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DK3CZ > IMKER 13.02.98 19:38l 127 Lines 6559 Bytes #999 (999) @ DL
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Subj: Der Magazinimker
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From: DK3CZ @ DB0MAK.#BAY.DEU.EU (Walter)
To: IMKER @ DL
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Hallo liebe Leser der Rubrik, liebe Imkerkollegen.
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Nach den Zuschriften in den letzten Tagen, die bis auf Eine, nur
Zustimmung brachten, werde ich weiterhin die Rubrik Imker mit
Beitraegen beschicken. Ich hoffe dass alle anderen funkenden Imker
dies mir gleichtun!
Sogar Sysop,s haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und mir ihre
Bereitschaft signalisiert, die Rubrik weiterhin bestehen zu lassen.
Heute ein Beitrag ueber die Magazinimkerei.
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Um wirtschaftlich imkern zu koennen bevorzugen viele Kollegen die
Magazinbeute. Die Eingriffe lassen sich viel problemloser durchfuehren
und beschraenken sich auf ein Minimum an Zeit.
Das Brutnest kann induviduell u.kurzfristig erweitert werden. Es ist
kein Schaden, wenn man auch mehrere Honigraeume uebereinander stellt,
wenn einmal die Zeit zum Schleudern nicht reicht. Nur sollte man dann
auch bedenken den Leeren Honigraum nicht nur obenauf zu stellen
sondern direkt an,s Brutnest zu geben. Die Bienen nehmen bei Tracht
immer den kuerzesten Weg den Honig abzuliefern, sonst besteht die
Gefahr, dass das Brutnest zu stark verhonigt und die Koenigin in ihrer
Bruttaetigkeit eingeschraenkt wird.
Seit mehr als 15 Jahren arbeite ich im Sommer auf zwei Brutraeumen in
Heroldsbeuten mit hohen Boden. Der Futterkasten wird entfernt, sodass
die Bienen bis auf den Boden der Beute durchbrueten koennen.
Natuerlich ist in dem Wildbau, im hohen Boden, ueberwiegend
Drohnenbrut anzutreffen. Diese Brut wird bei mir regelmaessig entfernt
und damit gleichzeitig auch viele Varroamilben, im Hochsommer ev.
einige hundert Stueck.
Aber VORSICHT, dabei muss man sich Zeit lassen und sollte auch nicht
mit zuviel Rauch arbeiten, denn sonst fluechtet sich die Koenigin dort
unten hin. Die Waben des Wildbaues sind ca 10 cm hoch und sehr
zerbrechlich. Wenn man jetzt nicht behutsam damit umgeht, kann ev. die
Koenigin, die dort unten bestiftet, erdrueckt werden!!
Mit dieser Methode gebe ich den Jungbienen die Moeglichkeit ihr
Jungfernwachs zu verarbeiten und es kommt auch zu weniger Schwaermen.
Mit der Zeit hat man ein geschlossenes grosses Brutnest ueber die
beiden Brutwaben. Im Sommer stoert sich das Volk an den dazwischen
befindlichen Holzleisten (Ober-u.Untertraeger) nicht. Bei einer
Zweiraumueberwinterung sieht das schon ganz anders aus!
Durch die grossen Varroadruck im Herbst, nach der Honigernte, sind in
der Regel noch soviel Bienen vorhanden, dass sich der Imker leicht zu
der Annahme verleiten laesst, so in den Winter zu gehen. Je nach der
geographischen Lage kommt es dann im Herbst meist nochmals zu grossen
Bienenverlusten, sodass die Voelker in einem Raum Platz haetten.
Mir jedenfalls geht es schon seit einigen Jahren so und ich lasse mich
immer wieder dazu verleiten dass es richtig ist.
Schon in den beiden letzten Jahren war das ein Trugschluss, ich musste
jedesmal im Maerz bereits den zweiten Raum abnehmen und das Volk auf
einen Raum einengen, oft sogar noch Waben entnehmen.
Bei der Zweiraumueberwinterung sollte man auf jeden Fall darauf
achten, dass das Futter im Uebermass im oberen Brutraum ist, wegen der
Waerme im zeitigen Fruehjahr. Dort beginnt auch das Brutgeschaeft.
Nun zum Brutgeschaeft! Wie ich Eingangs schon erwaehnte arbeite ich
immer mit Zwei Brutraeumen. Zur Schwarmverhinderung gibt es mehrere
Moeglichkeiten, auf jeden Fall ist raumgeben die leichteste Uebung,
allerdings auch nur bei einer jungen Koenigin, max. 2 Jahre.
Eine weitere Moeglichkeit ist das Umsetzen der Brutmagazine
untereinander. In Abstaenden von drei Wochen kann das in der
Hauptsaison - ab mitte Mai - gefahrlos geschehen.(Wetter muss passen)
Man stelle sich vor, dass das Brutnest so nahezu eine Kugel o.Traube
bildet. Vertauscht man nun die beiden Magazine, zerreist man dieses
Brutnest und es entsteht eine Luecke. Die Bienen versuchen nun die
Kugel wieder herzustellen und tragen das Futter so um dass die
Koenigin wieder die Waben neu bestiften kann. Gleichzeitig wird der
Koenigin eine Tracht vorgetaeuscht. Die Koenigin bruetet bevorzugt im
oberen Raum, solange Platz vorhanden ist. Durch das Zerreissen des
Brutnestes gibt man automatisch wieder Raum zu Brueten. So kommt es
nicht zur Raumnot und zum Schwarm!
Natuerlich kann man nicht immer und ueberall so verfahren. Je nach
launenhaften Schwankungen in Tracht und Wetter muss der Imker
reagieren. Um den richtigen Zeitpunkt fuer die Arbeiten an den Bienen
zu bestimmen sind jahrelange genaue Aufzeichnungen notwendig. Trotzdem
kommt es immer wieder zu Rueckschlaegen die durch nichts zu erklaeren
sind, so ist die Bienenhaltung eine staendige Herausforderung.
Jetzt noch ein kleiner Trick wie man die laestigen Ober- u.Unter-
traeger so bearbeiten kann, dass die Bienen diese Teile selbst nicht
mehr wahrnehmen.
Wer eine kleine Heimwerker-Werkstatt hat, Kreissaege mit Anschlag und
Neigungsmoeglichkeit des Tisches, kann das sehr gut selbst
durchfuehren. Man schraegt den Ober- u.Untertraeger, an beiden Seiten,
nach innen hin ab, dass vorne fast eine scharfe Kante entsteht.
Es muss nicht bis ganz an den Aussenrand durchgehend abgeschraegt
werden, bis zu den Quertraegern reicht es voellig aus.
Dadurch koennen die Bienen die Mittelwaende soweit nach oben und unten
ausbauen, dass von dem Holz so gut wie nichts mehr zu sehen ist.
Es bleibt nur noch der kleine Spalt zwischen dem Ober- u.Untertraeger,
von ca. 2-3 mm uebrig. Jetzt ist der grosse Fremdkoerper Holz fast
nicht mehr zu sehen und man bekommt eine nahezu durchgehende grosse
Brutflaeche. Wer so eine vollausgebaute Wabe einmal gesehen hat wird
begeistert sein!
Ich bin gerade dabei meinen ganzen restlichen Raehmchenbestand
umzubearbeiten.
Die oben beschriebene Betriebsweise kann genauso gut mit 1 1/2 Zargen
durchgefuehrt werden.
Das Zandermass mit seinen Ausmassen von 420 x 220 mm ist oftmals zu
gross fuer zwei Waben uebereinander. Hier bietet sich das Halb-
raehmchen als gute Loesung an. Auch diese Raehmchen sollte man in
aehnlicher Weise am Ober- u.Untertaeger anschraegen. Danach ist die
Brutflaeche fast genauso gross wie ein Dadantraehmchen (420 x 300).
In der Berufsimkerei kommt meist das Langstroth- oder Dadant-Magazin
zur Anwendung.
Welches Raehmchenmass der Imker anwendet kommt auf die Trachtverhaelt-
nisse an. Wenn keine Fruehtracht zu erwarten ist, ist eine ganz andere
Betriebsweise notwendig.
Viel Spass bei der Imkerei
Walter, DK3CZ
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