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DL2LAE > LITERATU 21.11.99 17:08l 291 Lines 13912 Bytes #-8923 (0) @ DL
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Read: GUEST DK3HG
Subj: Kolumbus
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H. A. Gernhardt

Notizen zu Kolumbus, aber anders als das übliche Schulwissen.
K. wußte sehr genau, wohin er segelt, 
doch nicht wie erhofft, wo er ankommen wird.

Cristobal Colon... 
oder latinisiert Christoph Kolumbus, 
wie er zu seinen Lebzeiten nie geheißen hat.
Geb. etwa 1451 oder früher, vielleicht in Genua.
Simon Wiesenthal schreibt, er sei jüdischer Abstammung gewesen.


Gelesenes, Zusammengetragenes und ein paar Gedanken...

Die Geschichtsschreibung über K. und seine Heroisierung begann erst 
400 ! Jahre nach seiner angeblichen "Entdeckung" Amerikas im Jahre 1492. 
Lange Zeit danach, ab 1892, erschienen erstmals wieder ein Bericht über K.
in der Raccolta di Documenti.
In der Zwischenzeit war K. verachtet und vergessen!

400 Jahre ausgehendes Mittelalter, angehende Neuzeit, aber auch 
Analphabtentum, katholische Intoleranz und die grausame, mörderische 
Inquisition, dazu übertriebener spanischer Nationalstolz haben die wahren 
Begebenheiten der Geschichte unlösbar verworren. Aber wenn die Menschen 
einen Mythos brauchen, dann machen sie sich eben einen!

Außer K.s mehrfach (mit Auslassungen und Fälschungen) abgeschriebenen
Bordbüchern, wenigen Briefen und seinem Testament gibt es nichts 
authentisches von ihm.

Bei den vielen Kopien und Übersetzungen des nicht mehr im Original 
vorhandenen Logbuches (Diario) der ersten Reise nach Westen von K. wurden 
wegen dessen Unstimmigkeiten und Auslassungen auch sehr viel eigene 
Fantasie der späteren Schreiber benutzt.
(Alvar, Dunn, Kelly, Gullien, Arce, Esteve u. a.)
Übertragungsfehler wurden übernommen, Richtungs- und Entfernungsangaben
geändert, Wetterbeobachtungen hinzugefügt, Morgen und Abend sowie
Kap oder Golf vertauscht, Gezeitenströme mit Meeresströmungen verwechselt,
Entfernungen mal in Leguas, mal in italienischen Landmeilen angegeben usw.,
weil diese Kolumbus-Forscher von der Seefahrt wenig Ahnung hatten.
 
Bedeutende Gelehrte glaubten an den seemännischen Unsinn, den K. selbst
in sein Logbuch eingetragen hatte.
Beispiele:
An windstillen Tagen segelten die Schiffe des K. angeblich weite Strecken, 
oder die Matrosen nahmen ein Bad im Meer, obwohl das Geschwader mit
5 bis 6 Knoten dahinsegelte.
K. gab im Logbuch an, Hunderte von Meilen weit weg vom Land zu sein,
aber Tag für Tag waren Schwärme von Landvögeln zu sehen, die abends 
nach Süden zu ihren Schlafstellen zogen.
G.V. Fox schreibt als K.-Forscher, die Ostspitze der Insel liegt auf einem
nördlichen Längengrad von 23ø 05' und auf einem Breitengrad von 73 ø37'
westlich von Greenwich. So bezeichnet kein Seemann Breite und Länge.
Fox übersetzt aus dem Logbuch, K. habe um 10 Uhr morgens 
auf einer ca. 30 sm weit entfernten Insel ein Licht gesehen,
wie eine kleine Wachskerze! 
Und schreibt, die Dämmerung dort dauerte 1 Stunde und 19 Minuten!

Wer selbst den Atlantik unter Segeln überquert hat und in der Karibik 
gesegelt ist, weiss es eigener Erfahrung besser.

K. trieb mit seinen Logbüchern auf der ersten Reise ein absichtliches 
Verwirrspiel. Anfangs als Beleg, falls er von portugiesischen Wachschiffen 
aufgegriffen worden wäre, die ihn zwischen den Kanaren und Kapverden 
abfangen sollten, später, um bei einer erfolgreichen Rückkehr 
Nachahmern seine Route zu verschleiern.

Im dem spanischen Königspaar abgelieferten Logbuch hatte K. alle Seiten
für je einen Tag systematisch durcheinandergewürfelt. 
Bei durchgehender Seitennummerierung folgte aber der 9. Tag dem ersten, 
der 10. dem zweiten, der 11. dem dritten Tag usw.! 
Er wurde von Hof aufgefordert, ein neues, ordentliches Logbuch vorzulegen.
Vieles über K. selbst und seine Logbücher wurde nachträglich aus der 
"Historia de las Indias" von Las Casas und der "Historie" vom K.s Sohn 
Fernando zusammengeklaubt.
K. schrieb in fehlerhaften kastilischem Spanisch, in seiner Muttersprache 
liegen keine Schriftstücke von ihm vor.


Kolumbus, der Seemann...

K. war ein einfacher Seemann, aber mit praktischem Verstand und 
Zielstrebigkeit, mit anfangs nur mäßiger Bildung und ohne jegliche 
Führungsqualität.
K. ist nie als Schiffsführer, also Pilot oder Kapitän gefahren, immer nur 
als Matrose mit Hochseerfahrung, vielleicht als Steuermann oder auch Händler.
K. hat für damalige Zeiten schon lange Seereisen mitgemacht, er ist
nach eigenen Angaben von Genua als Matrose im Mittelmeer bis Chios vor der 
türkischen Küste gesegelt, dann auf Karracken über Lissabon nach Flandern 
und England, Irland und sogar 1476/77 bis Island.
Schon in Irland und dann auf Island soll er erstmals von einem großen Land 
im Westen gehört haben.
Einige K.-Forscher behaupten, er wäre sogar weiter bis nach Neuschottland
in Kanada gelangt.
Später erwähnt K. in seinem Logbuch der ersten Reise, er sei an der 
afrikanischen Küste bis nach Guinea gesegelt.


Kolumbus, der Dieb...

K. hatte durch seinen Bruder Bartolome als Kartenzeichner in Lissabon 
und seine Heirat in den Adel Beziehungen zum königlichen Hof in Portugal.
Er konnte im Tresareio, der geheimen geographischen Schatzkammer der
damals größten Seefahrer-Nation, Karten studieren und heimlich und
unerlaubt auch kopieren. 

Portugiesischen Kapitänen war der amerikanische Kontinent weit im Westen, 
hinter den Kanaren und Azoren schon bekannt! 
K. wusste davon aus unterschlagenen Berichten und Karten aus seiner Zeit
auf Porto Santo und Madeira.
Die Potrugiesen kannten lange vor 1492 die Routen nach Island, Grönland 
und nach Labrador und segelten auf die Neufundland-Bänke zum Fischfang.
Etliche Fischer wurden bei Schlechtwetter an die nordamerikanische Küste
getrieben und überwinterten dort.
Nach Brasilien herrschte regelmäßiger Schiffsverkehr, es wurde
das rote Brazil-Holz von dort importiert, es gab dort Handelsnieder-
lassungen der Portugiesen.

Die Windsysteme auf dem Atlantik waren den Portugiesen ebenfalls bekannt.
Mit dem NE-Passat auf etwa 18 - 20ø nördlicher Breite nach Westen, 
entlang der Inselgruppen über dem Winde, danach so weit nach Norden, 
bis auf die Breite Portugals, daß man mit der Westdrift wieder zurück
nach Osten segeln konnte in Richtung Azoren und Lissabon. 

Diese Entdeckungen wurden wohl unfreiwillig gemacht, als portugiesische
Segler auf der Seereise vor Westafrika, Cabo Verde im Senegal, in einen 
Hurricane gerieten und gezwungen waren, vor dem Winde weite Strecken
abzulaufen, und so schon lange vor K. die Inseln der Karibik entdeckten.
Etliche Schiffe sanken oder strandeten, einige Kapitäne fanden den Weg 
zurück mit Beschreibungen der Inseln und Küsten, Winde und Segelzeiten,
wie es seit Zeiten Heinrich des Seefahrers in Sagres gelehrt wurde.

Dieses Wissen der portugiesischen Kapitäne war Staatsgeheimnis,
Verrat wurde mit der Todesstrafe durch Vierteilen geahndet.

(K. berichtet später selber, daß er das Wrack eines europäischen Schiffes
gesehen habe und Eingeborene eiserne Gerätschaften aus Europa in ihren
Hütten hatten!)

K. floh mit gestohlenen und unerlaubt kopierten geheimen Karten 
aus Lissabon nach Spanien, wobei er nur knapp portugiesischen 
Verfolgern entkam.
Dort erhielt K. nach vielen Bittgängen und erst nach der Reconquista von 
Königin Isabella und König Ferdinand vom jetzt vereinten Königreich Spanien 
3 kleine alte Küstensegler, mit einer Mannschaft aus Fischern und Ganoven, 
aber sehr fähigen Schiffsführern aus Palos am Rio Tinto.


Kolumbus, der Navigator...

K. betrieb Koppel-Navigation, mit einem Trockenkompaß mit 
32-Strich-Einteilung und geschätzter Fahrt durchs Wasser.
360 Grad, Uhr, Logge und die Seemeile waren derzeit noch unbekannt.
K. hatte als Zeitmaß nur eine Sanduhr (ampolleta) für 30 Minuten an Bord.
Für zurückgelegte Distanzen benutzte K. das Legua, gleich 4 römische Meilen,
entspricht ca. 3,2 Seemeilen. 
In der Koppel-Navigation (Besteckrechnung) war K. ein Meister, doch trotzdem 
traute er seinen erfahrenen Piloten (Schiffsführern) nicht bei deren
Angaben der zurückgelegten Distanzen.
Zu seiner eigenen Sicherheit vermerkte er in seinen doppelten Logbüchern
stets zwei differierende Angaben der Tageswerte für die zurückgelegte 
Strecke und deren Kurse.

K. glaubte, der Nordstern ziehe die Kompaßnadel an und zeige so nach Norden.
Auf seiner Fahrt nach Westen bemerkte er zunehmend eine Abweichung  der
Nadel vom Nordstern, konnte sich aber diesen "Fehler" nicht erklären, da
er nichts von einem magnetischen Nordpol und der Mißweisung wußte.
Als er wieder nach Osten zurücksegelte, freute er sich erstaunt, daß der
"Fehler" wieder kleiner wurde.

K. hat auf See niemals astronomisch navigiert, er hatte weder die Kennt-
nisse dazu, noch die Tafelwerke (Ephemeriden) oder Instrumente.
K. konnte nur ungefähr die geographische Breite mit Hilfe des Nordsterns 
bestimmen (Kimmabstand gleich Breite), die Länge eines Ortes aber nicht.
Seine Breitenangaben lagen aber alle viel zu weit nördlich!

K. kannte genau die Kurse zu bestimmten Inseln weit im Westen, die 
Segelzeiten und auch die nötigen Landmarken zu deren Identifizierung, 
ohne daß erjemals vorher dort gewesen war.
K. segelte als erster mit königlichem Auftrag in aller Öffentlichkeit
auf schon bekannten, aber bis dahin streng geheim gehaltenen Wegen,
die andere lange vor ihm mühsam erkundet hatten.
Auf den von K. verwendeten Karten waren einige Inseln der Karibik wie auch
die Halbinsel Yucatan mit dem Golf von Mexico, als auch Florida 
eingezeichnet.
K. segelte weit südlicher als im Logbuch angegeben und ganz bewußt 
an den Antillen vorbei, trotz Landsichtungen, um weiter nach Westen 
zu kommen.
Er wollte direkt zum Festland, das er für Indien hielt, welches auf seinen 
Karten weit voraus von Nord nach Süd verlaufen sollte.
Als seine Kapitäne meuterten und die Mannschaft ihn über Bord werfen
wollte, zeigte er erstmals den Schiffsführern seine geheime Karte,
und änderte den Kurs nach Südwesten, wie er selber im Logbuch schrieb.

(Hätte K. seinen ursprünglichen Kurs beibehalten, wäre er vielleicht
in Florida gelandet, oder der Golfstrom könnte ihn in die Weite des
Atlantiks zurückgetrieben haben.)

Der Marineschriftsteller J. Dyson schreibt: K. wußte stets ganz genau, 
wohin er gelangen und was er vorfinden würde, weil andere schon vor ihm 
dagewesen waren, er ließ sich auf seiner großen Fahrt von einer geheimen 
Seekarte leiten!

K. landete bei den Bahamas und segelte zwischen den Inseln umher.
Als er die Insel Kuba erreichte, glaubte er, es sei asiatisches Festland.      
Die gestohlenen portugiesischen Karten waren einigermaßen genau, entsprachen
aber nicht seiner Fantasie, erzeugt durch die Reiseberichte des Marco Polo
vom Goldland des Großen Khan in Cipangu oder Kathai oder Indien, seinem Ziel.

Den Fremden, denen der Genuese in spanischnen Diensten begegnete, ist das 
schlecht bekommen.
Der deutsche Aufklärer des 18. Jahrhunderts G. Ch. Lichtenberg schrieb bissig:
Der Amerikaner, der Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdeckung!
 
 

Kolumbus, der Gescheiterte...

K. ging es nicht um Entdeckungen wie z.B. James Cook, sondern ausschließlich
nur um Gold, Macht und Ruhm mit Adelstitel in gesellschaftlicher Stellung.

K. glaubte bis zu seinem Tode 1506, er habe Indien auf dem Westwege erreicht.
Aufgrund dieses Irrtums und seines falschen Weltbildes werden bis heute die 
Ureinwohner von ganz Amerika "Indianer", spanisch "Indios" genannt,
ebenso die karibischen Inseln die "West Indies".
K. hat bis heute für viele Menschen angeblich Amerika entdeckt, aber nie 
amerikanisches Festland betreten!  

Ein indianischer Doktorand der Universität Berkeley/Kalifornien schrieb:
Even the name "Indian" is not ours. It was given to us by some dumb honkey
who got lost and thought he had landed in India!

Nur K.s erste Reise nach Westen war ein wirklicher Erfolg, 
weil er öffentlich absegelte und heimkehrte, und öffentlich über seine Reise 
Bericht erstattete.
Danach begann durch seine Großmannssucht und seine Unfähigkeit zum Führen
auch sein schneller Abstieg.
 
K. duldete alle Grausamkeiten der ihm unterstellten Kolonisten,
(verrohte Hidalgos aus den jahrzehntelangen Maurenkriegen mit
grosszügigen Landversprechungen ihres Königs)
an den Eingeborenen, weil K. den Grundsatz der katholischen Kirche
vertrat, Christen könnten an Ungläubigen kein Unrecht tun, da diese 
kein Recht besäßen. 

Eingeborene wurden in Gruppen zu dreizehn gehängt, in Erinnerung
an Christus den Erlöser und seine zwölf Apostel.
Kirche und König erkannten die Eingeborenen erst dann als Menschen an, 
wenn diese sich zum Christentum bekehren ließen, sie blieben aber Sklaven.
Ungetaufte Indianer waren den Tieren gleichgestellt.

(Weil Wild und Haustiere in diesen Ländern fehlten, wurden ganze Dörfer
von den ersten "Entdeckern" wie Schlachtvieh gehalten und verspeist.)

Man könnte annehmen, in Europa ist über Kolumbus im Nachhinein genau so 
viel fabuliert, Legenden erfunden und wenig Wahres geschrieben worden 
wie über antike Helden der Götterdämmerung.

Die nachfolgenden Kolonisten und Missionare waren wegen ihrer Unduldsamkeit, 
ihrer Voreingenommenheit gegenüber der dortigen Religionen und hohen Kulturstufen 
und ihrer eigenen Selbstherrlichkeit und waffentechnischer Überlegenheit
für die eroberten und sofort unterdrückten und ausgebeuteten Völker eine 
einzige kontinentale Katastrophe, deren kultureller und physischer Tod.

Zwei Generationen nach der "Entdeckung" Amerikas waren 50 Millionen 
eingeborene Menschen der Neuen Welt umgebracht, ausgehungert und verseucht,
ganze Völkerstämme ausgerottet worden, ein wirklicher Holocaust!

(Obwohl ein einziges Volk heute diesen Begriff für sich alleine in Anspruch 
nimmt, andererseits die Geschichte genug Beispiele dafür kennt.)

HAG 






        vy 73 de DL2LAE, Heinrich in Prien am Chiemsee
                 DOK C14, LOC JN67EU, 47ø52'N 012ø21'E 
		 @ DB0AAT, BBS OE2XOM # OE2.AUT.EU
		 GP 1.63, SCS PTC-II 9K6, IC-490 modif.
		 +



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