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DC4FS > WX-INFO 22.11.95 08:32l 39 Lines 2183 Bytes #-10405 (0) @ DB0TNC
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Subj: Altweibersommer
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In jedem Jahr tritt mit relativ genauer kalendarischer Puenktlichkeit
ein fruehherbstlicher Waermerueckfall auf, der unter dem Namen Altweibersommer
oder Indianersommer bekannt ist.
Um diese Zeit glitzern oft silbrige Faeden in der Herbstsonne, die von kleinen
Spinnen gezogen werden. In der nordischen Mythologie schrieb man diese Faeden
drei alten Damen zu, den sog. Nornen. Diese sponnen nach alten Sagen schon bei
der Geburt des Menschen seinen Schicksalsfaden, der auch das Lebensende
bestimmt.
Diese Faeden werden bei schoenem Hochdruckwetter sichtbar. Die winzigen Spinnen
werden von ihnen weit ueber die Landschaft getragen, bis sie irgendwo haengen-
bleiben.
Im Osten der USA gibt es den Altweibersommer ebenso. Der Ursprung des Namens
"Indianersommer" liegt im Wilden Westen. Die weissen Siedler betrachteten
damals ein Geschenk der Indianer als ein nicht ehrlich gemeintes Geschenk.
Deshalb waere der "Indian Summer" strenggenommen als ein nicht echter,
also falscher Sommer zu interpretieren.
Meteorologisch bedeutet diese Faelschung aber nur so viel, dass sich nach dem
Beginn des Herbstes eine Wetterlage einstellt, die uns zum letztenmal an den
Sommer erinnert.
Wie kommt diese Wetterlage zustande ?
Zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche, also zu Herbstbeginn, stellt sich die
grossraeumige Wetterlage meist um. Die Temperaturunterschiede zwischen Land
und Meer sind nahezu ausgeglichen. Die Westwindtendenz vom Atlantik nimmt daher
voruebergehend ab. So bleiben gerade die Tiefdruckgebiete aus, die unser
Sommerwetter in Deutschland oft so wechselhaft gestalten.
Daher erstreckt sich oft ein Schoenwettergebiet von der noerdlichen Adria
ueber den Alpenraum hinweg entlang der Rheinebene bis nach Skandinavien.
Auch die westlichen Teile Russlands und die Balkanlaender kommen in den
Genuss des Altweibersommers.
Luftdruckanstieg ueber Mitteleuropa verursacht also diese schoene bestaendige
Wetterlage. Sie tritt im letzten Drittel des September mit grosser Regel-
maessigkeit ein.
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