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DL5AFN > NOTFUNK  18.10.08 16:27l 160 Lines 9024 Bytes #999 (999) @ DL
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Subj: Schwere Mängel und Risiken beim BOS-Digitalfunk Deutschland
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Sent: 081018/1423z @:DB0RES.#NRW.DEU.EU [JO31ES Rees/Germany] obcm1.07b3 LT:999
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Nachfolgende Meldung sinngemäss aus dem Bln-Rsp v. 17.10.2008 entnommen. 

Schwere Mängel beim BOS-Digitalfunk in Deutschland 
-------------------------------------------------- 
 
Was nicht nur in Afu-Kreisen schon seit Jahren bekannt ist, wurde kürzlich
öffentlich klar ausgesprochen: 
 
Schon vor seiner Einführung offenbaren sich schwere technische Mängel und
Risiken beim geplanten BOS-Digitalfunk in Deutschland. In der ZDF-Sendung
"Frontal21" vom 14.10.2008 mit dem Titel "zu teuer, zu spät, zu schlecht -
sinnloser Behördenfunk" wurden u.a. sowohl die niedrige Reichweite, als auch
die sehr geringe Übertragungsrate von 3kBit/s erwähnt. Laut einem Professor für
Kommunikationstechnik befinden sich Verbrecher längst im Ruhestand bevor die
nötigen Fahndungsdaten übertragen sind. Mit der Datenrate von 3 kBit/s seien
bestenfalls Telefonate möglich. Nötige Erhöhungen der Übertragungsraten und
weitere technische Verbesserungen wären mit Mehrkosten von mindestens 2-3
Milliarden Euro verbunden. Die bisherigen Kostenplanungen gehen von gut 5
Milliarden Euro aus. Begründet wurden die im TV-Bericht gezeigten Mängel mit
unzureichenden Finanzmitteln durch Bund bzw. Länder. 
 
Ein Berliner Polizist führte bzgl. der Reichweiten sehr praktisch die zu
erwartenden Defizite vor: Im Hausflur nur 2m von der Haustür entfernt zeigte
sich ein sehr schwacher Empfang auf seinem Digitalfunkgerät, welcher bei 3m von
der Haustür entfernt völlig ausfiel. Lakonischer Kommentar des Beamten: Im
Ernstfall wäre ich mit dem Digitalfunk verloren. Vorsitzende der
Polizeigewerkschaften brachten es drastisch auf den Punkt: Mit dem neuen
Digitalfunk sei auf Jahre hinaus keine professionelle Polizeiarbeit machbar.
U.a. deswegen wurden im Zeitraum September bis Oktober 2008 an die Berliner
Mitglieder der GdP Diensthandys verteilt, damit sie nicht auf ihre Privatkosten
dienstliche Telefonate vom Einsatzort machen können. 
 
Wohl nicht ohne Grund verweigerten sowohl die zuständige Bundesanstalt für den
BOS-Digitalfunk BDBOS, als auch das Bundesinnenministerium jegliche
Stellungnahmen und Interviews zu den Mängeln und Risiken. Vielmehr vertraten
sie die Auffassung, dass die bisherigen Planungen allen Erfordernissen und
Einsatzlagen gerecht würden. 
 
Hier weitere Informationen, welche wegen der zur Verfügung stehenden
Gesamtsendezeit nicht berücksichtigt werden konnten, aber nicht minder
interessant sind: 
 
Die erwähnte Datenübertragungsrate von 3 kbit/s existiert nur bei voller
Verfügung aller Kapazitäten des Digitalfunksystems. Bei starkem Funkverkehr
reduziert sich diese Rate entsprechend drastisch. 
 
Kein einheitlicher Digitalfunkstandard in Europa. Deutschland plant den Aufbau
eines TETRA-Systems. U.a. Polen, Frankreich und Tschechien funken aber mit
Tetra-Pol. Beide Systeme sind untereinander inkompatibel. Somit ist kein
grenzüberschreitender Funkverkehr möglich. Eine Vereinheitlichung des
grenzüberschreitenden Funkverkehrs europäischer Sicherheitsbehörden und
Rettungsdienste wurde jedoch von den politisch Verantwortlichen als einer
Hauptgründe für die Digitalfunkeinführung genannt. 
 
Laut sicheren Informationen vom August 2008 laufen in vielen europäischen
Ländern der Digitalfunk und Analogfunk im Parallelbetrieb, z.B. in Schweden.
Zumindest in Schweden gibt es keine Absichten dieses zu ändern. 
 
Im Vergleich zum Analogfunk ist Tetra-Digitalfunk ein Bündelfunk, somit
grossflächiger eingeschränkter Betrieb/Totalausfall bei Systemstörungen
möglich. Beim Analogfunk grösstenteils unabhängig voneinander arbeitende
Kanäle/Frequenzen. Somit ist ein flächendeckender Ausfall aller
Kanäle/Frequenzen fast ausgeschlossen. 
 
Die Störungssuche und -beseitigung ist beim Digitalfunk wegen dem technischen
Aufwand erheblich aufwendiger und somit teurer als beim Analogfunk. 
 
Eine einfache Rechnung: 
 
Beim Analogfunk: jeweils unabhängiger 4m + 2m Bereich + Handynetz = insgesamt 3
Kommunikationsmöglichkeiten 
 
Beim geplanten Digitalfunk:  nur EIN Funknetz. Bei Systemstörungen bzw.
Ausfällen verbleibt nur noch EINE Kommunikationsreserve (das normale Handy).
Die Frage nach der beabsichtigten Verbesserung der Sicherheit für
Einsatzkräfte/Bevölkerung sollte im Interesse der politisch Verantwortlichen
besser unbeantwortet bleiben. 
 
Eine Unterbrechung des bestehenden Funkverkehrs bei Notfällen ist nur mit
Sonderberechtigung bzw. entsprechend programmierter Endgeräte möglich. Ein "ins
Wort fallen" wie beim Analogfunk ist nicht ohne weiteres machbar. 
 
Was viele Funkfreunde und Funkamateure schon längst wissen: Je höher die
Betriebsfrequenzen, desto geringer die quasi optische Reichweite. Physikalische
Grundsätze lassen sich auch nicht durch politisch Verantwortliche ausser Kraft
setzen. Der neue BOS-Digitalfunk arbeitet im Bereich von 380-400 MHZ. Der
bisherige Analogfunk macht dieses im Bereich von rund 85 MHz und rund 170 MHz.
Das Versprechen der politisch Verantwortlichen, dass mit der
Digitalfunkeinführung alle Funklöcher gestopft werden, lässt sich nur mit
erheblichem Mehraufwand im Vergleich zum Analogfunk erzielen. 
Laut einer Pressemeldung vom 6.7.2008 räumt die Bundesregierung auf eine Kleine
Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion ein, dass eine 100%-ige Flächenabdeckung
bezüglich der Funkreichweite "weder technisch noch finanziell machbar wäre".
Letzter Punkt spricht inhaltlich wohl für sich. 
 
Eine funktechnische Beratung ohne Bevorzugung der Lobbyisten der
Geräteindustrie/Produzenten der politsch Verantwortlichen durch den
CDU-Bundestagsabgeordneten Friedrich Merz mit dem Afu-Call DK7DQ wäre
überlegenswert. 
 
Stichwort "Schlechte Funkverbindung": 
 
Beim Digitalfunk = Abbruch bzw. Nichtzustandekommen. Die technischen
Toleranzgrenzen sind hierbei niedriger als beim Analogfunk. Beim Analogfunk =
schlimmstenfalls ein Rauschen bei dem die Stimme der Leit- bzw. Gegenstelle
durchaus noch hörbar ist. Auch in diesem Punkt könnte der vorerwähnte
Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz fachlich beratend zur Seite stehen. 
 
U.a. in Hamburg und Hannover, gibt es "keine grosse Begeisterung" der
Einsatzkräfte wegen bisheriger Praxiserlebnisse bzw. -ergebnisse. Laut Aussagen
von Polizisten ist kein flüssiger Funkverkehr wie beim Analogfunk machbar. In
Dänemark gab es mindestens bereits einen Todesfall (Rettungswagen per
TETRA-Digitalfunk unerreichbar, deshalb zu spät beim Patienten) 

Diese Info kam erst am Samstagmorgen 18.10.2008 und ist somit nicht im
Rsp-Skript enthalten: 

Während des Karnevals 2008 waren Funkamateure des Bayerischen Roten Kreuzes BRK
ehrenamtlich tätig. Hierbei wurden anfangs TETRA-Digitalfunkgeräte eingesetzt.
Während des Einsatzes selbst offenbarten sich derart eklatante Mängel, dass
nach 1Std auf den Analogfunk zurückgewechselt wurde. U.a. brach selbst bei
geringen Reichweitenproblemen die bestehende Funkverbindung gänzlich ab, oder
kam erst gar nicht zustande. Das Analogfunksignal war vom selben Standort bzw.
Geländebedingungen und derselben Enfernung mit max. 5% Rauschanteil versehen. 

Zum anderen konnten andere Einsatzkräfte bei bestehenden Funkverbindungen mit
der Leitstelle keine neuen Sprechwünsche/Anrufversuche vornehmen. Im Analogfunk
können die meisten Mobilgeräte als temporäre Relaisfunkstelle (RS-1 Stellung)
von exponierten Standorten genutzt werden. Dieses ist bei Digitalfunkgeräten
lt. Aussage der beteilligten Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes  nur
mittels eines Zusatzrechners machbar. Die hierbei benötigte Software sei
gelinde gesagt "sehr kostenintensiv". Soweit diese Zuatzinfo vom Samstagmorgen
18.10.2008. 
 
Weitere Mängel/Risiken des BOS-Digitalfunks sind im Internet auf diversen
Seiten problemlos auffindbar. 
 
Sind bei Einsätzen bestimmte Einsatzgruppen/Einsatzkräfte nicht auf dem
jeweiligem Digitalfunkgerät vorprogrammiert bzw. freigeschaltet, kann dies nur
nach langwierigen Telefonaten/Rücksprachen mit den Systemadministratoren
nachträglich geschehen. Ein einfaches Umschalten auf einen anderen Funkkanal
wie beim Analogfunk zur Kontaktaufnahme ist laut Aussage eines Polizisten aus
dem Bereich Hamburg-Hannover beim Digitalfunk somit nicht möglich. 
 
Die Aussage, es gäbe nur noch Analogfunkgeräte, welche teilweise älter als die
Einsatzkräfte selbst sind, trifft nicht zu. U.a. die Hersteller Icom, Kenwood,
Motorola usw. bieten jeweils eine umfangreiche aktuelle Gerätemodellpalette an.
Diese sind im Internet mühelos auffindbar. Alle Geräte werden jeweils mit
entsprechender Betriebszulassung zur BOS-Funkteilnahme vertrieben. Somit ist
mit Ausnahme der erwähnten Uralt-BOS Fungeräte auch das Beklagen wegen nicht
mehr verfügbarer Ersatzteile hinfällig. 
 
Bei objektiver Bertrachtung aller bisher bekannten Mängel und Risiken - weitere
Negativdetails sind zukünftig nicht auszuschliessen - empfiehlt sich schon aus
Gründen der Betriebssicherheit die Aufrechterhaltung des bisherigen Analogfunks
für Sprechfunkanwendungen. Nicht alles Neue muss auch zwangsläufig gut sein. 
 


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