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DG1DAC > ASTRO 08.01.04 23:51l 116 Lines 5267 Bytes #999 (0) @ DL
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Subj: ESA: Aurora, wie gehts weiter?
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Europa und der Mars - Wie geht es weiter?
Von einer deutschen Beteiligung am Aurora-Programm der
ESA will Forschungsministerin Edelgard Bulmahn
weiterhin nichts wissen
Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn zeigte sich
sichtlich erfreut ueber das erfolgreiche Einschwenken
der europaeischen Raumsonde Mars Express in den Orbit
um den roten Planeten (Europa bringt erstmals Sonde
in Umlaufbahn um einen anderen Planeten). Das sei ein
"Meilenstein fuer die Wissenschaft in Europa", sagte
sie am fruehen Morgen des ersten Weihnachtstages im
europaeischen Bodenkontrollzentrum (ESOC) in
Darmstadt, wo sie die Ankunft der Sonde mitverfolgt
hatte. In der Tat hat die europaeische Raumfahrt mit
Mars Express ein wichtiges Etappenziel erreicht. Aber
auf dem Weg wohin?
Bei der europaeischen Weltraumorganisation (ESA) wird
die weitere Erforschung des roten Planeten im Rahmen
des Aurora-Programms vorbereitet. Ziel ist es, einen
langfristigen Plan fuer die Erkundung des Sonnensystems
zu entwickeln, der ueber die naechsten 30 Jahre
verschiedene Etappenziele definiert. Am Ende dieser
Zeitspanne koennte eine bemannte Mission zum Mars
erfolgen.
Das Programm knuepft gleichermassen an die Erfahrungen
der bemannten Raumfahrt im erdnahen Orbit wie auch an
die Planetenerkundung mit Robotern an. "Die miteinander
verflochtene Weiterentwicklung der Faehigkeiten in
diesen beiden Straengen wird schliesslich dazu fuehren,
dass Europa in der Lage ist, bei einer zukuenftigen
bemannten Mission zum Mars eine Schluesselrolle zu
spielen", heisst es in einer Pressemitteilung der ESA
anlaesslich der erfolgreichen Abkopplung des
Landemoduls Beagle 2 von Mars Express am 19. Dezember.
Aurora wird von fast allen ESA-Mitgliedsstaaten
unterstuetzt. Von den groesseren Staaten verweigert
lediglich Deutschland die Teilnahme. Daran wird, wie es
scheint, auch der Teilerfolg von Mars Express nichts
aendern. Bulmahn will von Aurora weiterhin nichts
wissen. Das koennte unter anderem daran liegen, dass
sie bislang noch zu wenig darueber weiss.
Ihre Antwort auf die Frage, ob sie sich inzwischen eine
Beteiligung Deutschlands am Aurora-Programm vorstellen
koenne, zeugte jedenfalls von einem bemerkenswerten
Unverstaendnis der Intentionen Auroras. Viele Fragen
seien ja noch gar nicht geloest, sagte sie und nannte
als Beispiel das Strahlenproblem, also die Frage,
inwieweit Astronauten die Belastung durch kosmische
Strahlung verkraften koennen. Abgesehen davon, dass
manche Experten wie etwa Markus Landgraf, Vorsitzender
der deutschen Sektion der Mars Society, ihr in diesem
speziellen Punkt widersprechen wuerden, ist es nicht
ganz leicht zu verstehen, inwiefern offene
Forschungsfragen der Entwicklung eines
Forschungsprogramms entgegen stehen sollen, das unter
anderem gerade die Klaerung dieser Fragen zum Ziel hat.
Zudem nimmt sich Aurora fuer die Beantwortung solcher
Fragen auch reichlich Zeit: Ein bemannter Flug zum Mars
wird derzeit fuer das Jahr 2030 oder 2033 angepeilt.
Davor koennte im Jahr 2024 eine bemannte Mission zum
Mond erfolgen, um Schluesseltechnologien wie
Lebenserhaltung oder die Ressourcennutzung vor Ort zu
erproben. So lange wolle sie nicht warten, sagt
Bulmahn. Sie wolle jetzt Ergebnisse und setze daher
weiterhin auf die Erkundung des Weltraums mit
unbemannten Sonden und Robotern.
Nun sind genau solche Missionen fuer die kommenden
Jahre im gegenwaertigen Aurora-Plan vorgesehen: Im Jahr
2009 koennte ExoMars starten, bei der ein Rover auf
der Marsoberflaeche abgesetzt werden soll, um nach
Lebensspuren zu suchen. Fuer das Jahr 2011 oder 2014
ist Mars Sample Return geplant, eine Mission, die
Bodenproben sammeln und zur Erde zurueck transportieren
soll. Eine dafuer erforderliche Technologie, die den
Wiedereintritt schneller Raumsonden in die
Erdatmosphaere ermoeglicht, soll bereits im Jahr 2007
erprobt werden.
Einen Forschungs- und Entwicklungsplan ueber 30 Jahre
zu entwerfen, heisst also nicht, dass dieser Plan erst
nach 30 Jahren Fruechte traegt. Wenn Bulmahn so etwas
implizit behauptet, ist das entweder billige Rhetorik -
oder sie ist schlecht informiert.
Das Reizwort ist offenbar "bemannte Marsmission". Es
scheint eine so starke suggestive Wirkung zu entfalten,
dass Bulmahn (oder ihre Berater) einen langfristigen
Plan, der eine solche Mission beinhaltet, mit der
Mission selbst verwechseln. Wer Aurora auf die bemannte
Mission zum Mars reduziert, hat das Konzept voellig
missverstanden. Es geht nicht nur um diese eine
Mission, es geht um einen neuen Rahmen fuer die
Raumfahrt. Es geht darum, die europaeischen
Raumfahrtaktivitaeten auf ein klares Ziel auszurichten,
das von jedem Menschen verstanden werden kann, ein Ziel
jenseits wirtschaftlicher und machtpolitischer
Kalkuele. Es geht darum, endlich ernst zu nehmen, was
sowohl der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums
fuer Luft- und Raumfahrt, Sigmar Wittig, als auch der
ESA-Wissenschaftsdirektor David Southwood in Darmstadt
in Anwesenheit der Forschungsministerin betonten:
Raumfahrt hat nicht nur wissenschaftliche, sondern vor
allem kulturelle Bedeutung.
Quelle:
telepolis - Hans-Arthur Marsiske
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