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DL5AFN > NOTFUNK  05.01.14 17:34l 96 Lines 5507 Bytes #999 (999) @ DL
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Subj: BOS-Digitalfunk:England steigt aus
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BOS-Digitalfunk: England beabsichtigt den Ausstieg
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Eigentlich soll der neue BOS-Digitalfunk im Tetra-Standard lt. Politikern für
Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste neue Möglichkeiten eröffnen: Bessere
Reichweiten, Abhörsicherheit und schnelle Datenübertragung. Kurz gesagt das
funktechnische Paradies für die Einsatzkräfte. 

Digitalfunknutzer und verantwortliche Politiker werden jedoch sehr schnell von
der eigentlichen Realität eingeholt: Mangelhafte Reichweiten trotz zahlreicher
Umsetzer/Relaisstationen, immer wiederkehrende Systemstörungen bzw.
Totalzusammenbrüche speziell bei Grosseinsätzen mit entspr. viel Funkverkehr
und entgegen der Versprechungen mehr als geringe Datenübertragungsraten sind
nur ein paar Mängel und Risiken von vielen. Diese waren und sind wiederholt
Schwerpunkt bei Medienberichtserstattungen, auch in Deutschland. Politisch
Verantwortliche und Behörden, wie z.B. die Digitalfunk-Bundesanstalt BDBOS
indess wiegeln beharrlich ab. "Es sei doch gar nicht so schlimm" und "nach der
Aufbauphase läuft es besser" sind die gängigsten Tenöre zum Thema. Ein Ende der
funktechnischen Misere ist nicht greifbar. 

Seit rd. dem Jahr 2000 betreibt u.a. England das weitgehend identische
Tetra-BOS-Digitalfunksystem wie Deutschland, wird von denselben Problemen
geplagt und zieht jetzt daraus die Konsequenzen. Lt. der englischsprachigen
Webseite 

"http://www.policespecials.com/forum/index.php?/topic/135789-police-oracle-airwave-could-be-replaced/"

beabsichtigt die britische Regierung aus dem gegenwärtigen Tetra-Funkstandard
spätestens zum Jahr 2016 auszusteigen. Solange muss die Vertragslaufzeit mit
dem britischen Digitalfunkbetreiber Oracle-Airwave eingehalten werden. 

Allein im Zeitraum 2005-2008 traten lt. der britischen BBC gut 93 teils schwere
Störungen bzw. Totalzusammenbrüche speziell bei Grosseinsätzen auf. 

Gravierende Probleme zeigen sich lt. Geoff Stuttaford von der brit.
Polizeigewerkschaft u.a. dann, wenn Polizisten innerhalb von Gebäuden,
Unterführungen usw. keine Digitalfunkverbindung mehr zu Leitstelle hätten.
Derartiges trat beim bisherigen Analogfunk nicht so oft auf. "Kein Wunder",
sagt er, "wurde Tetra-Funk primär für Polizisten auf der offenen Strasse
konzipiert". "Auch in ländlichen Abschnitten wo der nächste Umsetzer weiter als
gewohnt ist, zeigen sich gravierende Reichweitenprobleme". "Auch sei
Tetra-Digitalfunk überhaupt nicht für Hubschraubereinsätze konzipiert", führt
Geoff Stuttaford weiter aus. Er beklagt auch lange Instandsetzungszeiten nach
Systemabstürzen. 

Soweit die wichtigsten ins Deutsche übersetzten Punkte aus der
englischsprachigen Webseite.

Als längerfristigen Ersatz für den bisherigen Tetra-Digitalfunk könne sich
England z.B. das LTE-System vorstellen. Nur dürfen damit erhoffte
Verbesserungen zurecht bezweifelt werden. Einerseits funkt das LTE-System lt.
der Webseite in noch höheren Frequenzen bei rd. 700 MHZ. Wegen dem höheren
LTE-Frequenzbereich im Vergleich zum bisherigen Tetra-Digitalfunk bei rd. 400
MHZ sind noch geringere Reichweiten als bei Tetra zu erwarten. Von einem
Extra-LTE-BOS-Digitalfunknetz wird ausdrücklich nichts erwähnt. Deshalb muss
davon ausgegangen werden, dass somit auf ein durch Bürger schon jetzt rege
genutztes Webzugangsystem mit stark steigender Tendenz, quasi eine
Behördenfunkanwendung oben drauf gepflanzt wird. Damit sind bei Grosseinsätzen
geradezu Systemüberlastungen und damit einhergehende Zusammenbrüche mit all
ihren Folgen für die Bürger und Einsatzkräfte gleichermassen vorprogrammiert.
Im Vergleich zum wenig belastbaren Tetra-Funk stellt dies keine beabsichtigte
Verbesserung dar. Somit kämen die Briten bei Umsetzung derartiger Pläne vom
Regen in die Traufe. 

Auch in Deutschland häufen sich seit langem die Klagen der Einsatzkräfte über
den neuen Digitalfunk, dessen Mängel und Risiken nicht im Zusammenhang mit der
gegenwärtigen Aufbauphase stehen. U.a. im nicht-alpinen Schleswig-Holstein,
Thüringen, Bayern, Saarland, Bremen usw, beklagen Polizei, Feuerwehr und
Rettungsdienste immer wiederkehrende eklatante Reichweitenmängel und
Verbindungsstabilitäten. Erstmalig wurde im Okt. 2013 z.B. durch die sächsische
Landesregierung eingeräumt, dass auch der bisherige Digitalfunk-Kostenplan
nicht eingehalten werden kann. Ähnliches in allen anderen Bundesländern. Auch
könne die eigentlich beabsichtigte Datenübertragung letztendlich nicht
eingeführt werden. Hauptursache: Techn. Mängel und Risiken.
BOS-Digitalfunknutzer praktizieren darum in ganz Deutschland, soweit wegen
Reichweitenproblemen und techn. Mängel überhaupt möglich, fast
ausschliesslichen Sprechfunk. 

U.a. Niederhausens Feuerwehr bei Wiesbaden zog Anfang 2013 die Konsequenzen und
wechselte sofort zum bisherigen Analogfunk zurück. Weitere dt. Feuerwehren
werden folgen.  Zuvor brachten die Digitalfunkmängel einen Niederhausener
Löschangriffstrupp während eines Hochhausbrandes in der Silvesternacht
2012-2013 in unmittelbare Lebensgefahr. 

Der milliardenteure und techn. mangelhafte BOS-Digitalfunk wird auch zukünftig
für weiteren Themenstoff sorgen. Der unbeteilligte Beobachter stellt sich zum
Verdruss von z.B. Lobbyisten seit langem die Frage, ob es nicht besser wäre,
beim insgesamt jahrzehntealten reichweitenstarken betriebsstabilen Analogfunk
zu bleiben. 

Vollständige Beitragsrecherche und Übersetzung durch das Rs-Team des
BB-Amateurfunkmagazins

 


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