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DB0FHN

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DH2KK  > FFR      18.03.04 13:40l 45 Lines 3039 Bytes #999 (117) @ DL
BID : HUM7YGDB0TUD
Read: DB0FHN GUEST DL8UR
Subj: Brunolf Baade
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Sent: 040315/1131z @:DB0TUD.#SAX.DEU.EU [TCP/IP-NODE DRESDEN] DP6.00 $:HUM7YGDB
From: DH2KK @ DB0TUD.#SAX.DEU.EU (Klaus)
To:   FFR @ DL 
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WISSENS-GESCHICHTE
Schwerer Weg nach oben
Dresden hat ihm einiges zu verdanken, obwohl Brunolf Baade kein Dresdner war.
Er wurde vor 100 Jahren in Berlin geboren. Aber Dresden war eine, vielleichte
die wichtigste Station seines Lebens. Sein Werk, der erste deutsche Passagier-
Jet, startete im Dezember 1958 in Klotzsche zum Erstflug.
   Als Aerodynamiker und Flugzeugkonstrukteur hatte Baade vorwiegend Pech mit
seinen Arbeiten. In den 30er Jahren forschte und arbeitete er in mehreren 
Flugzeugwerken in den USA, Bei einer Urlaubsreise 1936 ließ man ihn 
und seine Familie nicht mehr aus Deutschland ausreisen. Baade wurde zur Mit-
arbeit an verschiedenen Bomberprojekten in den Dessauer Junkers-Werken ver-
pflichtet. Im April 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, bis
Anhalt in die sowjetische Besatzungszone eingegliedert wurde. Hier mussten die
verbliebenen Junkers-Techniker die während des Krieges begonnenen Projekte un-
ter sowjetischer Aufsicht rekonstruieren und fortführen, bis im Oktober 1946 
sämtliche Technik und Mitarbeiter ohne Ankündigung in die Nähe von Moskau 
"verlegt" wurden. Dort setzten die Flugzeug- und Motorenbauer ihre Arbeit fort
und verhalfen der Sowjetunion zu einem kleinen Technologie-Sprung.
   Unter Baades Leitung wurde hier der Bomber 150 konstruiert und im Flug ge-
testet. Aus diesem Bomber entstand schließlich das Verkehrsflugzeug 152, an-
fangs in technischer Hinsicht durchaus Weltspitze. Chefkonstrukteur Baade 
durfte mit einem sowjetischen General in die DDR reisen und nach einem ge-
eigneten Standort für den Aufbau einer zivilen Luftfahrtindustrie suchen. Die
großen Flugzeugschmieden des Dritten Reiches waren zerstört oder demontiert. 
So fiel die Wahl auf Dresden. 1954 kehrten die letzten verschleppten Flugzeug-
bau-Spezialisten in die DDR zurück.
   Zum Einstieg in die Flugzeugproduktion wurde zunächst mit sowjetischer Hil-
fe die zweimotorige IL-14P gebaut, bevor man mit der 152 beginnen konnte. Doch
auf den gelungenen Erstflug folgte die Tragödie: Der Prototyp stürzte vor 45 
Jahren beim zweiten Flug ab. Das nächste Flugversuchsmuster flog noch zweimal
erfolgreich, bevor die Entwicklung der DDR-Luftfahrtindustrie im Sommer 1961 
aus wirtschaftlichen Gründen abgebrochen wurde. Moskau hatte die hochfliegen-
den Pläne des kleinen Bruderlandes nicht mehr unterstützt.
   Baade wurde Direktor des neuen Instituts für Leichtbau. 1969 starb er
schwerkrank. Sein Lebenswerk, die kurze Episode der DDR-Flugzeugindustrie, 
wurde jahrelang totgeschwiegen. Auch nach der Wende ist die Arbeit des Flug-
zeugkonstrukteurs - abgesehen von Fachkreisen - wenig gewürdigt worden. 
Seit dem Jahr 2000 gibt es immerhin eine Prof.-Brunolf-Baade-Straße. Aller-
dings nicht in Dresden, sondern in Ludwigsfelde, wo der Bau der Triebwerke für
das Dresdner Flugzeug geplant war.      GERNOT GRUNWALD  
                                                        aus SZ vom 14.03.2004



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