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Günther Matz · Horst Ellgering · Karl E. Vögele				6. Februar 2003





An

Vorstand und Amateurrat des DARC





Liebe Freunde,

die Lage im und um den DARC erfüllt uns wohl alle mit wachsender Sorge. Wir
haben uns daher entschlossen, Euch unsere Gedanken zu dieser Lage zur
Kenntnis zu geben, die auf Erfahrung aus 12 ereignisreichen und erfolgreichen
Jahren in der Vertretung der Interessen des Amateurfunks gründen.

Im Interesse der schnellen Lesbarkeit haben wir unser Memorandum so kurz wie
möglich gehalten. Eine etwas ausführlichere Fassung wird in Kürze zur
Verfügung stehen.

Dieses Memorandum geht zunächst nur an Vorstand, AR und Geschäftsführer des
DARC. Gegen eine weitere Verbreitung erheben wir keine Einwände.


Mit vy 73

Günter Matz, DJ8BN        Dr. Horst Ellgering, DL9MH        Karl Erhard
Vögele, DK9HU


Günther Matz, DJ8BN,		DARC-Vorsitzender 1989 - 1992 				             04.02.03
Dr. Horst Ellgering, DL9MH,		DARC-Vorsitzender 1992 - 1997
Karl Erhard Vögele, DK9HU,		DARC-Vorsitzender 1997 - 2001


Memorandum zur Situation des DARC und des Amateurfunks


Die finanziellen Folgen der rückläufigen Mitgliederentwicklung im DARC, die
Überalterung seiner Mitgliedschaft, überkommene Führungs- und
Entscheidungsstrukturen, demokratische und organisatorische Defizite, das
Fehlen einer zündenden Vision und der schwindende politische Einfluß auf
nationaler wie internationaler Ebene erfordern neue Konzepte, um absehbaren
Schwierigkeiten mit ernsten Folgen für den DARC und den Amateurfunkdienst  zu
begegnen.

Entsprechende Konzepte sind seit den 90er Jahren mehrfach erarbeitet und
vorgestellt worden, ihre Umsetzung ist jedoch regelmässig und im wesentlichen
deswegen gescheitert, weil sie nicht durchsetzbar waren. Aufgrund des
gewachsenen Handlungsbedarfs sind sie jedoch heute wichtiger denn je. Wie
immer, so sollte auch in einem neuen Anlauf einem Konzept eine konsensfähige
Problemanalyse vorausgehen. Die nachstehenden Anregungen und Feststellungen
sollen die notwendige Diskussion hierüber anstossen. Die Verfasser hoffen,
dass der Teufelskreis aus mehrfacher Konzepterstellung und Unmöglichkeit der
Durchsetzung einmal durchbrochen werden kann.


Die Lage des Amateurfunks

Die technische Entwicklung, insbesondere die Möglichkeiten der Beschäftigung
mit PC und Handy haben dem Amateurfunk einen Teil seines technischen Reizes
und seiner Exklusivität genommen. Der Selbstbau früherer Zeiten ist anderen
qualifizierten Tätigkeiten gewichen. Die Kommunikation bildet mehr als früher
das Schwergewicht der Amateurfunktätigkeit. Das Wecken technischen
Verständnisses bei der Jugend, Abbau von Technikfeindlichkeit,
Völkerfreundschaft, Notfunk und andere herausragende Sinnbilder
gesellschaftspolitischer Nützlichkeit des Amateurfunks erfahren kaum noch
öffentliche und politische Wertschätzung. Die wirtschaftliche Lage und
ausuferndes Anspruchsdenken hemmen das Eintreten in einen Verein, in dem
Aktivitäten und Engagement für eine hochqualifizierte technische
Freizeitbeschäftigung mit sozialer Kompetenz geboten sind.


Die Lage des DARC

Während die Zahl der Funkamateure begünstigt durch eine neue Einsteigerklasse
in Deutschland wieder steigt, nimmt die Zahl der Mitglieder des DARC bei
gleichzeitig hohem Durchschnittsalter ab. Der Amateurfunk befindet sich in
einem noch nie da gewesenen Umbruch. Die Krise des DARC als Folge einer
allgemeinen Krise des Amateurfunks zu sehen, trifft nicht den Kern und lenkt
von den eigenen Problemen im DARC ab.

Die schwindende Finanzkraft macht es schwieriger, alle Dienstleistungen wie
bisher aufrecht zu erhalten und sie wachsenden Ansprüchen anzupassen. Der
‚Organisationsgrad‚ der Funkamateure in Deutschland sinkt, weil Newcomer
nicht erkennen, welche Bedeutung der DARC mit dem RTA sowie die IARU für die
Durchsetzung der Interessen der Funkamateure auf nationaler, europäischer und
internationaler Ebene haben. Der Einfluß des DARC ist spürbar  zurückgegangen.


Der DARC als Club aus der Sicht seiner Mitglieder

öDen DARCö sehen die Mitglieder überwiegend als Dienstleister. Der
Vereinscharakter kommt für sie meist nur in den Ortsverbänden zum Ausdruck.
Die Ebene des Distriktes und des AR ist Vielen fremd, der Vorstand ist öda
obenö und weit weg. Dass der Staat Bedingungen schafft um Amateurfunk zu
ermöglichen, wird als Selbstverständlichkeit angesehen. Der Club soll dafür
sorgen, dass mindestens der Status quo erhalten bleibt. Hilfe erwarten die
Mitglieder bei der Erlangung der Amateurfunkgenehmigung einschließlich der
dazu gehörenden Ausbildung, sowie Leistungen wie QSL-Vermittlung,
Clubzeitschrift, Stationsversicherung und Unterstützung im Umgang mit
Behörden.


Die Stimmung der DARC Mitglieder

Auf das oben angesprochene Spektrum der Mitgliederwünsche geht der DARC nach
Kräften ein. Obgleich er auf diesem Gebiet Beachtenswertes leistet, zieht es
ein wachsender Anteil der Newcomer vor, seinem Hobby ohne DARC-Mitgliedschaft
nachzugehen. Eine wachsende Zahl auch langjähriger Mitglieder kehrt überdies
dem Club den Rücken. Ratlosigkeit, Enttäuschungen und Lustlosigkeit machen
sich breit. In einigen Ortsverbänden zu beobachtende, erfreuliche Aktivitäten
reichen nicht aus, um diesen Trend zu stoppen. Eine Vision, welche Motor
solcher Aktivitäten sein könnte, ist nicht erkennbar.


Demokratie und  Führung im DARC

Der Club leidet an einer Vereinsstruktur, die ohne übergeordnetes Konzept
vielfach ad hoc modifiziert worden ist. Als Folge dessen sind Aufgaben und
Verantwortlichkeiten unzureichend definiert und zugeordnet. Die Führung
erscheint als amorphe Gruppe von Personen. Im Amateurrat erschwert die
Vielfalt der Distriktsinteressen die Entwicklung zielführender Konzepte. Die
vom AR vorzugebenden Richtlinien für die Arbeit des Vorstandes fehlen. Die
Vorstandsarbeit erscheint mühsam und wird im Zusammenwirken mit dem AR dem
Erfordernis nach schnellen und effizienten Entscheidungen nicht gerecht. Die
bestehende Praxis bedeutet die Vermischung von  Legislative (AR) und
Exekutive (Vorstand). Dieses organisatorische Defizit verschleißt Vorstände.
Konflikte werden nicht offen ausgetragen. Eine umfassende Diskussion der
Probleme des Clubs findet, wenn überhaupt, nicht in den öffentlich
zugänglichen Sitzungen des AR statt, sondern in den nicht öffentlichen
Vorbesprechungen. Die demokratische Meinungsbildung geht so an der
Mitgliederöffentlichkeit vorbei. Es fehlt eine Streitkultur, die über eine
mitgliederoffene Diskussion Voraussetzungen für  Reformen bereitet.


Der DARC und seine nationale und internationale Rolle

Der DARC bezeichnet sich als ‚Bundesverband für Amateurfunk in Deutschland‚.
Er muss diese Rolle auch ausfüllen. Dies bedeutet zuvorderst die Vertretung
und Durchsetzung der Rechte, Interessen und Anliegen ihrer Mitglieder, in
zweiter Linie die Organisation und Unterstützung ihrer Aktivitäten. Der DARC
führt den RTA und ist als Mitglied der IARU der grösste Verband in deren
Region 1.

Bei der Interessenvertretung vernachlässigt der DARC diese Rolle. Von
Regierungen und Behörden werden in immer kürzeren Abständen neue Regelungen
verkündet, denen lange Diskussionen vorausgehen. Eine intensive, geduldige,
nachdrückliche und langfristige Lobbyarbeit ist unverzichtbar. Dabei spielen
nach der zwölfjährigen Erfahrung der Verfasser im Umgang mit Politik und
Verwaltung nicht die Mitgliederzahl, sondern deren Qualifikation die
entscheidende Rolle. Die europäischen Amateurfunkverbände und die IARU
erwarten dabei vom DARC eine entsprechende Führungsrolle, die er in
Abstimmung mit anderen Verbänden wahrnehmen soll.

Vernachlässigt der Club diese Aufgaben, so wird der Amateurfunkdienst
langfristig darunter leiden. Weiterer Mitgliederschwund wird die Folge sein.


Der DARC in der Zukunft.

Die Aktivitäten des Clubs sollten bei den bisher bestehenden Aufgaben
bleiben, allerdings sind die Gewichte anders zu setzen. Die Anstrengungen sind
auf folgenden Feldern spürbar zu steigern: Bei politischer Aussen- und
Lobbyarbeit, bei Aus- und Weiterbildung sowie bei der technischen
Entwicklung; die strukturellen und organisatorischen Defizite müssen umgehend
aufgearbeitet werden.



Statements

Der DARC muss sich über die Wahrung der Interessen der Funkamateure gegenüber
 Behörden, Politik und Umwelt neu definieren und die Pflege des Kontakts im
europäischen und internationalen Raum intensivieren.

Im Bereich Technik müssen durch internationale Zusammenarbeit mit den
Verbänden technisch führender Nationen Synergieeffekte für eine
Weiterentwicklung der Amateurfunktechnik genutzt werden. Entsprechend sind
die technische Ausbildung im DARC und die Besetzung für Führungspositionen
anzupassen.

Rechtliche Regelungen sind zur Festigung des Amateurfunks in den nationalen
Gesetzen, in den europäischen Richtlinien und den Vertragswerken auf
internationaler Ebene im Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und der IARU
innovativ voranzutreiben.

Der DARC muss den RTA konsequent führen und in  der EUROCOM und der IARU
seinen Einfluß als drittgrößter Amateurfunkverband der Welt vergrößern.

Der DARC muss seine neue Vision finden, weiterentwickeln und in den Medien
des Amateurfunks, insbesondere auch auf den Amateurfunkbändern offensiv
vertreten. Die Präsenz im Internet ist notwendig, aber alleine nicht
amateurfunkgerecht und hinreichend für diese Zielsetzung.

Der DARC muss durch eine strukturelle Reform mehr Demokratie wagen. Er muss
als wesentliche Rahmenbedingung für Reformen und die Weiterentwicklung des
Clubs eine offene Diskussions- und Streitkultur pflegen.

Der DARC muss seine diffuse Führungsstruktur transparenter machen,
Reibungsverluste zwischen den Führungsebenen beseitigen und die
Entscheidungsfindung effektiver machen.

Die Stärke des DARC muß die Kompetenz seiner Mitglieder sein und nicht deren
Anzahl.



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