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DB0FHN

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DL4AI  > IMKER    13.11.00 14:55l 243 Lines 11487 Bytes #-8587 (0) @ DL
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Subj: Die Spinnen
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From: DL4AI @ DB0MRW.#BAY.DEU.EU  (Günter)
To:   IMKER @ DL
Reply-To: DL4AI @ DB0VER.#NDS.DEU.EU
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Liebe Bienenfreunde und Funker,

es sieht so aus, als wäre die erste Begeisterung für Berichte über 
die Imkerei in dieser Rubrik etwas abgeklungen. Dabei wäre es doch sehr 
interessant, sich auf diesem Wege auszutauschen, Erfahrungen und neue 
Entdeckungen mitzuteilen.

Dazu fällt mir auch noch folgende Beobachtung in diesem 
Herbst ein. Ich hatte mir vorgenommen, ein bestimmtes Volk 
nicht mit durch den Winter zu nehmen. Das Volk hatte keine 
Königin mehr und zum Nachziehen war es eigentlich viel zu 
spät. Ungefähr Mitte September entdeckte ich bei der 
Durchsicht dann noch eine unbegattete Königin. Diese flog 
von der Wabe, die ich in der Hand hatte, und ich fand sie 
dann wieder, als ich die letzte Wabe kontrollierte. Nach 
"menschlichem Ermessen" war es für eine Begattung viel zu 
spät. Mitte Oktober sah ich dann nochmals nach und siehe 
da, die Königin legte. So, jetzt war ich mit der 
Auffütterung dran!!!! Das Volk hat jetzt sein richtiges Gewicht und alle
Vorraussetzungen für ein Überwintern sind geschafft.

Der folgende Bericht hat mit Bienen nicht viel zu tun. Ich 
habe ihn vor längerer Zeit für eine hiesige Zeitung 
geschrieben. Für Naturliebhaber ist er aber sicherlich 
interessant und im weitesten Sinne kann man 
auch eine Verbindung zu den Bienen herstellen. 
Denn im Sommer, wenn einige Imker die Heide anwandern, 
wissen sie, dass  sehr viele Bienen in den vielen 
Spinnennetzen ihr Leben lassen müssen. Auf der anderen Seite ist 
es  ein kleines Naturschauspiel, wenn man morgens die 
vielen mit Tautropfen behangenen und von der 
schrägstehenden Sonne beschienenen Spinnennetze  im Heidekraut sieht.

                

                Spinnen -  liebenswert?

Viele Menschen haben gegen Spinnen eine Abneigung. Diese 
Antipathie geht schon in das Mittelalter zurück und ist 
teilweise eine auf Aberglauben begründete Furcht, dass 
Spinnen giftig und tückisch seien. Selbst die Wissenschaft 
hat erst spät damit angefangen sich mit diesen harmlosen 
Tieren zu befassen.

Ich erwarte nicht, dass Sie diese Tiere nun lieben lernen 
und Ihre Abneigung völlig überwinden, aber Angst brauchen 
Sie wirklich nicht zu haben. Hier in Mitteleuropa gibt es 
keine Art, die dem Menschen gefährlich ist. Aber es gibt 
schon einige Verhaltensweisen, die sehr interessant sind, 
und sie bei genauerer Kenntnis in einem ganz anderen Licht 
erscheinen lassen.

Spinnen gehören nicht zu den Insekten. Sie bilden eine 
eigene Ordnung. Bekannt sind mehr als 25 000 Arten, davon 
leben in Europa etwa 800 Arten, die übrigen in wärmeren 
Klimazonen. Im Gegensatz zu den Insekten besteht der 
Körper nur aus zwei Teilen. Kopf und Brust ist ein Teil.
Hier sind bis zu acht Punktaugen in Reihen angeordnet.
Vorne sind ein Paar Kieferntaster, die beim Männchen 
kolbenartig zu Begattungsorganen verdickt sind, und ein 
Paar Kiefernfühler. Am Ende dieser Fühler sitzen die 
Giftklauen. Am hinteren Teil der Kopfbrust sind die acht
sehr beweglichen Beine angebracht. Die Atmung erfolgt 
durch die am hinteren Leib angebrachten Atemspalten.

Wo Spinnen sind, sind auch meistens die Spinnwebe oder 
Spinnengewebe oder Radnetze - wie der Fachmann sagt.
Einmal erfreuen Sie unser Herz, wenn wir diese kunstvollen 
Gebilde, mit glitzernden Tautropfen besetzt, bei unserem 
Spaziergang an einem sonnigen Morgen manchmal zu hunderten 
in der Heide sehen. Aber entdecken wir es im Hause, dann 
machen wir der Spinne mit einem Besen den Garaus, weil wir 
das gar nicht mehr so schön finden.

Die Familie der Kreuz- oder Radnetzspinnen baut dieses 
kunstvolle Gebilde mit ihren Fäden, die sie mit einer 
Drüse im Hinterleib erzeugt. Am Hinterleib sind meistens 
sechs Spinnwarzen mit einigen hundert feinsten Öffnungen. 
Aus diesen Öffnungen kommen feine Fäden entweder trocken 
oder mit kleinen Klebetröpfchen besetzt, wie es die Spinne 
benötigt. Ein dicker Faden besteht aus einigen hundert 
dünnen und hat einen Querschnitt von etwa O.OO8 
Millimeter. Mehrere hundert Fäden hiervon sind immer noch 
dünner als ein Menschenhaar.

Die Spinne läßt von ihrem Platz einen Faden durch die Luft 
wehen, der an einem Zweig, Grashalm oder anderen 
Gegenstand haften bleibt. Dieser dient als Brückenfaden. 
Anschließend wird ein weiterer senkrecht nach unten 
gezogen und befestigt. Nachdem sie die äußeren Rahmenfäden 
gezogen hat, werden Fäden gezogen, die in der Netzmitte 
verbunden werden. Dann baut sie von der Mitte ausgehend 
eine Hilfsspirale, die nicht klebt. Anschließend beginnt 
sie von außen mit dem Spiralbau der feinen klebrigen 
Seidenfäden und beseitigt dabei auch wieder die 
Hilfsspirale. Die meisten Spinnen bauen ihr Netz jeden Tag 
in den frühen Morgenstunden bis auf den Rahmen wieder neu. 
Das alte Netz wird aufgefressen. Schäden, die am Tage 
auftreten, werden sofort ausgebessert. In weniger als 
einer Stunde ist so ein Netz fertig, und es werden ca 20 m 
Faden verbaut.
Das Netz dient, wie dem Fischer, zum Fangen der Beute.
Einige Spinnen halten sich im Netz auf, andere sitzen 
entfernt unter Zweigen, Gräsern oder zusammengespon-
nenen  Pflanzenteilen auf der Lauer. Vom Netzzentrum führt  
ein Signalfaden zum Schlupfwinkel, den die Spinne mit den 
Vorderbeinen hält. Verfängt sich ein Tier im Netz, eilt 
die Spinne herbei. Je nach Spinnenart wird das Beute-
tier sofort getötet und gefressen oder erst eingesponnen 
bis es wehrlos ist. Spinnen können trotz der vielen Augen 
schlecht sehen und nehmen mit den Tastorganen an den 
Fußspitzen wahr, wo das Beutetier im Netz ist und wie groß 
und stark es ist.

Die Spinnenmännchen bauen meistens keine Netze und müssen 
sich so durchs Spinnenleben schlagen. Sie sind wesentlich 
kleiner als die Weibchen und werden manchmal nach dem 
Begattungsakt einfach gefressen. Nicht alle mögen das und 
lassen sich etwas einfallen. Das Herbstspinnenmännchen 
bringt seiner Braut eine Beute mit, die es allerdings -
man nuß es hier bekennen - im Netz des Weibchens - 
gefangen hat, bevor sie die Beute erreichte. Aber sie 
sehen, die Rosen für die Frau sind keine Erfindung der 
Menschen, denn die Spinnen haben es mit Sicherheit nicht 
von den Menschen abgeguckt. Das Männchen zupft gefühlvoll 
in einem bestimmten Rhythmus am Rande des Netzes die 
Fäden, um der Braut zu signalisieren, ich habe friedliche 
Absichten. Das Männchen überreicht seine Beute und bei 
dieser Gelegenheit kommt es zur Vereinigung. Im Herbst 
beginnt das Weibchen mit der Eiablage. An verschiedenen 
Stellen werden Eikokons mit 80 - 150 Eiern abgelegt. Das 
Weibchen stirbt in den folgenden Tagen und die Jungtiere 
schlüpfen im nächsten Jahr.

Auch die Raubspinnenmännchen fangen eine Fliege, spinnen 
sie ein und tragen sie tagelang bei sich bis ihnen die 
Dame des Herzens über den Weg läuft. Drei Wochen nach der 
Vereinigung spinnt das Weibchen etwa 300 Eier zu einem 
Paket zusammen und trägt dieses ständig mit sich herum.
Raubspinnen bauen keine Netze. Nimmt man dieser Spinne das 
Eipaket ab, nimmt sie auch andere Gegenstände an, die 
ähnlich aussehen. Bei einem Versuch hat man eine Spinne 
ein Paket mit einem dreifachen Gewicht gegeben und das 
Tier schleppte dieses bis zur völligen Erschöpfung mit.
Ebenfalls hat man Spinnen von ihrem Eipaket getrennt und 
in 200m Entfernung wieder ausgesetzt. Nach kurzer Zeit 
trafen die vorher gekennzeichneten Weibchen bei dem 
Eikokon wieder ein. Der Kokon wird natürlich im Ernstfall 
erbittert verteidigt. Dieser Verteidigungstrieb und der 
Orientierungssinn sind deshalb so stark ausgeprägt, weil 
die Jungen ohne Hilfe der Mutter diesen Kokon nicht 
verlassen könnten. Nach vier Wochen schlüpfen die 
Jungsspinnen und bleiben vorerst in der schützenden Hülle. 
Die Mama erweitert diese Hülle ständig, damit genügend 
Platz ist. Bevor die Jungen den Kokon verlassen, baut das 
Weibchen ein Gespinnst an zusammengewebten Grashalmen und 
bringt die Brut dort unter. Bei anderen Spinnenarten 
verbringen die Jungspinnen einige Tage, bis sie 
selbständig werden auf dem Leib der Mutter.

Wolf-, Jagd und Raubspinnen brauchen also kein Netz. Sie 
sitzen in einem Versteck und lauern dort auf Insekten.
Anders als die Springspinne. Sie schleicht ihre Beutetiere 
an und verfolgt sie. Dabei läßt sie stets einen 
Sicherheitsfaden hinter sich. Sie springt ihre Beute von 
vorn an und falls es ein Fluginsekt ist, sorgt der Faden 
dafür, dass die Spinne nicht fortgetragen wird.



Aber auch als Transportmittel dient der Faden. Wenn Jung-
spinnen erwachsen geworden sind, halten sie ihr Hinterteil 
in die Luft und produzieren einen dünnen Faden, der durch 
warme Luft und Wind nach oben gezogen wird. Ist der 
Auftrieb stark genug, läßt die Spinne los und geht auf die 
Luftreise. In Höhen von 4000m sind sie schon gesichtet 
worden und so eine Reise kann bis zu 100 km gehen. Glaubt 
die Spinne einen geeigneten Ort gefunden zu haben, zieht 
sie den Faden wieder ein und setzt zur Landung an. Häufig 
beobachtet man dieses im Spätsommer (Altweibersommer).

Die meisten Spinnen sind nur einjährig, einige zweijährig 
nur einzelne Arten können bis zu 8 Jahre alt werden.


Utopia läßt grüßen.
Obwohl sie für das Landleben gemacht wurde, verbringt die 
Wasserspinne, sie gehört zu Trichterspinnen, den größten 
Teil ihres Lebens unter Wasser. Zum Atmen benötigt sie 
Luft. Sie schwimmt an die Oberfläche des Teiches oder 
Moorgrabens und in der dichten Behaarung am Hinterleib 
ihres Körpers bleibt ein dünner Luftmantel "hängen". 
Dieser reicht aus, die Atemspalten, die sich am Hinterleib 
befinden, für einige Tage mit Sauerstoff zu versorgen. Da 
sie ihre Beute im Trockenen verzehren muß, baut sie sich 
unter Wasser ein starkes Gewebe. Sie schwimmt  an die 
Oberfläche und blitzschnell taucht sie wieder nach unten. 
Dabei bleibt eine Luftblase am Leib haften, die sie mit 
den Beinen umklammert. An dem vorher gezogenen 
Sicherheitsfaden läuft sie zu ihrem Gewebe. Hier läßt sie 
die Luftblase los und holt neue Blasen bis eine 
ausreichende Luftmenge vorhanden ist. In dieser Luftkammer 
verzehrt sie ihre Beute. Gleichzeitig lauert sie mit nach 
oben gestrecktem Hinterleib in dieser Luftblase auf Beute.
Die Paarung findet auch in dieser Unterwasserwohnung statt 
und die Jungen werden ebenfalls hier aufgezogen und 
ständig mit Frischluft versorgt. Die verbrauchte Atemluft 
wird von Zeit zu Zeit abgelassen.

Pirata piraticus oder Wasserjäger heißt eine andere 
Spinnenart, die auch auf dem Wasser laufen kann, aber 
überwiegend an Land lebt.

Die veränderliche Krabbenspinne lebt auf verschiedenen 
Blüten und ändert ihre Farbe durch die aufgenommene 
Nahrung. Die Farbe variiert zwischen gelb, weiß und grün. 
Obwohl es bekannt ist, dass sie keinen Spiegel besitzt, 
hält sie sich dann nur auf Blüten auf, die ihrer 
momentanen Farbe entsprechen. Hauptsächlich besteht ihre 
Beute aus Bienen, die sich selten zu Wehr setzen können.

Die Hausspinne zählt zu den Trichterspinnen. Wie der Name 
sagt sind die Netze trichterförmig angelegt und sind 
vorwiegend in den Winkeln der Wände gebaut.


Keinesfalls wollte ich mit meinem Bericht erreichen, dass 
sie die Spinnen jetzt lieben, aber sind sie wirklich so 
abscheulich?

                                  Günter Bodenstab

Wer hat noch etwas mit seinen Bienen erlebt.
Hat einer Erfahrung mit Spitzmäusen?? Die scheinen sich 
bei mir gut zu vermehren.

Beste Grüße von                         Günter DL4AI



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