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DB0FHN

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DD9QP  > HAMNET   14.10.15 14:05l 90 Lines 5746 Bytes #-2959 (180) @ DL
BID : EAPDB0RES03U
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Subj: 1.HAMNET-Tagung in Nuernberg
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Sent: 151014/1146z @:DB0RES.#NRW.DEU.EU [JO31ES Rees/Germany] obcm1.07b12 LT:18
From: DD9QP @ DB0RES.#NRW.DEU.EU (Egbert)
To:   HAMNET @ DL
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Am 10.10.2015 fand in der Technischen Hochschule Nürnberg die 1.
(inter-)nationale HAMNET-Tagung statt. Ausrichter waren die DL-IP-Koordination,
das VUS-Referat des DARC e.V. und die EFI-Fakultät der Technischen Hochschule
Nürnberg. Es waren ca. 120 Gäste aus Mitteleuropa angereist, um sich über das
Thema HAMNET zu informieren und Erfahrungen auszutauschen. Die Teilnehmer
beschäftigten sich vorwiegend mit recht speziellen Problemen. 

DD9QP gab zunächst einen Überblick über die Entwicklung und den jetzigen Status
des HAMNET und die Betrachtung aus internationaler Sicht. Das HAMNET ist
mittlerweile der weltweit größte und aktivste Nutzer des weltweiten IP-Netzes
44.0.0.0/8 (ampr.org). Dieses sogenannte 44er-Netz ist dem Amateurfunkdienst
weltweit exklusiv zugewiesen und wird von einer eigens gegründeten, aus
Funkamateuren bestehenden Foundation gehalten. Anschließend gab es von  DG8NGN
und OE2LSP Vorträge und Präsentationen zu den Themen Router-Konfiguration und
Umgang mit der HamnetDB, zu Anwendungen im Hamnet sowie über technische
Hintergründe zur Abdeckungsvorhersage der Benutzereinstiege. Nach der
Mittagspause berichtete DH3WR noch über die Vielfalt der Angebote und
Anwendungen im HAMNET. Die Zusammenarbeit mit Hochschulen, z. B. in Nürnberg,
Aachen und Duisburg-Essen, ist außerordentlich wichtig - sowohl für die
Infrastruktur als auch für Entwicklungsarbeiten. Es gibt Institute, die
passende Teilprojekte als Arbeiten für Studenten ausschreiben.

Einen breiten Raum nahmen Diskussionen und der Informationsaustausch
untereinander zu technischen Entwicklungen in den einzelnen Regionen ein. So
gab es aus zwei Regionen Berichte über Versuche mit Mesh-Netzen und ein darauf
zugeschnittenes, speziell erweitertes OpenWRT-Derivat, das auf gebräuchlichen
Routern aufgespielt werden kann. Mittlerweile gibt es in fast allen Distrikten
Aktivitäten. Das heißt natürlich nicht, dass es flächendeckend Benutzerzugänge
gäbe oder das HAMNET schon ganz ohne Internet-Linkstrecken auskäme. Aber die
Inseln wachsen zusammen. 

Natürlich kam auch die Frage nach den neuen IPv6-Adressen auf. Abgesehen von
kleineren Experimentalnetzen, die in einzelnen AS bereits testweise lokal
betrieben werden, werden wir aber noch länger bei IPv4 bleiben können, denn wir
haben erst einen kleinen Teil der für den Amateurfunkdienst verfügbaren
IPv4-Adressen in Gebrauch. Im Gegensatz zur Internetwirtschaft stehen uns noch
ausreichende Mengen an IPv4-Adressen zur Verfügung. Diese sollten auch genutzt
werden, um keine Begehrlichkeiten aus dem kommerziellen Bereich aufkommen zu
lassen.

IPv6 wird im HAMNET derzeit AS-übergreifend nicht geroutet. Ein Problem stellt
die weltweite Zuweisung eines exklusiven IPv6-Netzes für den Amateurfunkdienst
dar. Aus Sicht der Teilnehmer macht es aus vielerlei Gründen keinen Sinn,
kommerzielle Netze unterschiedlichster Herkunft dafür zu verwenden, denn sie
"gehören" uns nicht und machen unser Netz abhängig von wirtschaftlichen
Interessen anderer. Jann DG8NGN berichtete von dem Vorstoß des DARC bei der
letzten IARU-Tagung, sich für eine weltweite, exklusive Zuweisung einzusetzen.
Thomas DL9SAU rief noch einmal seinen Vorschlag von einer der letzten
IPRT-Tagungen in Erinnerung, wie man für Versuchszwecke vorerst bei der
Verwendung von IPv6-Adressen vorgehen könnte.

Es wurde am Beispiel von Echolink über Inkompatibilitäten bei der Nutzung des
HAMNET berichtet, die dadurch entstehen, dass z.B. in PA0 einzelne 44er
Teilnetze per BGP im Internet announced und darin erreichbar gemacht wurden.
Dies führt beispielsweise zu Routingproblemen bei Echolink-Repeatern, die im
HAMNET liegen. Im Internet erreichbare Echolink-Proxies mit 44er IP-Nummern
sind für die entsprechenden User solcher Repeater nicht nutzbar, weil es kein
verlässliches Routing mehr zwischen den Proxies und den Repeatern gibt. Leider
gibt es Handy-Apps, auf denen diese Proxies (per default?) zur Einstellung
vorgeschlagen werden. Jann DG8NGN stellte als Hotfix einen Workaround vor und
wies darauf hin, dass die Situation sich drastisch verschlimmern könnte, wenn
weltweit unkoordiniert beliebige Netzsegmente des 44/8 Netzes plötzlich im
Internet announced werden. Der Ansatz, das HAMNET als geschlossenes Intranet
für Funkamateure zu betrachten, wird so möglicherweise ebenfalls unterlaufen.
Für die User gilt derzeit als sicherste Empfehlung, auf andere Proxies im
Internet auszuweichen. Hier besteht auf internationaler Ebene noch
Kommunikationsbedarf mit dem Ziel einer koordinierten Lösung. Obwohl ich vor
der Tagung versucht hatte, auch die niederländischen HAMNET-Administratoren
(allen voran Rob Jansen PE1CHL) für die Tagung zu gewinnen, konnten sie leider
nicht kommen. 

Zahlreiche Teilnehmer vermissten eine "zentrale" Kommunikationsplattform, mit
der man zwischen den Veranstaltungen über die angesprochenen Probleme und
Entwicklungen im HAMNET diskutieren kann. Nicht alle Mitglieder sind wirkliche
Freunde von Foren oder Diskussionen in Wikis. Man einigte sich darauf, die
Nutzung der von der IP-Koordination DL betriebenen Mailingliste zur
AS-Koordination als Einstieg zu nutzen.

Die während der Tagung großzügig eingeplanten Kaffeepausen dienten der
Kontaktaufnahme von Betreibern automatischer Stationen und zum Austausch von
technischem Wissen in Bezug auf das HAMNET. In einem abschließenden, ersten
Feedback sprach sich eine deutliche Mehrheit aller Teilnehmer für eine
Fortsetzung der Veranstaltung im nächsten Jahr aus. Besonders gefreut haben uns
einige persönliche Verabschiedungen von Teilnehmern, die meinten, sie hätten es
nicht bereut, die weite Anreise auf sich genommen zu haben.

vy 73 de Egbert DD9QP 


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