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DG9EP  > LEXIKON  26.03.05 11:43l 168 Lines 7474 Bytes #999 (0) @ DL
BID : 639DB0IZ_01Q
Read: GUEST DG5YMS DF6DBF DB2OY DD3IA
Subj: Das Wort "Handy"
Path: DB0ZKA<DB0ABH<DB0SRS<DB0AIS<DB0IZ
Sent: 990306/2043z @:DB0IZ.#NRW.DEU.EU [BCM West<>Link BOX SOLINGEN] BCM1.40K
From: DG9EP @ DB0IZ.#NRW.DEU.EU  (Walter)
To:   LEXIKON

Moin,

ich hab mal ein paar Daten über den Herkunft des Wortes "Handy" gesammelt.
Es wäre mir lieb, wenn Ihr mal darüber schaut, ob das so korrekt ist.
Danke,
  Walter

Das Wort "Handy"


In schönster Regelmässigkeit wird in Mailboxen, Medien und im Usenet
die Frage gestellt, woher das Wort "Handy" kommt. Meist wird dabei 
gejammert, daß das Wort falsch sei: 

  [...] wenn man "native
  english speakers" nach einem "Handy" fragt, wissen die doch erst mal gar
  nicht was gemeint ist und wenn man es ihnen erklärt, lachen sie sich
  halb tot oder fassen sich ungläubig an den Kopf...
                       Stefan Sommer, <36E07FF2.7BC3E8BE@pop-stuttgart.net>

Ähnliches findet sich in der Rheinischen Post vom 30.1.99 ("Es sieht 
englisch aus und ist doch eine rein deutsche Erfindung").

Die "Gesellschatf für dt. Sprache" schrieb 1996 gar einen Wettbewerb
aus, um eine "solide" Alternative zum Begriff "Handy" zu finden.


Noch ein Versuch der Herkunftsdeutung

Handfunksprechgeräte für Militär, Polizei, etc. gab es schon lange.
Sie müsste es auch schon in den 50er Jahren gegeben haben. Wie sie 
genannt wurden, weiss ich nicht, vermutlich "Handfunksprechgerät" oder 
"Walkietalkie".

Im privatem Bereich gibt es tragbar Funkgeräte seit den 70er Jahren.
Zunaechst in der noch relativ unhandlicher Größe eines dicken Buches, 
aber eben tragbar. Deswegen wurden sie als Portabel-Geraete bezeichnet.

Mit der Genehmigung des CB-Funks (1975) kamen schnell viele simple 
Handfunkgeräte auf den Markt. Sie wurden i.A. als "Walkie-Talkie"
bezeichnet.

  Als ich 1978 anlaeßlich eines Besuches [...] unserer
  Partnerstadt Warrington/Cheshire eine GB-Gastlizenz beim Homeoffice
  in London beantragte, bekam ich von dort u.a. auch einen Fragebogen
  den ich ausfuellen musste. In diesem tauchte fuer mich damals auch
  ein neuer Begriff auf, und zwar der Begriff "handheld transceiver".
  Diese als als 'handheld' bezeichneten Handfunkgeraete wurden von unseren
  englischen Freunden als "handy" bezeichnet, [...] 
                                     Max, dk7eo, Funkamateur aus Hilden
 
  Handfunkgeraete hiessen in USA auch schon immer "hand helds". 
                                                               (dl4sd)
 
Der "deutsche" Begriff "Handy" tauchte m.W. das erste Mail Anfang 1986 in 
kommerziellen Anzeigen deutscher Funkzeitschriften auf. Schon 1989 war 
dort "Handy" eines der haeufigsten Bezeichnungen. Aber es waren  
"Handfunkgerät", "Minihandfunke", "Handfunke", "HFG", 
"Handfunksprechgeräte", "Mini", "Taschenfunkgeräte", "Handgerät" etc. 
auch noch oft in Gebrauch.


Seit Anfang der 80 Jahre gab es (damals illegale) Funktelefone mit kurzer
Reichweite für den Einsatz im Haus. Diese wurden als "drahtlose Telefone"
oder.... [hab keinen Elektor von damals greifbar] ..." bezeichnet.

Inzwischen hat sich der Ausdruck "schnurloses Telefon" dafür durchgesetzt. 
Auch "DECT" (die Norm) wird 
Als Bezeichung wurde auch schon "DECT-Handy" und "Home Handy" gesichtet.
Analog werden die "echten" Handys auch als "GSM-Handy" bezeichnet (GSM und 
DECT bezeichnischen die zugrundeliegenden technischen Spezifikationen).

  Der Begriff "Schnurlos" ist im meiner
  Sprachumgebung erst aufgetaucht, als die Handys sich extrem vermehrten
  und "man" (der Deutsche) eine Unterscheindung zum Zellular Telefon
  brauchte.
                       thomas.heier@on-line.de, 
                       <1depajo.20qe3j51atq6N@dip116-1.hamburg.on-line.de>


Die wirklich ersten Autotelefone stammen ungefähr aus den 50er Jahren.
Diese wurden damals auch als Autotelefon oder Funktelefon bezeichnet.

Als Vorstufe zum Handy gab es tragbare C-Netztelefone, Kaesten in 
kleiner Koffergroesse mit Hoerer an Schnur, das muss so gegen Ende 
der 80er gewesen sein. Diese Dinger wurden als "tragbare Telefone"
bezeichnet.

  Tragbare Geraete waren ein grosser Fortschritt; sie wurden damals
  auch "Porty" (wohl von "portable" abgeleitet) genannt. Ich weiss
  nicht, wer den Begriff eingefuehrt hat, kann mich aber erinnern,
  ihn vor einigen Jahren in Zeitschriften gelesen zu haben. Diese
  tragbaren Funktelefone waren immer noch recht grosse Kaesten mit
  langer Antenne und einem Telefonhoerer am Kabel.
                      Sven Türpe, <6se5p3$f20@news.uni-leipzig.de>

  Es gibt im Deutschen den schönen Ausdruck "Funktelefon", was etwa den
  englischen/amerikanischen Varianten für "Handy" gleichkommt.
  Nur meinen viele Deutsche, daß ein Funktelefon solch ein großer,
  klobiger Kasten mit Henkel und langer Antenne sei. Ein Handy sei
  natürlich kein Funktelefon. 
              Arno Zopf, <1delsj3.17xvbfk15yjlo4N@ppp-c18.freiepresse.de>
 

In den USA gab es die ersten Funktelefonnetze für tragbare Geräte. 
Die Geräte dafür wurden als "mobile phone" (bewegliches Telefon) oder 
"cellular phone" bezeichnet. Beide Begriffe sind im Deutschen nicht 
brauchbar: Mobiltelefon ist fest mit Autotelefon assoziiert, weil 
"Mobil" immer direkt Auto/mobil impliziert. Und "celluarphone" kann man
(ok: ich) schlecht aussprechen, ausserdem kommt es dabei zu 
Mißverständnissen:

  [Kritik einer Übersetzung] "digital cellular phone calls" war 
  übersetzt: "Anrufe aus Telefonzellen"
                 Helen Hauser, 4 Mar 1999, <7blj5j$55u$1@ezekiel.eunet.ie>

Als Ersatzbegriff zu Handy wurde nicht immer ernst gemeint u.a. 
"Taschentelefon", "Guerteltelefon", "Handtaschentelefon", 
"Trans)Portofon" vorgeschlgen.

  "Funktelefon" ist ein viel klobigeres Wort als
  das "Handy", exakt passend zu den Gerätegrößen :-).
                 Dr. Peter Kittel, <peterk.1s8m@combo.ganesha.com>

  "Handy" ist ein kurzes, eindeutiges Wort und noch nicht belegt.
  Anstatt jetzt zu klagen, haette man vor ein paar Jahren 
  einfach ein Treffenderes finden muessen. Haette es eines gegeben
  haette es sich vermutlich durchgesetzt. 
                    Felix Holderied, <35EA4F78.82082205@ira.uka.de> 


Wie machen es denn unsere Nachbarn? 
Wir schalten um in die Schweiz:

  Bei uns in der Schweiz sagen wir den Handys nur "Natels". Das kommt 
  vom Wort "Nationales Autotelefon-Netz"; ein Netz, welches die schweizer 
  Telecom (damals noch PTT) in den sechziger Jahren aufgebaut hat. Die 
  ersten, klobigen tragbaren Telefone liefen dann auf einem Netz, 
  welches "Natel B" hiess; die nächste Generation (bis ca. 1994, also 
  bis kurz vor dem Boom) waren das "Natel C"-Netz, und nun sind wir 
  beim "Natel D"-Netz angelangt (D = Digital ?). Deshalb hat sich bei 
  uns das Wort "Handy" so gut wie gar nicht eingebürgert.
                              Thomas Keller, <35ea7cfe.1@hebel.rol3.com>

Es kam sofort Widerspruch:

  War mal so, inzwischen hört man auch "Handy" dauernd. Die
  Swisscom-Konkurrenten werden sich hüten, einen Markennamen von Swisscom
  zu verwenden. [...]
  "Handy" hatte es in der Schweiz wohl etwas schwerer, weil
  auch die Geschirrspülmittel-Eigenmarke von Migros (der grössten
  Detailhandelskette) so heisst.
                  Andreas Karrer, <slrn6uld9q.3jg.karrer@kuru.ee.ethz.ch>



Uebrigens: Der Scherz 

  der begriff handie, amerikanisiert handy, kommt aus dem schwaebischen. als 
  die ersten schnurlosen telefone entwickelten wurden, sah ein schwabe die 
  ersten muster und fragte: haenn die kei schnur ? 
                                              Hermann, dl1eec, Funkamateur 

tauchte bei den Recherchen immer wieder auf. Wie der entstand sei dem 
Leser als Uebung ueberlassen :-)


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