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DF9JD > LEXIKON 26.03.05 11:43l 83 Lines 3957 Bytes #999 (0) @ DL
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Subj: Wetterkunde "Kalt ist nicht gleich kalt"
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Folgender Beitrag ist von Klaus, DL5EJ
Kalt ist nicht gleich kalt 03.02.1996
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Ein kalter Winter bezieht seine Luftmassen natürlich aus polaren
Regionen. Polare Luftmassen treten in drei unterschiedlich tempe-
rierten Varianten auf, und diese erwerben unterwegs - ob über
Land oder Meer geführt - ihre kontinentalen oder maritimen Eigen-
schaften. Somit gibt es sechs verschiedene polare Luftmassen über
Mitteleuropa. Auf der anderen Seite beteiligen sich ebenfalls
sechs verschiedenartige subtropische Luftmassen am Wettergesche-
hen, insgesamt also 12 unterscheidbare Luftmassen in unseren
Breiten. Bleiben wir heute - aus verständlichem Anlaß - bei den
polaren Luftmassen.
Am markantesten und am leichtesten zu erkennen ist die "nordsibi-
rische Polarluft", die uns die strengste Kälte bringt. Sie ent-
steht in klaren Nächten und bei hohem Luftdruck über den weiten
Flächen Sibiriens und überflutet in manchen Hochwintermonaten mit
ihrem eisigen Atem ganz Mitteleuropa.
Etwas weniger kalt ist die "russische Polarluft", die aus den
Weiten Mittelrußlands stammt. Beide Luftmassen sind sehr trocken
und trotz ihrer Kältegrade ganz gut zu ertragen, also auch in
biologischer Hinsicht recht günstig. Die Wirkung des meist böigen
Windes erhöht jedoch das Kälteempfinden des Menschen beträcht-
lich.
Aus dem hohen Norden strömt sie sog. "arktische Polarluft" sehr
kalt und feucht nach Mitteleuropa. Ihre Wetterwirksamkeit äußert
sich in Niederschlägen, die oft schauerartig auftreten. Dazwi-
schen ist diese Luftmasse sehr klar und beschert uns in den Win-
ternächten den imposantesten Sternenhimmel. Die Alpen bilden je-
doch für die aus Norden heranströmende arktische Polarluft ein
meist unüberwindliches Hindernis. So gibt es in Südbayern
kräftige Staubewölkung mit langanhaltenden Niederschlägen.
Als nächstes wäre die "grönländische Polarluft" zu erwähnen, die
von Nordwesten nach Mitteleuropa hineinströmt und die Eigenschaf-
ten der arktischen Polarluft in minder krasser Form aufweist. Sie
tritt relativ häufig auf und spielt bei uns eine recht dominie-
rende Rolle im Wettergeschehen.
Die kalten Luftmassen aus dem Norden können beim Überqueren des
Atlantiks oder des weiten russischen Kontinentes ihre ursprüngli-
chen Eigenschaften weitgehend verlieren. Ehemals polare Luftmas-
sen strömen dann z.B. von Westen her "erwärmt und feucht" heran,
oder von Osten "erwärmt und trocken". Dabei ist der aus Südosten
kommende Anteil der "rückkehrenden Polarluft" gering.
Bedeutend für unser mitteleuropäisches Wetter ist jedoch der An-
teil der aus dem Westen zu uns gelangenden "erwärmten Polarluft".
Der hohe Feuchtigkeitsgehalt der erwärmten Polarluft verursacht
die große Unbeständigkeit der mit ihrem Heranströmen verbundenen
Wettervorgänge. Der Nordost-Atlantik, nördlich der Azoren, ist
dann die Heimat der echten Meeresluft, derem Einfluß vor allem
die Britischen Inseln unmittelbar und überewiegend unterliegen.
Sie sehen also: Kaltluft ist nicht gleich Kaltluft. Zur Zeit ste-
hen wir unter dem Einfluß der arktischen Polarluft. Es gibt aber
auch noch die anderen Arten, die ich zum Schluß noch einmal nen-
ne:
die nordsibirische, die russische und die grönländische Polar-
luft, dann noch die rückkehrende und die erwärmte Polarluft.
Die mitteleuropäische, also hausgemachte Festlandsluft, kann na-
türlich im Winter ebenfalls nur kalt sein. Sie ist meist trocken.
Die Unterscheidungsmerkmale der angeführten kalten Luftmassen be-
ziehen sich auf ihre Temperaturen, also ob sie extrem kalt, sehr
kalt oder nur kalt sind, - und auf ihren Feuchtegehalt, ob sie
trocken oder feucht sind.
Für die subtropischen Luftmassen gibt es natürlich ebenso unter-
schiedliche Merkmale, aber darüber unterhalten wir uns lieber im
Sommer.
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eingeschrieben in PR von Alfred - DF9JD @ DB0IZ -
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