. Supermoderne Computer werden die
Wechselwirkung zwischen Treibhauseffekt, Eisentwicklung und Meeresspiegel-
schwankung mathematisch durchspielen.
Endziel ist ein Klimamodell, das sicherere Prognosen ueber das zukuenftige
Klima erstellen kann als bisher.

Waren Wetter und Klimafragen bisher bei vielen Menschen noch Verlegenheits-
Themen bei einer Unterhaltung, so koennen wir aus den gerade gemachten
Darstellungen wohl hinreichend deutlich entnehmen, dass Klimafragen in den
naechsten Jahrzehnten das beherrschende Forschungsthema sein werden.

Unsere Medien haben damit die gesteigerte Verantwortung, unsere Mitbuerger
ueber Funk und Fernsehen kuenftig ernsthafter und gruendlicher ueber
Wettervorgaenge aufzuklaeren, und es nicht bei der oftmals stiefmuetterlichen
Behandlung dieser Themen, fuer die selten genug Sendezeit aufgebracht wird,
zu belassen. Wetter wird immer mehr zum Ueberlebensthema, doch namhafte Leute
haben das noch laengst nicht begriffen.


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