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DL4AI  > IMKER    18.06.98 00:00l 164 Lines 7150 Bytes #999 (999) @ DL
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To:   IMKER @ DL 
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Liebe Imkerfreunde!


Diesen Bericht habe ich schon vor langer Zeit angefangen.
aber noch ist es ja nicht zu spät. Bis Juli kann man noch
Ableger oder Kunstschwärme als Grundstock für neue Völker
bilden. Jedenfalls kann man im Herbst Völker mit neuen
Königinnen versehen.
                    -------------

Entscheidend für ein starkes Volk ist immer eine gute
Königin, wenn sie die entsprechenden Voraussetzungen hat.

Dieses hörte ich von allen Seiten, und es steht auch in
jedem Imkerbuch. Da mich dieses Thema gleich am Anfang
meiner "Imkerlaufbahn" faszinierte, begann ich gleich im
ersten Jahr mit der Nachzucht von Königinnen. Ich baute
mir kleine "Püttjer", das sind kleine quadratische
Kästchen. An dem Deckel sind vier Seitenwände, die genau
bis ungefähr zur Hälfte in das Kästchen passen. Das
Kästchen ist mit einer kleinen Wand halbiert. Die eine
Hälfte ist für den Futterteig gedacht.

Wie bei allen Dingen in der Imkerei gibt es verschiedene
Methoden der Nachzucht. Ich bevorzuge die Nachzucht im
Honigraum.
Zuerst benötigt man kleine Weiselnäpfchen. Diese formte
ich mir anfangs aus Wachs, stellte dann jedoch später
fest, daß Kunststoffnäpfchen ebensogut angenommen werden
und die Königinnen von gleicher Qualität sind. Am besten
sind Kunstoffnäpfchen in einem Stück. Die einfachen
Weiselbecher muß man sonst mit Wachs an einem Holzstopfen,
der normalerweise zum Verschließen von kleinen
Schlupfkäfigen dient, anlöten.

Schon lange vorher habe ich durch genaue Beobachtungen mir
ein Volk ausgesucht, von dem ich nachziehen will. Es ist
bei mir immer ein Volk mit einer guten Inselkönigin. Wer
Anhänger der Basiszucht ist, wählt sich eben das
"beste" Volk. Ich suche mir dann eine Wabe mit jüngsten
Larven, die gerade einen bis anderthalb Tage alt sind.
Nach einiger Übung erkennt man das sehr gut. Die Larven
nehme ich nun vorsichtig mit einem Umlarvbesteck, das ich
mir für meinen Bedarf geformt und geschliffen habe, aus
der Zelle heraus und streife diese ganz vorsichtig in der
künstlichen Zelle ab. Dabei ist es gleichgültig wie man
sie aufnimmt oder ablegt. Wichtig ist, daß sie bei diesem
Vorgang nicht beschädigt wird. Hat man kein gutes Gefühl
dabei, sollte man lieber eine neue Larve nehmen und die
Umlarvnadel vorher wieder reinigen. (mit den Lippen
genügt!?)
Diese belarvten Zellen werden in eine Zuchtlatte, die in
einem normalen Rähmchen befestigt ist, gesteckt.
Da ich im Honigraum nachziehe, werden dort nur wenige
Zellen je nach Tracht und Volkszustand angenommen
(drei bis vier Zellen). In die Honigräume der Völker, in
denen ich nachziehen will, habe ich vorher zwei Brutwaben
mit teilweise noch unverdeckelter Brut gehängt. Zwischen+
diese beiden Brutwaben kommt dann das Rähmchen mit den
umgelarvten Maden. Durch die offene Brut sind Ammenbienen
in der Nähe, und es wird auch die notwendige Brutwärme
erzeugt.

Schon nach 12-24 Stunden kann man dann kontrollieren, ob
die Zellen angenommen wurden. Dieses erkennt man daran,
daß die Bienen damit beginnen, die künstlichen Zellen zu
verlängern. Sind alle ausgefressen, nützt meistens ein
sofortiges wiederholtes Umlarven nichts, da das Volk
nicht in der richtigen Nachschaffungsstimmung ist. Man
kann es jedoch versuchen.

Hat man jüngste Larven genommen, sind die Zellen nach 5-6
Tagen verdeckelt. Jetzt werden diese verdeckelten Zellen
in Schlupfkäfige gesetzt. Da schlüpfende Königinnen sofort
Nahrung benötigen, versorgt man diese Käfige mit einer
Messerspitze Honig in den dafür vorgesehenen
"Vorrichtungen". Man kann auch am 10. Tag käfigen. Dann 
ist jedoch die Gefahr groß, daß die Bienen die Zellen
eingebaut haben. Zwischen dem 5. und dem 10. Tag sind die
Zellen sehr empfindlich gegen Erschütterungen. Die
Schlupfkäfige kann man auch in anderen Völkern, von denen
man eventuell die Bienen für ein kleines Begattungs-
völkchen nehmen will, unterbringen. Wichtig ist, daß sie
zwischen Brutwaben hängen, damit die notwendige Wärme
vorhanden ist. 12 Tage nach dem Umlarven schlüpfen die
Königinnen.

Nach dem Schlüpfen zeichne ich die Königinnen und setze
sie dann nochmals in den Schlupfkäfig, damit sie Kontakt
zu den Bienen des Volkes haben und Geruch des Klebstoffes
verlieren. Gegen Abend fege ich dann Bienen von den
Brutwaben ab und fülle damit die Begattungskästchen, die
es in den verschiedensten Ausführungen im Handel gibt. Die
Bienen nehme ich meistens von dem Volk in dem die
Schlupfkäfige standen. Hier ist die Annahme am besten,
weil sie den gleichen "Stallgeruch" haben.

Die Begattungskästen habe ich vorher mit einem Futterteig
versehen, den ich mir selber aus Puderzucker und Honig
herstelle. Die für den Kasten vorgesehene Königin besprühe
ich etwas mit Wasser und setze sie in den Kasten bevor ich
die entsprechende Menge Bienen (ca. 1/4 l je nach
Kastengröße) "einfülle".  Dieses mache ich mit einer
Suppenkelle. Die Begattungskästchen stelle ich
anschließend drei Tage in einen verdunkelten nicht zu
kühlen Raum - man kann auch eine Decke oder einen Sack
darüber legen -. Nach drei Tagen haben die Bienen
angefangen zu bauen. Abends stelle ich die Kästchen
entweder in ein Schutzhäuschen oder frei - je nach Bauart
auf-. Die Kästchen verteile ich in meinem Garten. Sie
stehen auf Ziegelsteinen unter irgendwelchen Sträuchern im
Halbschatten und windgeschützt.

Nach 6-7 Tagen sind die Königinnen zum Paarungsflug
bereit. Oftmals auch schon früher. Wenn das Wetter
schlecht ist, ist auch nach 2-3 Wochen eine Paarung
möglich, doch diese Königinnen sollte man dann nicht mehr
zur Bildung eines Volkes verwenden.

Wichtig ist, daß die Begattungskästen in der Sonne nicht
zu warm werden, dann ziehen die Bienen aus. Das Futter
darf nicht hart werden, dann gibt es Hungerschwärme und
die Bienen hängen mit der Königin irgendwo am Baum.

Bei gutem Wetter kann man sehen, daß die Königin sich
schon nach 1-2 Tagen vor dem Kasten einfliegt. Wenn man
genügend Ausdauer hat, sieht man sie auch mit dem
"Begattungszeichen" zurückkehren. Dieses habe ich
meistens nachmittags zwischen 14-16 Uhr beobachtet.

Die Königin sollte man in dem Begattungskasten lassen, bis
Larven oder schon verdeckelte Brut vorhanden ist. Dann
wird sie am besten von einem Brutableger angenommen.

Wenn man zu bestimmten Terminen Königinnen benötigt, ist
die Nachzucht in einem Anbrüter eine sichere Methode.

Königinen ziehen ist wirklich nicht schwer und man sollte
es ruhig einmal versuchen. Ich wünsche jedenfalls viel
Erfolg dabei.




PS.: Ich füttere seit fast einer Woche 5 junge Meisen, die
ihre Eltern verloren haben. Die Futterannahme bereitet
keine Probleme, und ich sehe sie regelrecht wachsen. Ich
mache mir jedoch Gedanken, wie ich die Meisen wieder
an die Freiheit gewöhne. Wie kann ich ihnen die
Futtersuche in der freien Natur beibringen. Junge Meisen
sehe ich immer mit ihren Eltern durch die Gegend fliegen.

Hat jemand damit Erfahrung?. Vorschläge mir Flügel und
einen Schnabel wachsen zu lassen habe ich schon erhalten.
Aber ich fürchte, bis nächste Woche lerne ich das Fliegen
nicht mehr.


Mit den besten Grüßen                           Günter



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