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OE7FRH > ROTKREUZ 04.11.05 15:10l 101 Lines 5611 Bytes #999 (999) @ OE
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DIGITALFUNK BOS - AUSTRIA
Das neue Funksystem im Alltag
von DI Ludwig Stonig
Nach langem Warten, vielen Rückschlägen und Enttäuschungen ist es nun
endlich so weit. Das schon lange angekündigte Digitalfunksystem wird
Wirklichkeit!
Zu diesem Zweck werden derzeit in ganz Tirol rund 180 Basisstationen
gebaut, mit denen der besiedelbare Raum, sämtliche Verkehrswege und
alle wesentlichen Schi und Wandergebiete versorgt werden. Auf speziel-
len hochgelegenen Standorten werden Basisstationen installiert, die
auch die Hubschrauberkommunikation sicherstellen.
Abhör- und ausfallsicher, neue Funktionen
Das neue System ähnelt nur im strukturellen Aufbau einem GSM-Netz. In
punkto Ausfallsicherheit und Funktionalität ist es jedoch nicht damit
zu vergleichen. Sämtliche Standorte sind Notstromversorgt, über zwei
unterschiedliche Wege an den Knotenrechner, den sogenannten Switch, an-
gebunden und verfügen selbst im Fall der Trennung vom Switch über Grund-
funktionen, die einen Notbetrieb weiterhin erlauben.
Das TETRA 25-System, so die korrekte technische Bezeichnung, verfügt
über alle Funktionalitäten, die man vom bisherigen Analogfunk kennt. Es
vereinfacht und erweitert die Handhabung dieser Funktionen aber wesent-
lich und schafft neue Möglichkeiten.
Ein Beispiel: Der Gruppenruf in TETRA funktioniert wie die bisherige
Analogfunk-Kommunikation auf einem Kanal, allerdings je nach Systemkon-
figuration künftig bezirksweit, landesweit und wenn nötig auch in ganz
Österreich (sobald TETRA im Jahr 2009 in ganz Österreich verfügbar sein
wird). Im Gegensatz zum alten Analogfunk hören sich die Teilnehmer ei-
ner Gruppe nun immer, egal wie weit die Teilnehmer voneinander entfernt
sind. Auch die früher notwendige Kanalumschaltung beim Wechsel des Sen-
derversorgungsgebietes wird überflüssig. So lange man sich in der sel-
ben Gruppe befindet, sorgt das System dafür, dass sich alle Teilnehmer
hören. Drücken nun doch zufälligerweise gleichzeitig zwei Teilnehmer die
Sprechtaste, was im Analogsystem meist dazu geführt hat, dass beide un-
verständlich waren, so wird im neuen System der Sprechwunsch nur eines
Teilnehmers berücksichtigt, der zweite Teilnehmer erhält ein spezielles
Signal und kommt an die Reihe, sobald die Gruppe wieder frei ist.
Verlässt man das Senderversorgungsgebiet, was auf Grund der Basisstati-
onsdichte sehr selten der Fall sein wird, aber klarer Weise auch vor-
kommen kann, so erkennt das Gerät die fehlende Funkversorgung und gibt
im Falle eines Sprechwunsches ebenfalls ein Warnsignal ab. Das wird den
Verlust von Funksprüchen ebenfalls wesentlich reduzieren.
Eindatzdaten als Textnachricht
Neben der neuen technischen Möglichkeit des Einzellrufes, bei dem ein
Teilnehmer direkt angesprochen werden kann, ohne die Gruppe zu stören,
wird natürlich die Möglichkeit der Textnachricht (im TETRA 25 System
SDS-"short data service" genannt) den Dienstbetrieb verändern.
Diese für die Mehrheit der Bezirksstellen neue, standartmäßig verfüg-
bare Datenfunkmöglichkeit macht die Abwicklung eines Rettungseinsates
wesentlich sicherer. Die Leitstelle sendet die Eisatzdaten via SDS auf
die Anzeige der Funkgeräte im Rettungswagen. Vorbei ist es mit Verstän-
digungsschwierigkeiten bei Adresse und Angaben zur Person. Bei der Ab-
wicklung von Krankentransporten ist es sogar denkbar, vollständig auf
die Sprachkommunikation zu verzichten. Die Leitstelle vergibt den Auf-
trag via SDS und die Mannschaft bestätigt deren Abwicklung über Status
meldungen (Fixtasten am Funkgerät).
Speziell für die Leitstelle bringt das System auch weitere Vorteile. So
gehört GPS ("global positioning system" - ein satellitengestütztes Or-
tungssystem) zum Standardleistungsumfang im TETRA-System, jedes Mobil-
und Handfunkgerät kann mit einem GPS-Empfänger ausgestattet werden. Das
erleichtert die effiziente Fahrtenvergabe gerade bei Notfällen, aber
auch im Krankentransportbetrieb wesentlich.
Organisationsübergreifende Kommunikation
Nicht zuletzt wird Ausstattung aller Einsatzorganisationen mit demsel-
ben Funksystem die organisationsübergreifende Zusammenarbeit im Ein-
satzfall wesentlich erleichtern. Für mit speziellen Berechtugungen aus
gestattete Teilnehmer (Kommandanten, Einsatzleiter oder bei Genehmigung
durch die Leitstelle) wird es nun endlich möglich sein, direkt Verbin-
dung mit den anderen am Einsatz beteiligten Organisationen aufzunehmen.
Zeitplan für das Rote Kreuz
Alle RK-Leitstellen werden schon ab dem Jahreswechsel mit TETRA-Funkge-
räten ausgestattet sein. Der Probebetrieb soll im 2. Quartal 2006 mit
Handfunkgeräten in allen Bezirksstellen stattfinden; relistisch für den
Start des Echtbetriebes im Roten Kreuz erscheint aus jetziger Sicht
Herbst 2006.
Klar ist bereits: Für alle dem Land zugeordneten Organisationen wie
Feuerwehr, Bergrettung und auch für das Rote Kreuz werden für den
Digitalfunk keine laufenden Gebühren anfallen (das Land Tirol hat die
Standorte zur Verfügung gestellt, im Gegenzug fallen dem Land keine
laufenden Gebühren für die Nutzung und Erhaltung des Systems an).
Es steht uns viel Arbeit bevor, bis der "Digitalfunk BOS Austria" inner-
halb des Roten Kreuzes verwirklicht ist, aber am Ende des Weges wird
ein neues Kommunikationsmittel zur Verfügung stehen, um das uns viele
in Europa schon jetzt beneiden.
Quelle RK-Tirol Info
ÖRK Landesverband Tirol
KAT Einheit - Telecom
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