|
DO1KHS > OV-G25 12.03.03 10:38l 467 Lines 28283 Bytes #999 (0) @ DL
BID : HBMNN2DB0MKA
Read: GUEST DB0FHN DF5KX
Subj: Memorandum, kommentierte Langfassung
Path: DB0FHN<DB0ZWI<DB0CHZ<DB0ERF<DB0BRI<DB0SIF<DB0IDN<DB0AIS<DB0ZDF<DB0LJ<
DB0MKA
Sent: 030312/0836z @:DB0MKA.#NRW.DEU.EU [DP_Box_Hennef] DP6.00 $:HBMNN2DB0MKA
From: DO1KHS @ DB0MKA.#NRW.DEU.EU (Horst)
To: OV-G25 @ DL
X-Info: Einspielung ohne Passwortschutz
Günter Matz, DJ8BN, DARC-Vorsitzender 1989 - 1992 06.03.03
Dr. Horst Ellgering, DL9MH, DARC-Vorsitzender 1992 - 1997
Karl Erhardt Vögele, DK9HU, DARC-Vorsitzender 1997 - 2001
Kommentierungen zum
öMemorandum zur Situation des DARC und des Amateurfunksö
(Langform)
Vorbemerkung
Das öMemorandum zur Situation des DARC und des Amateurfunksö entstand als
Ergebnis von Überlegungen der Verfasser über Entwicklungen im
Amateurfunkdienst und im DARC. Mehr als 10 Jahre Verantwortung und
Erfahrungen an entscheidender Stelle im DARC und der Vertretung seiner
Interessen in der Politik und auf internationaler Ebene führten mit
gewachsenem Abstand zu den Ereignissen und verbunden mit der Sorge über die
Entwicklung zur Idee, diese Gedanken in einem Papier zusammenzufassen.
Sie sind im öMemorandum zur Situation des DARC und des Amateurfunksö
statementartig niedergeschrieben und werden in dieser längeren Fassung
kommentiert. Viele dieser Gedanken sind schon einmal entwickelt, gedacht,
verworfen, neu aufgriffen, - und dann doch nicht umgesetzt worden. Das
Memorandum wurde erarbeitet mit dem Ziel, die öaltenö, aber auch neue
Überlegungen in die sich geänderten Rahmenbedingungen einzubringen, sie neu
zu bewerten und Anlaß zu geben, die Schwerpunkte neu zu setzen und Wege zu
finden, sie dann auch umzusetzen.
Diese Veröffentlichung erfolgt in Verbundenheit der Verfasser mit dem DARC.
Das Durchsetzungsproblem
Im Verlaufe der folgenden Ausführungen wird erkennbar werden, dass viele der
aufgezeigten Defizite z.T. schon mehrfach Gegenstand von Erörterungen waren,
jedoch nicht wirklich aufgearbeitet worden sind. Durchsetzungsprobleme dieser
Art entstehen häufig als Folge der menschlichen Neigung, am Bestehenden
festzuhalten und neue Dinge abzulehnen, weil sie mit der tatsächlichen oder
vermeintlichen Gefahr verbunden sind, eigene Macht und Einfluß zu verlieren.
Hier appellieren die Verfasser an alle Beteiligten, zu Gunsten des Ganzen an
einigen Stellen auf bisherige Macht und Einfluß zu verzichten um so an
anderer Stelle neue Möglichkeiten zur Gestaltung zu erhalten. Es gilt, jetzt
die Kraft für diesen Schritt aufzubringen, bevor äußere Zwänge und nicht mehr
voll kontrollierbare Prozesse zu unerwünschten Ergebnissen führen und kaum
noch Freiheitsgrade bestehen, die Entwicklung in eine bestimmte Richtung zu
lenken. Diese Gefahr besteht leider nicht nur theoretisch, sondern durchaus
real.
Im DARC ist das Durchsetzungsproblem aber auch Folge vermeidbarer,
hausgemachter Schwierigkeiten. Beispiel Entscheidungsfindung: Den Verfassern
ist aufgefallen, dass bei den vielen, fast über Jahrzehnte sich hinziehenden
Versuchen, umsetzbare Lösungen auch durchzusetzen, häufig zwei Dinge
vermischt wurden, nämlich zum Einen zu diskutieren, welches die Defizite sind,
die man beseitigen möchte und zum Anderen gleichzeitig zu überlegen, welche
Wege zur Beseitigung solcher Defizite gegangen werden sollen. Man sollte
besser zunächst festlegen, welche der Defizite sowohl im Club als auch im
Amateurfunkdienst man beseitigen kann und will, bevor man sich in einem
zweiten Schritt damit befasst, entsprechende Lösungen zu finden.
Sicher ist dieser Weg in Reinform nicht immer gangbar. Häufig werden aber in
der Diskussion über die Beseitigung von Defiziten diese gleich mit bestimmten
Lösungswegen verknüpft, die sich dann aus der Sicht der Beteiligten als nicht
gangbar erweisen. Mit der Erkenntnis der nicht Gangbarkeit eines Weges wird
dann die Diskussion beendet, nach Alternativen wird nicht mehr gesucht, das
Defizit bleibt bestehen. Bestimmte Lösungen werden so, bewusst oder
unbewusst, als Verhinderungsstrategie instrumentalisiert oder sogar
personalisiert.
Mit den folgenden Beiträgen wollen die Verfasser ausgesuchte Punkte aus dem
öMemorandum zur Situation des DARC und des Amateurfunksö herausgreifen, die
in die Analyse der derzeitigen Situation einfließen und so Anlaß geben können,
neue Ideen zur Lösung der Probleme und zu deren Umsetzung zu entwickeln.
Zur Lage des Amateurfunks
Verschiedene Entwicklungen (PC, Handy, Technikfeindlichkeit) haben zwar dem
Amateurfunk den Reiz und die Exklusivität nicht genommen, beides aber im
Verhältnis zu anderen Freizeittätigkeiten stark relativiert. Dies ist
unbestritten, jedoch muss man erkennen, dass nur der Amateurfunk die nach wie
vor vorhandene Bereitschaft befriedigen kann, sich mit dieser Technik zu
befassen. Dabei sind zwei Dinge zu beachten: Einmal hat sich der Inhalt der
technisch qualifizierten Tätigkeiten, für die der Amateurfunkdienst steht,
geändert. Zum anderen ist es wegen der Attraktivität anderer
Freizeitbeschäftigungen und der damit verbundenen Konkurrenz unter den
Freizeitbeschäftigungen aufwendiger geworden, ernsthafte Interessenten zu
finden und zu halten. Es muss also an der Idee (Message, Philosophie,
Vision), die mit dem Amateurfunkdienst vermittelt werden soll, gearbeitet
werden. Zum anderen sind einfach die Anstrengungen zu intensivieren, für den
Amateurfunk auf allen Ebenen zu werben. Amateurfunk ist eine
Freizeitbeschäftigung unter vielen geworden.
Das Zugpferd im Amateurfunkdienst, nämlich der Selbstbau, steht aus den
verschiedensten Gründen nicht mehr so unumstritten im Vordergrund wie früher.
Er hat sich auch auf andere Bereiche (PC, Programmieren, Peripherie,
verschiedene neue Betriebstechniken) verlagert. Kommunikation hat im
Amateurfunk einen viel größeren Stellenwert bekommen, wird sehr intensiv
betrieben, verursacht aber durch Auswüchse negativer Art (z.B. in Packet
Radio, auf bestimmten QRGs im 80m Band und auf FM-Sprach-Relais) nachteiligen
Imageschaden für den Amateurfunk. Hier ist mehr vorbildliche Präsenz des
Clubs und verantwortungsvoller Funkamateure notwendig. Das kann gewollt
werden und ist organisierbar. Das Mehr an Kommunikation unter den
Funkamateuren kann aber auch, zumindest aus der Sicht der Behörden, für den
Amateurfunk nachteilige Gedanken aufkommen lassen. Hierzu später mehr.
Neuere Entwicklungen zeigen, dass Funkamateure bereit sind, gegen Entgelt das
Internet zu benutzen um so mit ihrem Rufzeichen von PC zu PC oder von dort
aus auf dem Funkwege Verbindung aufzunehmen. Immer mehr ist es das Ergebnis
von Selbstbau und technischem Forscherdrang von Funkamateuren, das Internet
als teilweisen Übertragungsweg für Amateurfunkkommunikation zu nutzen. Es
macht keinen Sinn, dies zu verteufeln. Die Amateurfunkverbände müssen vielmehr
den Einfluß behalten, diese nicht aufzuhaltende Entwicklung zu ihren Gunsten,
nämlich im Sinne eines Konzeptes für den zukünftigen Amateurfunk zu
beeinflussen. Aktuell kann man hierzu das immer beliebter werdende Programm
öECHOLINKö als Beispiel heranziehen, welches auf der einen Seite
Kommunikation mit und ohne die Benutzung von Amateurfunkfrequenzen unter
Funkamateuren zulässt und angeblich zu vermehrtem Rufzeichenmissbrauch führen
soll. Unstrittig ist, dass dieses Programm neuen Amateurfunk auf den
Frequenzen generiert, der sonst nicht entstanden wäre und Aktivitäten auf
Relais erzeugt, die sonst in ein Schattendasein zu sinken drohten.
Wesentlich ist es, sorgfältig die Bewertung dieser Entwicklung durch die
Behörde zu verfolgen, da diese daraus leicht die falschen Schlüsse ziehen
könnte. Die Gefahr ist groß, dass das Übergewicht der Kommunikation im
Amateurfunk diesen bei der Behörde als eines unter diversen
Kommunikationshobbies erscheinen lässt, die man nach gleichem Muster wie die
anderen verwalten könnte. Das ist für die Behörde einfacher und wohl auch
konfliktfreier. Für den Amateurfunk würde es zweierlei bedeuten: Einen Weg
zur Geräte-bezogenen Genehmigung (im Mobilfunk bereits weitgehend realisiert)
sowie die Frage, ob dieses Kommunikationshobby denn die bisherige Vielzahl
wertvoller Frequenzbereiche braucht und verdient. Die Folgen einer solchen
Entwicklung kann sich jeder ausmalen.
Zur Lage des DARC
Der ‚Organisationsgrad‚ der Funkamateure in Deutschland sinkt, weil Newcomer
nicht erkennen, welche Bedeutung der DARC mit dem RTA sowie die IARU für die
Durchsetzung der Interessen der Funkamateure auf nationaler, europäischer und
internationaler Ebene haben. Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Lage und
ausuferndes Anspruchsdenken das Eintreten in einen Verein hemmen, in dem
Aktivitäten und Engagement für eine hochqualifizierte technische
Freizeitbeschäftigung mit sozialer Kompetenz geboten sind. Viele Vereine
klagen unter Mitgliederschwund, aber der DARC ist davon weit weniger
betroffen, als viele andere Vereine. Daraus ergibt sich, dass die Chancen des
DARC als Verein in der derzeitigen Größenordnung weiterzubestehen, durchaus
günstig sind.
Dennoch wirkt sich die derzeitige Situation finanziell und damit auf sein
Leistungsvermögen ganz maßgeblich aus. Maßnahmen zur Kostenreduktion sind
bereits seit langem eingeleitet und für sich und isoliert betrachtet auch
erfolgreich. Es darf aber nicht der Punkt erreicht werden, wo das Sparen
essentielle Leistungen des Clubs betrifft und insbesondere die Stimmung des
Ehrenamtes negativ beeinflußt wird. Dies kann sich verheerend auf die
Gesamtsituation des Clubs auswirken und steht in keinem Verhältnis zu den in
diesem Zusammenhang eingesparten Mitteln. Möglicherweise sind Auswirkungen
einer maßvollen Beitragserhöhung orientiert am Preisindex im Vergleich dazu
vorzuziehen, als eine schleichende Demotivation, für deren Anfänge bereits
Signale erkennbar sind.
Zur Stimmung der Funkamateure und DARC-Mitglieder
Eine wachsende Zahl auch langjähriger Mitglieder kehrt dem Club den Rücken.
Ratlosigkeit, Enttäuschungen und Lustlosigkeit machen sich breit. Dies nicht
zuletzt deshalb, weil der Staat es nicht vermocht hat, die Funkamateure von
der Notwendigkeit einer Rücksichtnahme auf das verständliche Schutzbedürfnis
vieler Menschen vor elektromagnetischen Feldern zu überzeugen. Statt dessen
hat er den erdrückenden Eindruck vermittelt, als wolle er dem Amateurfunk den
Garaus machen. Dies trifft zwar nicht zu, aber das Vertrauen, das viele
Funkamateure früher in die Entscheidungsebenen von BMPT und BAPT hatten, weil
dort auch Funkamateure saßen, ist verloren gegangen. Dem DARC ist es nicht
gelungen hier ausreichend aufzuklären und maßgeblich gegen diese Stimmung
anzugehen. Die Auflösung von BMPT und BAPT und die Eingliederung von deren
Aufgaben in das Wirtschaftsministerium haben erkennbar zu einer Relativierung
der Bedeutung des Amateurfunkdienstes geführt, nicht zuletzt deshalb, weil
Funkamateure nur noch vereinzelt in entscheidenden Positionen sitzen.
Eine neue Vision, welche Motor neuer Aktivitäten sein könnte, existiert nicht
erkennbar. Auch wurde bislang kein Weg gefunden, den Amateurfunk in die
Faszination des PC für breitere Bevölkerungsschichten einzubauen und in einer
überzeugenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vor allem in überregionalen
Medien darzustellen, deren Zielgruppen auch Ebenen erreichen, aus denen sich
die Entscheidungsträger der Nation informieren. Die Funkamateure haben das
Gefühl, sich nicht ausreichend und der Bedeutung des Amateurfunks
entsprechend in den Medien wieder zu finden. Das, was an Öffentlichkeitsarbeit
auf der OV-Ebene oftmals in vorzüglicher Weise geleistet wird, reicht nicht
aus. Aktivitäten eines einzelnen OM, der als Redakteur in einer der
angesehensten überregioanlen Zeitungen gelegentlich seine private Sicht der
Dinge zu seinem eigenen Nutzen verbreitet, konnte bisher nicht durch
entsprechend andere hochqualifzierte Beiträge in vergleichbaren Medien
relativiert werden. Es wurden auch keine Anstrengungen gemacht, hier aktiv zu
werden. Die langfristigen Folgen sind erkennbar.
Immer wieder wird deutlich, dass einige Gruppen im Amateurfunk, welche für
ganz spezielle Aktivitäten im Amateurfunk stehen oder auch politisch
agierende Gruppen sich verselbstständigen und sich vom DARC bzw. RTA nicht
vertreten fühlen. Die nicht immer vorhandene Neigung zur Integration dieser
Gruppen in die Gemeinschaft von RTA bzw. DARC hat dem Amateurfunk und auch
dem DARC bisher eher geschadet als genützt und durch immerwährenden Streit
viel Ressourcen verbraucht, die anderweitig besser eingesetzt worden wären.
Die Verfasser sind sich darüber bewusst, dass eine solche auf Integration
abzielende Clubpolitik nicht einfach ist. Dies darf aber kein Grund sein,
weiterhin den bisherigen restriktiven Kurs fortzusetzen.
Demokratie und Führung im DARC
Zwar ist das Desinteresse der Mitglieder an allen Führungsebenen des Clubs
oberhalb des OV nicht neu, es ist derzeit jedoch ausgeprägter als je zuvor.
Für nur wenige OMs, die OVVs ausgenommen, ist offensichtlich, welche Aufgaben
z.B. der Distrikt wahrnimmt. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass weder
eine oder mehrere Personen erkennbar sind, welche die Richtung des Clubs und
diesen selbst repräsentieren und seine Leistungen und Strategien offensiv im
Dialog mit den Mitgliedern vertreten, noch überhaupt eine solche Strategie
für den Club erkennbar und/oder verkündet worden ist.
Der Club leidet an einer Vereinsstruktur, die ohne übergeordnetes Konzept
vielfach ad hoc und verursacht durch auf anderem Wege als nicht lösbar
angesehene Probleme modifiziert worden ist. Aufgaben und Verantwortlichkeiten
wurden nie einer kritischen Prüfung unterzogen. Viele müssen neu bzw. klarer
definiert und zugeordnet werden. Die Führung der einzelnen Ebenen erscheint
als amorphe Gruppe von Personen.
Im Amateurrat erschwert die Vielfalt der Distriktsinteressen die Entwicklung
zielführender Konzepte. In vielen Distrikten überwiegt die verwaltende und
bewahrende Tätigkeit, während sich in wenigen anderen Distrikten innovative
Aktivitäten positiv auf das gesamte Gefüge auswirken. Die Neigung im AR ,
Probleme vor sich herzuschieben, Arbeitsgruppen zu bilden, in denen viele
interessante und entwicklungsfähige Ideen ein schleichendes Ende finden, ist
unbestritten.
Die Vorstandsarbeit erscheint mühsam und orientiert sich im Dialog mit dem
Amateurratsprecher an dem, was mehrheitsfähig erscheint. Dies wird auch
dadurch begünstigt, dass vom AR vorzugebende Richtlinien für die Arbeit des
Vorstandes fehlen. So können Gruppierungen innerhalb des AR, wenn sie es nur
versuchen, alle möglichen Forderungen an den AR-Sprecher heran tragen, die
dieser dann im Vorstand unter Hinweis auf potentiell existierende Mehrheiten
durchzusetzen versucht. Passen diese Forderungen nicht in die vom Vorstand
verfolgte Linie, so kann er diesen Forderungen dennoch nachkommen und
signalisiert damit mangelnde Durchsetzungsfähigkeit. Oder er lehnt sie ab und
riskiert, unterlaufen oder alsbald abgestraft zu werden. Ähnlich ergeht es
manchen Initiativen des Vorstands. Dies hemmt die Dynamik und Motivation
seiner Mitglieder, noch bevor eine Diskussion in den zuständigen Gremien
stattgefunden hat. Hier handelt es sich um informelle Strukturen, die sich
über Jahre verfestigt haben und die signalisieren, dass gravierende
demokratische und organisatorische Defizite aufzuarbeiten sind.
Diese Defizite im Zusammenwirken zwischen AR (-Sprecher) und Vorstand sind
das Ergebnis ungenügend genauer Aufgabendefinition und ungenauer Abgrenzung
der Verantwortung dieses Amtes in der DARC-Satzung. Teile des
Aufsichtsgremiums, die Einfluß auf den AR-Sprecher haben, bestimmen faktisch
die laufende Vorstandsarbeit mit, übernehmen also quasi Vorstandsarbeit,
deren Ergebnisse sie jedoch nicht verantworten müssen. Diese Vermischung von
Legislative (AR) und Exekutive (Vorstand) wird dem heutigen Erfordernis nach
Transparenz schneller und effizienter Entscheidungsfindung nicht gerecht und
verschleißt Vorstände. Verantwortungen werden so verschleiert und die in
jeder gut funktionierenden Gemeinschaft notwendigen Spielregeln von Belohnung
(Wahl in ein Amt) und Abstrafung (Nicht Wiederwahl) funktionieren nicht mehr
ausreichend. Die Folge ist, dass immer weniger hochqualifizierte Kräfte, über
die der DARC durchaus verfügt, bereit sind, ein Vorstandsamt zu übernehmen.
Wie schwierig inzwischen die Bildung eines Vorstandes geworden ist, ist mit
dem derzeitigen Vorstand deutlich geworden.
Kontroverse Diskussionen grundsätzlicher Art finden in der Cluböffentlichkeit
immer weniger statt, Konflikte werden im DARC kaum noch offen ausgetragen.
Während Amtsperioden von Distriktsvorsitzenden von 20 Jahren und mehr keine
Seltenheit mehr sind, überleben Vorstände kaum eine zweite Amtsperiode. Diese
Diskrepanz belegt die Fehlentwicklungen im demokratischen und
organisatorischen Gefüge. Eine umfassende Diskussion der Probleme des Clubs
findet, wenn überhaupt, nicht in den öffentlich zugänglichen Sitzungen des
AR, sondern in den nicht öffentlichen Vorbesprechungen statt. Die
demokratische Meinungsbildung geht an der Mitgliederöffentlichkeit vorbei.
Es fehlt eine Streitkultur, die über eine mitgliederoffene Diskussion
Voraussetzungen für Reformen bereitet. Die Abläufe charakterisieren
Verhaltensweisen, die eine Minimierung des Amtsrisikos für die Amateurräte
zum Ziele haben. Ein Distriktsvorsitzender unterliegt in seiner Funktion als
Amateurrat in der Mitgliederversammlung keinerlei Wettbewerb hinsichtlich
Einsatz, Initiative und Innovation im Hinblick auf den Club als Ganzes, da
das Interesse von OVVs nur selten über den Distrikt hinausgeht. Ein Weg, hier
etwas entscheidend zu ändern bestünde darin, dem Distriksvorsitzenden für die
Mitgliederversammlung entsprechend der Grösse des Distrikts weitere
Delegierte aus dem Distrikt mit Stimmrecht zur Seite zu stellen. Auch wenn
dies ein mühsamerer Weg zur Entscheidungsfindung ist, so trägt er doch die
Chance in sich, zu besseren und offeneren Entscheidungen zu führen. Die Folge
muss sein, dass die offene Diskussion wieder in die Mitgliederversammlung
zurückverlagert und diese politischer im Sinne einer lebendigeren
Vereinspolitik wird.
Ideen dieser Art hat es immer wieder gegeben, sie wurden jedoch nie auch nur
ansatzweise umgesetzt.
Zum DARC und seiner nationalen und internationalen Rolle
Obwohl die Mitglieder des DARC es mehrheitlich als Selbstverständlichkeit
ansehen, dass sie ein Recht auf die Ausübung ihres Hobbies in der gewohnten
Form haben und daher Leistungen des Clubs auf diesem Gebiet kaum würdigen,
ist es dessen Hauptaufgabe, für die Erhaltung eben dieser Rechte zu arbeiten.
Die Organisation und Unterstützung der Aktivitäten der Mitglieder mit allen
ihren Spielarten kann in der Hierarchie der Aufgaben erst an zweiter Stelle
stehen, auch wenn die Mitglieder das anders sehen mögen und vom Club eine
andere Gewichtung fordern. Denn die Grundlage des Amateurfunks ist die
Möglichkeit, Frequenzen für eigene Experimente und Kommunikation zu nutzen;
entfällt diese Voraussetzung durch Verlust der Frequenzen, so braucht man
auch keinen Club mehr.
Der DARC vernachlässigt zunehmend diese Hauptaufgabe der
Interessenvertretung. Von Regierungen und Behörden werden in immer kürzeren
Abständen neue Regelungen verkündet, denen lange Diskussionen vorausgehen.
Eine intensive, geduldige, nachdrückliche und langfristige Lobbyarbeit ist
hier unverzichtbar. Fast kaum zu erkennen, scheint sich bei der Behörde ein
Wandel im grundsätzlichen Denken zu entwickeln, nämlich weg von der Idee des
Eigenbaues, also von der Genehmigung zum Betrieb von Eigenbaugeräten - und
damit gleichbedeutend mit weg vom technisch-experimentellen Funkdienst - hin
zu dem Konzept, das Hauptbedürfnis der Funkamateure nach Kommunikation mit
Priorität zu sehen und daraus abzuleiten, dass dies viel einfacher und
problemloser für die Behörde und die Gesellschaft mit genehmigten Geräten und
der Einbindung des Internet möglich sei. Bereits im Umfeld des Prozesses in
Nürnberg, bei dem es um die Genehmigung u.a. von Mailboxen und dem
Zulassungsrecht von Teilnehmern am Packet Radio Betrieb ging, wurde deutlich,
dass verschiedene Vorstellungen über die Definition einer Mailbox und einer
Relaisfunkstelle Elemente eines Denkens enthalten, welches von der Grundlage
genehmigungsbedürftiger Geräte ausgeht. Dieser für den Bestand des
Amateurfunks brandgefährlichen Entwicklung muss der DARC mit allen ihm zur
Verfügung stehenden Mitteln und mit erster Priorität entgegen wirken.
Kommentare zu bereits weitgehend ausformulierten Verordnungsvorlagen allein
sind dafür keineswegs ausreichend.
Der DARC ist als Mitglied der IARU der grösste Amateurfunkverband in deren
Region 1. Er führt mit dem RTA die Vertretung aller wichtigen
Amateurfunkverbände in Deutschland gegenüber Politik und Behörden an. Die
europäischen Amateurfunkverbände und die IARU erwarten vom DARC eine dieser
Grösse entsprechende Führungsrolle, die er in Abstimmung mit anderen großen
Verbänden wahrnehmen soll. Dieser Erwartung wird er nicht mehr gerecht. In
der IARU wird dies mit Bedauern registriert, und im Verhältnis zu Politik und
Behörden in Deutschland ist eine Erosion der Bedeutung des RTA und auch des
DARC unübersehbar. In Anbetracht der Tatsache, dass die EU für die
Gesetzgebung in ihren Mitgliedsländern, zu denen Deutschland prominent
gehört, immer wichtiger wird, und in Anbetracht der weiteren Tatsache, dass
auf EU-Ebene nur die IARU wirkliche Chancen zur Beeinflussung des Geschehens
hat, ist die derzeit zu beobachtende Verringerung der Aktivität des DARC in
diesem Bereich eine Entwicklung in genau der falschen Richtung.
Wenn es zu den zu befürchtenden, nachteiligen Konsequenzen einer
vernachlässigten Vertretung der Interessen deutscher Funkamateure gegenüber
Politik, Behörden und in der IARU kommt, wird dies zwangsläufig im Laufe der
Zeit zu Verschlechterungen der Voraussetzungen für Amateurfunk nicht nur in
Deutschland führen. Die deutschen Funkamateure werden den DARC für diese
Verschlechterung verantwortlich machen. Das wird zu einem zusätzlichen
Verlust an Mitgliedern führen.
Zum DARC in der Zukunft.
Die Anstrengungen des Clubs sind aufgrund der vorgenannten Überlegungen auf
drei Feldern spürbar zu steigern: Bei politischer Aussen- und Lobbyarbeit,
bei Aus- und Weiterbildung sowie bei der technischen Entwicklung. Die
aufgeführten organisatorischen Defizite müssen umgehend aufgearbeitet werden.
Eine Verstärkung der Anstrengungen auf den Gebieten Aus- und Weiterbildung
sowie technische Entwicklung wird gestützt durch neuere Umfrageergebnisse im
DARC, der folgerichtig seine Clubarbeit in dieser Richtung verstärkt. Das
neue Konzept der Clubzeitschrift trägt der neuen Orientierung ebenso deutlich
Rechnung wie erkennbare Bemühungen bei der Aus- und Weiterbildung. Die
Leitung des Clubs sollte den Mut zu evtl. auch unpopulären Entscheidungen
haben und z. B. werbeträchtige und technische Aktivitäten auch dann fördern,
wenn sie vereinsintern nur wenige interessieren, und zwar notfalls auch zu
Lasten lieb gewonnener und lange etablierter Veranstaltungen.
Deutlich verbesserungsbedürftig ist derzeit im DARC der Komplex Aussen- und
Lobbyarbeit. Diese Tätigkeiten werden zwar bei den Mitgliedern kaum bemerkt
und geschätzt, sind aber langfristig für den Amateurfunk überlebenswichtig.
Wie erwähnt handelt es sich um meist unspektakuläre, langfristig angelegte
Arbeit, bei der beim Gesprächspartner vor allem Vertrauen, Verlässlichkeit
und Konstanz über lange Distanzen zählen. Für die Akteure auf Seiten des DARC
sind Fingerspitzengefühl, Kenntnis des Umfeldes und der Umgangsformen und
klare, beharrlich verfolgte Vorstellungen unabdingbar.
Ausgehend von der oben angesprochenen Hauptaufgabe des Verbandes, der
Vertretung der Interessen seiner Mitglieder, stellt sich die Frage nach dem
bei dieser Vertretung besten Argument für den Amateurfunk. Dies ist nach der
mehr als zehnjährigen, einschlägigen Erfahrung der Verfasser nicht die
Mitgliederzahl, sondern deren Qualifikation. Wäre es anders, so hätte der
CB-Funk größere Rechte als der Amateurfunk und es wäre nicht die Arbeit der
AMSAT, die in der Politik die größte Aufmerksamkeit genießt. Ein weiteres,
wesentliches Element der Anerkennung ist die technische Breitenarbeit im DARC.
Eine Fokussierung der Strategien des DARC auf technisch Interessierte
entspricht auch den Ergebnissen der letzten, clubinternen Umfrage. Beides,
diese Ergebnisse wie die eigenen Erfahrungen der Verfasser in der
verantwortlichen Vertretung des DARC als dessen Vorsitzende begründen die
Empfehlung, eine entsprechende Zukunftsstrategie des DARC auszuarbeiten und
umzusetzen. Damit möglicherweise einher gehende, geringere Mitgliederzahlen
haben für das Gewicht des DARC in der Interessenvertetung so lange keine
ernsthaften Nachteile, wie der DARC der von der IARU anerkannte, nationale
Vertreter der deutschen Funkamateure ist. Bei den bisherigen Überlegungen
stand im DARC die Zahl der Mitglieder klar im Vordergrund, da die Finanzkraft
des Clubs direkt hiervon abhängt und seine bisherigen Dienstleistungen nur so
finanzierbar erschienen. Diese Denkweise sollte zumindest hinterfragt werden.
Dass es keiner besonderen Finanzkraft und/oder Organisation bedarf, um in der
Vertretung gegenüber Behörden wirksam zu werden, wurde in der jüngeren
Vergangenheit leider gelegentlich durch einen mini-Verein deutlich.
Schliesslich muss als wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche
Verbandsarbeit die reale Führungsstruktur des Clubs klarer werden. An die
Stelle des willkürlichen Eingreifens des AR und wechselnder Pressure-groups
in die Arbeit des Vorstandes müssen langfristig angelegte Leitlinien treten.
Auf solcher Grundlage müssen Verantwortlichkeiten definiert und auch
wahrgenommen werden, auch wenn man dadurch nicht öeverybody‘s darlingö sein
kann. Die Rolle der Referate für die Führung und Ideenfindung muss im DARC
wieder verstärkt werden. Die Referenten und ihre Mitarbeiter sind die einzige
Personengruppe im DARC, die aufgrund von klaren Qualifikationsanforderung
ernannt, und nicht ohne wirklich definiertes Anforderungsprofil ausgewählt
werden. Diese Gruppe von Experten ihres Gebietes sollte intensiver in die
Entwicklung des Clubs einbezogen werden.
Zusammengefasst werden können die vorgenannten Überlegungen in die
nachstehenden
Statements
Der DARC muss sich über die Wahrung der Interessen der Funkamateure gegenüber
Behörden, Politik und Umwelt neu definieren und die Pflege des Kontakts im
europäischen, internationalen und nationalen Raum intensivieren.
Im Bereich Technik müssen durch internationale Zusammenarbeit mit den
Verbänden technisch führender Nationen Synergieeffekte für eine
Weiterentwicklung der Amateurfunktechnik genutzt werden. Entsprechend sind
die technische Ausbildung im DARC und die Besetzung für Führungspositionen
anzupassen.
Rechtliche Regelungen sind zur Festigung des Amateurfunks in den nationalen
Gesetzen, in den europäischen Richtlinien und den Vertragswerken auf
internationaler Ebene im Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und der IARU
innovativ voranzutreiben. Das Gesetz des Handelns muss auf der Seite des DARC
liegen.
Der DARC muss den RTA konsequent führen und in der EUROCOM und der IARU
seinen Einfluß als drittgrößter Amateurfunkverband der Welt vergrößern.
Der DARC muss seine neue Vision finden, weiterentwickeln und in den Medien
des Amateurfunks, insbesondere auch auf den Amateurfunkbändern offensiv
vertreten. Die Präsenz im Internet ist notwendig, aber alleine nicht
amateurfunkgerecht und hinreichend für diese Zielsetzung.
Der DARC muss durch eine strukturelle Reform mehr Demokratie wagen. Er muss
als wesentliche Rahmenbedingung für Reformen und die Weiterentwicklung des
Clubs eine offene Diskussions- und Streitkultur pflegen. Die Teilnahme der
Basis an der Clubpolitik ist zu intensivieren. Der RTA bzw. der Club müssen
durch die Öffnung für Randgruppen immer wieder den Anspruch unter Beweis
stellen, für alle Funkamateure zu sprechen.
Der DARC muss seine diffuse Führungsstruktur transparenter machen,
Reibungsverluste zwischen den Führungsebenen beseitigen und die
Entscheidungsfindung effektiver machen.
Die Stärke des DARC muß die Kompetenz seiner Mitglieder sein und nicht deren
Anzahl.
Read previous mail | Read next mail
| |