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DG1DAC > ASTRO    11.03.04 20:22l 201 Lines 8785 Bytes #999 (0) @ DL
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Subj: ESA: Exobiologie-Mission zum Mars
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Sent: 040311/1814z @:DB0FBB.#NRW.DEU.EU [Dortmund, JO31RM, OP:DK1DO] BCM1.42
From: DG1DAC @ DB0FBB.#NRW.DEU.EU  (Christoph)
To:   ASTRO @ DL

Erste europaeische Exobiologie-Mission zum Mars startet 
fruehestens in fuenf Jahren

Die Plaene um den ersten europaeischen Marsrover 
"ExoMars" sind wie das ganze AUROPA-Programm der ESA 
noch sehr abstrakt - Dennoch peilt die ESA das Jahr 
2009 offiziell als vorlaeufigen Starttermin an

Sie besteht aus einem Orbiter und einem Lander, der ein 
hochmodernes Instrumentenpaket mit an Bord hat, mit dem 
nach vergangenem oder vielleicht noch existierendem 
Leben auf dem Mars Ausschau gehalten werden kann. Wenn 
die ExoMars-Mission der ESA im Marz 2009 auf den Spuren 
von Mars Express und Beagle 2 wandelt, gewinnt das 
langfristige AURORA-Programm der ESA endlich an 
Konturen. Schliesslich ist ExoMars ein wichtiger 
Mosaikstein des europaeischen Aurora-Programms, das bis 
2025 einen Flug von Menschen zum Mars realisieren soll. 
Nachdem nunmehr der Marsrover "Opportunity" erstmals 
nachweisen konnte, dass fluessiges Wasser in der 
Vergangenheit einmal durch marsiane Felsen geflossen 
ist und dabei deren Struktur und chemische 
Zusammensetzung veraendert hat, scheint eine 
exobiologische Mission sinnvoller denn je.

In der Raumfahrt mag es vielleicht kein neues, dafuer 
aber immer noch ein ungeschriebenes Gesetz sein: Jedem 
Schritt ins All folgen weitere; jede Raumfahrtmission 
eroeffnet voellig neue Pfade, deren Durchforstung 
spaeteren Missionen vorbehalten bleibt. Stagnation 
bedeutet auch in diesem Genre Degeneration.


Zerplatzte Traeume

Kaum ein anderes Raumfahrtprojekt symbolisiert diese 
Gesetzmaessigkeit so deutlich wie die Internationale 
Raumstation, die mittlerweile selbst bei 
Raumfahrtenthusiasten in Ungnade gefallen ist. 
Aehnliches gilt wohl auch fuer die Apollo-
Mondmissionen. Nach sechs strapazioesen Exkursionen zum 
Erdtrabanten wurde seinerzeit das Mond-Programm primaer 
aus pekuniaeren Gruenden, sekundaer infolge des 
mangelnden Interesses der Bevoelkerung und ferner auch 
aufgrund des fraglichen wissenschaftlichen Nutzeffektes 
eingestellt.

Dass Traeume gerade in der Raumfahrt Schaeume sind, mag 
in der Natur dieses Genres liegen. Fakt ist: Nirgendwo 
anders zerplatzten in der Vergangenheit so viele 
Utopien, Wunschvorstellungen und ausgemalte 
hochfliegende Plaene wie Seifenblasen zu einem Nichts. 
War da nicht einmal davon die Rede, riesige 
Raumstationen und Hotels im Orbit zu platzieren, eine 
staendig bemannte Basis auf dem Mond zu errichten oder 
bis zum Ende des letzten Jahrhunderts Menschen zum 
Roten Planeten zu entsenden, ja sogar in diesem 
Jahrhundert das Abenteuer einer bemannten 
interstellaren Raumfahrt in Angriff zu nehmen. Aber im 
Jahr 2001 hat weder eine à la  Arthur C. Clarke 
verklaerte interplanetare Odyssee durch das 
Sonnensystem, geschweige denn die vor 30 Jahren fuer 
die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts angedachte 
"Mission to Mars" stattgefunden. Auch der Mann im Mond 
hat bislang keine menschliche Kolonie jemals zu Gesicht 
bekommen.

Im Gegenteil, seit ueber 30 Jahren hat kein Vertreter 
unseres Planeten mehr den Orbit verlassen. Seit dem 
Abschied des letzten Apollo-Astronauten vom Mond am 12. 
Dezember 1972 sah kein Mensch mehr die majestaetische 
lunare Pracht mit eigenen Augen. Seither wirbelte kein 
irdisches Lebewesen, keine Landefaehre mehr den weissen 
samtenen Mondstaub, geschweige denn irgendeinen anderen 
extraterrestrischen Staub auf. Nein, heutzutage 
beschraenkt sich die bemannte Raumfahrt auch weiterhin 
ganz auf den Orbit. Von Visionen und Traeumen weit und 
breit keine Spur.


ESA-Traeume

Aber dies soll gemaess dem  AURORA-Plan der 
Europaeischen Raumfahrtagentur fortan alles anders 
werden. Mit dem Ziel vor Augen, die Festlegung und 
spaetere Durchfuehrung einer Strategie fuer die 
robotische und bemannte Exploration des Sonnensystems 
einschliesslich der Planung der hierfuer erforderlichen 
Missionen, Technologien und bodengestuetzten 
Taetigkeiten zu realisieren, will sich Europa als 
wertvoller Partner an den naechsten Schritten der 
Weltraumexploration, d.h. an den internationalen 
Anstrengungen zur Entsendung der ersten Menschen zum 
Mars, konstruktiv einbringen. Bereits im November 2001 
wurde in Edinburgh auf der Tagung des ESA-Ministerrats 
der AURORA-Plan als fakultatives Programm der ESA 
genehmigt. Derweil befindet sich dieser in der 
Vorbereitungsphase. Moegliche Missionsziele sind der 
Mond, der Mars und Asteroiden. Waehrend unbemannte 
Raumfahrzeuge den Weg fuer bemannte Fluege zum Mond und 
zum Mars ebnen sollen, werden auf der Erde und an Bord 
der  Internationalen Raumstation in Kuerze Arbeiten zur 
Entwicklung der hierfuer benoetigten Technologien und 
Infrastruktur anlaufen.

Ein wichtiger Bestandteil dieses langfristig angelegten 
Programms bildet die von der ESA fuer das Jahr 2009 
angedachte Exobiologie-Mission ExoMars. Im Rahmen 
dieser Mission soll ein aeusserst mobiler Roboter bzw. 
Rover zum Einsatz kommen, dessen Name zugleich den 
richtungweisenden Charakter des Unternehmens vorgibt. 
Wenn "Pasteur", so der nach  Louis Pasteur (der neben 
Robert Koch der erste bedeutende Erforscher der 
Infektionskrankheiten und ihrer Bekaempfungsmethoden 
war) benannte instrumentenreiche 200 Kilogramm schwere 
Rover, in Aktion tritt, beginnt eine intensive Suche 
nach vergangenem oder vielleicht noch existierendem 
Leben auf dem Mars.


PLUTO-Bohrer mit an Bord?

Zur Zeit basteln die ESA-Wissenschaftler noch an dem 
hochmodernen Instrumentenpaket, das als 
wissenschaftliche Nutzlast an Bord des ExoMars-Rovers 
mitfahren soll. Den Grossteil der dabei anfallenden 
Arbeiten wird hauptsaechlich dem geologischen Equipment 
zukommen. Schliesslich sollen waehrend der Mission 
nicht nur Gesteinsproben von der Oberflaeche des Mars 
gesammelt, sondern auch Bodenproben aus zwei Meter 
Tiefe entnommen werden. Sinn macht nach Ansicht der 
Exobiologen eine solche Vorgehensweise deswegen, weil 
die Oberflaeche des Roten Planeten infolge der dort 
vorherrschenden Strahlungs-, Temperatur- und 
Druckverhaeltnisse steril und fuer Leben gemaess der 
irdischen Definition schlichtweg zu feindlich ist. Wenn 
ueberhaupt, dann haben sich die potenziellen 
einheimischen Lebensformen mit groesster 
Wahrscheinlichkeit in tiefere Bodenschichten 
zurueckgezogen.

Ob fuer die Entnahme der Bodenproben eine 
Weiterentwicklung des  PLUTO-Bohrers zum Einsatz kommt, 
den Dr. Lutz Richter vom  DLR in Koeln und sein Team 
kreierten und dessen erste Version bei Beagle 2 
untergebracht war, ist indes noch voellig offen. "Es 
koennte eine Weiterentwicklung des Pluto-Bohrers sein, 
der zum Einsatz kommt. Aber die Baseline ist eine 
andere, da das ganze Aurora-Programm voellig offen und 
abstrakt ist", erklaert Richter. "Vieles ist noch 
Wunschdenken - und finanziert ist noch gar nichts". 
Voreiliger Optimismus sei voellig fehl am Platze, was 
insbesondere fuer den anvisierten Starttermin gelte. 
"Ich halte das Jahr 2009 fuer unrealistisch. Man muss 
davon ausgehen, dass sich der Start von ExoMars um zwei 
Jahre verschieben wird."


Ehrgeizige Mission

Um sicherzugehen, dass die guenstige Startgelegenheit 
im Jahr 2009 auch de facto genutzt wird, hat die 
Abteilung fuer das Aurora-Programm der ESA mit der 
Festlegung der Experimente begonnen, aus denen sich die 
Nutzlast zusammensetzen wird. Bereits am 9. Juli des 
letzten Jahres veroeffentlichte das Aurora-
Programmbuero fuer die ExoMars-Mission einen 
Ideenwettbewerb fuer Wissenschaftler. "Ich hoffe sehr, 
dass wir wie bereits in der Vergangenheit mit einem 
bedeutenden Beitrag der Wissenschaft zur Festlegung 
dieser spannenden Mission rechnen koennen", 
verdeutlicht  Jorge Vago, der Studienwissenschaftler 
fuer ExoMars. Derweil spricht die ESA vom 
"umfangreichsten Wissenschaftspaket, das je auf dem 
Mars gelandet ist".

Nach geglueckter Landung des Roboters wird der ExoMars 
Satellit, neben seinen wissenschaftlichen Aufgaben, 
auch als Relaisstation zwischen Roboter und Erde 
dienen. Neben der Suche nach Lebensformen auf dem Roten 
Planeten soll ExoMars auch Messungen durchfuehren, die 
samt und sonders darauf abzielen, Gefahren fuer 
zukuenftige bemannte Marsmissionen zu erkennen, die 
Verteilung von Wasser auf dem Mars zu bestimmen und um 
die chemische Zusammensetzung von Felsen auf der 
Marsoberflaeche zu messen. "ExoMars ist eine sehr 
ehrgeizige Mission und ein wichtiger Schritt in der 
Entwicklung des Aurora-Langzeitplanes um Menschen auf 
eine Marsexpedition zu senden" sagte Bruno Gardini, 
Aurora-Projektmanager.

Sie wird nicht nur als erste ESA-Mission einen 
fahrenden Roboter enthalten, sondern auch zum ersten 
Mal eine exobiologische Nutzlast tragen, ein Set, das 
extra fuer die Suche nach Leben gestaltet ist.


Quelle:
telepolis - Harald Zaun


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