|
DG1DAC > ASTRO 18.10.03 21:21l 117 Lines 4244 Bytes #999 (0) @ DL
BID : IA3DB0FBB05Q
Read: GUEST
Subj: Die Form des Universums
Path: DB0FHN<DB0RGB<DB0MRW<DB0HOT<DB0LPZ<DB0ERF<DB0FBB
Sent: 031018/1615z @:DB0FBB.#NRW.DEU.EU [Dortmund, JO31RM, OP:DK1DO] BCM1.42
From: DG1DAC @ DB0FBB.#NRW.DEU.EU (Christoph)
To: ASTRO @ DL
Aehnelt das Universum einem Fussball?
Der griechische Philosoph Platon (427 v.Chr.
– 347 v.Chr.) hatte ein besonderes Faible fuer
vollkommen regelmaessige Koerper.
Insbesondere glaubte er, das Universum habe
die Form eines Dodekaeders, eines etwas
eckigen Fussballs, der aus zwoelf Fuenfecken
zusammengenaeht wurde. Mehr als zwei
Jahrtausende spaeter scheinen neue Daten der
kosmischen Hintergrundstrahlung Platons
Ansicht zu bestaetigen. Das zeigen
Berechnungen franzoesischer Forscher.
Jean-Pierre Luminet vom Observatoire de
Paris und seine Kollegen praesentieren ihre
Theorie im Fachmagazin Nature (Bd. 425, S.
593).
Die kosmische Hintergrundstrahlung ist das
Nachglimmen des Urknalls. Diese Strahlung ist
nicht vollkommen gleichmaessig, wie man zunaechst
annahm, sondern sie weist kleine
Schwankungen auf, abhaengig von der
Richtung, in der man ins Universum schaut. Der
Ursprung dieser Schwankungen in der Strahlung
sind Dichteschwankungen, die sich kurz nach
dem Urknall wellenfoermig im Universum
ausbreiteten.
Der Nasa-Satellit WMAP misst diese
Strahlungsschwankungen seit etwa zwei Jahren
in bisher nicht erreichter Praezision. Die Daten
von WMAP hat das franzoesische Forscherteam
jetzt untersucht.
Zu jeder wellenfoermigen Schwankung in der
Hintergrundstrahlung sollte es genau wie bei
einer akustischen Welle Obertoene geben.
Beispielsweise schwingt eine Klaviersaite nicht
nur in ihrer ganzen Laenge, sondern sie bringt
auch Toene hervor, die der Haelfte ihrer Laenge,
einem Drittel ihrer Laenge und so weiter
entsprechen. Die relative Gewichtung dieser
Obertoene zueinander ist charakteristisch fuer
jede Saite. Deshalb kann man aus dem
Frequenzspektrum der Obertoene Rueckschluesse
auf die physikalische Beschaffenheit der
Klaviersaiten ziehen.
Nach dem gleichen Verfahren haben die
Franzosen aus dem Spektrum der Obertoene in
der kosmischen Hintergrundstrahlung
Rueckschluesse auf das Universum gezogen. Die
auffaelligste Eigenschaft des Frequenzspektrums
ist, dass ab einer bestimmten Groesse die langen
Wellen fehlen. In einem unendlich grossen
Universum, wie es vom derzeitigen
Standardmodell der Kosmologie favorisiert wird
– duerfte es solch eine Beschraenkung fuer lange
Wellen aber nicht geben.
Eine Glocke kann zwar keinen tiefen Ton
hervorbringen, dessen Wellenlaenge groesser ist
als sie selbst. Aber ein unendlich grosses
Universum sollte jede Wellenlaenge
hervorbringen. Manche Kosmologen halten es
allerdings fuer moeglich, dass es bisher
unentdeckte physikalische Gesetze gibt, die dies
verhindern.
Doch Luminet und seine Kollegen gehen den
direkten Weg. Sie nehmen das
Frequenzspektrum so wie es ist und berechnen,
welche Form ein Universum haben muss, das
solch ein Spektrum hervorbringt. Ihr Ergebnis ist
das vierdimensionale Pendant zu Platons
Dodekaeder, der so genannte
Poincare-Dodekaeder-Raum.
Statt einer aus zwoelf Fuenfecken bestehenden
"Fussballoberflaeche" hat man es hier mit einer
aus 120 Dodekaedern bestehenden
dreidimensionalen Hyperflaeche zu tun. Diese
dreidimensionale Hyperflaeche ist unser
Universum. Sie bildet die dreidimensionale
Oberflaeche eines vierdimensionalen Fussballs und
ist somit geschlossen. Demnach waere das
Universum nicht unendlich gross, sondern haette
eine begrenzte Groesse.
Die Franzosen machen einige praezise
Vorhersagen ueber Muster, die man in der
Hintergrundstrahlung finden sollte, wenn ihre
Theorie richtig ist. Luminet und Kollegen
erwarten, dass spaetestens der ESA-Satellit
Planck, dessen Start fuer Januar 2007 geplant ist,
die Entscheidung bringen wird: "Seit der Antike
haben die Menschen sich gefragt, ob das
Universum endlich oder unendlich gross ist. Nach
mehr als zwei Jahrtausenden koennten
Beobachtungsdaten die endgueltige Antwort
liefern."
Quelle:
bdw - Axel Tillemans
-----------------------------------------------------------------
Anmerkung des Einspielers:
Nachdem das also "geklaert" ist, mochte ich eigentlich nur noch wissen
in welchem Verein "wir" eigentlich spielen? Das ist warscheinlich auch
der Grund warum Religion und Wissenschaft ewig getrennt bleiben,
denn genau dieser Frage versucht die Theologie auf den Grund zu gehen.
Auf Ewig, euer
Christoph ;-)
Read previous mail | Read next mail
| |