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DG1DAC > ASTRO 11.03.04 19:22l 201 Lines 8785 Bytes #999 (0) @ DL
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Subj: ESA: Exobiologie-Mission zum Mars
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To: ASTRO @ DL
Erste europaeische Exobiologie-Mission zum Mars startet
fruehestens in fuenf Jahren
Die Plaene um den ersten europaeischen Marsrover
"ExoMars" sind wie das ganze AUROPA-Programm der ESA
noch sehr abstrakt - Dennoch peilt die ESA das Jahr
2009 offiziell als vorlaeufigen Starttermin an
Sie besteht aus einem Orbiter und einem Lander, der ein
hochmodernes Instrumentenpaket mit an Bord hat, mit dem
nach vergangenem oder vielleicht noch existierendem
Leben auf dem Mars Ausschau gehalten werden kann. Wenn
die ExoMars-Mission der ESA im Marz 2009 auf den Spuren
von Mars Express und Beagle 2 wandelt, gewinnt das
langfristige AURORA-Programm der ESA endlich an
Konturen. Schliesslich ist ExoMars ein wichtiger
Mosaikstein des europaeischen Aurora-Programms, das bis
2025 einen Flug von Menschen zum Mars realisieren soll.
Nachdem nunmehr der Marsrover "Opportunity" erstmals
nachweisen konnte, dass fluessiges Wasser in der
Vergangenheit einmal durch marsiane Felsen geflossen
ist und dabei deren Struktur und chemische
Zusammensetzung veraendert hat, scheint eine
exobiologische Mission sinnvoller denn je.
In der Raumfahrt mag es vielleicht kein neues, dafuer
aber immer noch ein ungeschriebenes Gesetz sein: Jedem
Schritt ins All folgen weitere; jede Raumfahrtmission
eroeffnet voellig neue Pfade, deren Durchforstung
spaeteren Missionen vorbehalten bleibt. Stagnation
bedeutet auch in diesem Genre Degeneration.
Zerplatzte Traeume
Kaum ein anderes Raumfahrtprojekt symbolisiert diese
Gesetzmaessigkeit so deutlich wie die Internationale
Raumstation, die mittlerweile selbst bei
Raumfahrtenthusiasten in Ungnade gefallen ist.
Aehnliches gilt wohl auch fuer die Apollo-
Mondmissionen. Nach sechs strapazioesen Exkursionen zum
Erdtrabanten wurde seinerzeit das Mond-Programm primaer
aus pekuniaeren Gruenden, sekundaer infolge des
mangelnden Interesses der Bevoelkerung und ferner auch
aufgrund des fraglichen wissenschaftlichen Nutzeffektes
eingestellt.
Dass Traeume gerade in der Raumfahrt Schaeume sind, mag
in der Natur dieses Genres liegen. Fakt ist: Nirgendwo
anders zerplatzten in der Vergangenheit so viele
Utopien, Wunschvorstellungen und ausgemalte
hochfliegende Plaene wie Seifenblasen zu einem Nichts.
War da nicht einmal davon die Rede, riesige
Raumstationen und Hotels im Orbit zu platzieren, eine
staendig bemannte Basis auf dem Mond zu errichten oder
bis zum Ende des letzten Jahrhunderts Menschen zum
Roten Planeten zu entsenden, ja sogar in diesem
Jahrhundert das Abenteuer einer bemannten
interstellaren Raumfahrt in Angriff zu nehmen. Aber im
Jahr 2001 hat weder eine à la Arthur C. Clarke
verklaerte interplanetare Odyssee durch das
Sonnensystem, geschweige denn die vor 30 Jahren fuer
die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts angedachte
"Mission to Mars" stattgefunden. Auch der Mann im Mond
hat bislang keine menschliche Kolonie jemals zu Gesicht
bekommen.
Im Gegenteil, seit ueber 30 Jahren hat kein Vertreter
unseres Planeten mehr den Orbit verlassen. Seit dem
Abschied des letzten Apollo-Astronauten vom Mond am 12.
Dezember 1972 sah kein Mensch mehr die majestaetische
lunare Pracht mit eigenen Augen. Seither wirbelte kein
irdisches Lebewesen, keine Landefaehre mehr den weissen
samtenen Mondstaub, geschweige denn irgendeinen anderen
extraterrestrischen Staub auf. Nein, heutzutage
beschraenkt sich die bemannte Raumfahrt auch weiterhin
ganz auf den Orbit. Von Visionen und Traeumen weit und
breit keine Spur.
ESA-Traeume
Aber dies soll gemaess dem AURORA-Plan der
Europaeischen Raumfahrtagentur fortan alles anders
werden. Mit dem Ziel vor Augen, die Festlegung und
spaetere Durchfuehrung einer Strategie fuer die
robotische und bemannte Exploration des Sonnensystems
einschliesslich der Planung der hierfuer erforderlichen
Missionen, Technologien und bodengestuetzten
Taetigkeiten zu realisieren, will sich Europa als
wertvoller Partner an den naechsten Schritten der
Weltraumexploration, d.h. an den internationalen
Anstrengungen zur Entsendung der ersten Menschen zum
Mars, konstruktiv einbringen. Bereits im November 2001
wurde in Edinburgh auf der Tagung des ESA-Ministerrats
der AURORA-Plan als fakultatives Programm der ESA
genehmigt. Derweil befindet sich dieser in der
Vorbereitungsphase. Moegliche Missionsziele sind der
Mond, der Mars und Asteroiden. Waehrend unbemannte
Raumfahrzeuge den Weg fuer bemannte Fluege zum Mond und
zum Mars ebnen sollen, werden auf der Erde und an Bord
der Internationalen Raumstation in Kuerze Arbeiten zur
Entwicklung der hierfuer benoetigten Technologien und
Infrastruktur anlaufen.
Ein wichtiger Bestandteil dieses langfristig angelegten
Programms bildet die von der ESA fuer das Jahr 2009
angedachte Exobiologie-Mission ExoMars. Im Rahmen
dieser Mission soll ein aeusserst mobiler Roboter bzw.
Rover zum Einsatz kommen, dessen Name zugleich den
richtungweisenden Charakter des Unternehmens vorgibt.
Wenn "Pasteur", so der nach Louis Pasteur (der neben
Robert Koch der erste bedeutende Erforscher der
Infektionskrankheiten und ihrer Bekaempfungsmethoden
war) benannte instrumentenreiche 200 Kilogramm schwere
Rover, in Aktion tritt, beginnt eine intensive Suche
nach vergangenem oder vielleicht noch existierendem
Leben auf dem Mars.
PLUTO-Bohrer mit an Bord?
Zur Zeit basteln die ESA-Wissenschaftler noch an dem
hochmodernen Instrumentenpaket, das als
wissenschaftliche Nutzlast an Bord des ExoMars-Rovers
mitfahren soll. Den Grossteil der dabei anfallenden
Arbeiten wird hauptsaechlich dem geologischen Equipment
zukommen. Schliesslich sollen waehrend der Mission
nicht nur Gesteinsproben von der Oberflaeche des Mars
gesammelt, sondern auch Bodenproben aus zwei Meter
Tiefe entnommen werden. Sinn macht nach Ansicht der
Exobiologen eine solche Vorgehensweise deswegen, weil
die Oberflaeche des Roten Planeten infolge der dort
vorherrschenden Strahlungs-, Temperatur- und
Druckverhaeltnisse steril und fuer Leben gemaess der
irdischen Definition schlichtweg zu feindlich ist. Wenn
ueberhaupt, dann haben sich die potenziellen
einheimischen Lebensformen mit groesster
Wahrscheinlichkeit in tiefere Bodenschichten
zurueckgezogen.
Ob fuer die Entnahme der Bodenproben eine
Weiterentwicklung des PLUTO-Bohrers zum Einsatz kommt,
den Dr. Lutz Richter vom DLR in Koeln und sein Team
kreierten und dessen erste Version bei Beagle 2
untergebracht war, ist indes noch voellig offen. "Es
koennte eine Weiterentwicklung des Pluto-Bohrers sein,
der zum Einsatz kommt. Aber die Baseline ist eine
andere, da das ganze Aurora-Programm voellig offen und
abstrakt ist", erklaert Richter. "Vieles ist noch
Wunschdenken - und finanziert ist noch gar nichts".
Voreiliger Optimismus sei voellig fehl am Platze, was
insbesondere fuer den anvisierten Starttermin gelte.
"Ich halte das Jahr 2009 fuer unrealistisch. Man muss
davon ausgehen, dass sich der Start von ExoMars um zwei
Jahre verschieben wird."
Ehrgeizige Mission
Um sicherzugehen, dass die guenstige Startgelegenheit
im Jahr 2009 auch de facto genutzt wird, hat die
Abteilung fuer das Aurora-Programm der ESA mit der
Festlegung der Experimente begonnen, aus denen sich die
Nutzlast zusammensetzen wird. Bereits am 9. Juli des
letzten Jahres veroeffentlichte das Aurora-
Programmbuero fuer die ExoMars-Mission einen
Ideenwettbewerb fuer Wissenschaftler. "Ich hoffe sehr,
dass wir wie bereits in der Vergangenheit mit einem
bedeutenden Beitrag der Wissenschaft zur Festlegung
dieser spannenden Mission rechnen koennen",
verdeutlicht Jorge Vago, der Studienwissenschaftler
fuer ExoMars. Derweil spricht die ESA vom
"umfangreichsten Wissenschaftspaket, das je auf dem
Mars gelandet ist".
Nach geglueckter Landung des Roboters wird der ExoMars
Satellit, neben seinen wissenschaftlichen Aufgaben,
auch als Relaisstation zwischen Roboter und Erde
dienen. Neben der Suche nach Lebensformen auf dem Roten
Planeten soll ExoMars auch Messungen durchfuehren, die
samt und sonders darauf abzielen, Gefahren fuer
zukuenftige bemannte Marsmissionen zu erkennen, die
Verteilung von Wasser auf dem Mars zu bestimmen und um
die chemische Zusammensetzung von Felsen auf der
Marsoberflaeche zu messen. "ExoMars ist eine sehr
ehrgeizige Mission und ein wichtiger Schritt in der
Entwicklung des Aurora-Langzeitplanes um Menschen auf
eine Marsexpedition zu senden" sagte Bruno Gardini,
Aurora-Projektmanager.
Sie wird nicht nur als erste ESA-Mission einen
fahrenden Roboter enthalten, sondern auch zum ersten
Mal eine exobiologische Nutzlast tragen, ein Set, das
extra fuer die Suche nach Leben gestaltet ist.
Quelle:
telepolis - Harald Zaun
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